„Es gibt auch bedürftige Muslime“ Gladbacher Tafel muss sich für Spenden-Aufruf rechtfertigen
Mönchengladbach · Die Tafel in Mönchengladbach ruft zu Spenden für bedürftige Menschen auf, bittet aber darum, auf Schweinefleisch zu verzichten - oder es zu kennzeichnen. Im Internet wird sie daraufhin harsch angegangen.
Seit mehr als zehn Jahren bitten die Helfer der Mönchengladbacher Tafel alle Bürger der Stadt, Weihnachtspäckchen mit haltbaren Lebensmittel zu packen. Noch nie hat es für diese Aktion Kritik gegeben. Schließlich sollen die Lebensmittel an arme und bedürftige Menschen verteilt werden. Dieses Mal gab es allerdings auch wütende Stimmen. Der Grund: Die ehrenamtlichen Helfer hatten gebeten, beim Zusammenstellen der Lebensmittel auf Alkohol und Schweinefleisch zu verzichten.
„Es gibt auch bedürftige Muslime in unserer Stadt. auch sie sollen Weihnachtspäckchen bekommen. Dafür brauchen wir ein gewisses Kontingent“, sagt Monika Bartsch, Vorsitzende der Mönchengladbacher Tafel. Das heiße aber nicht, so sagte sie Montag, dass generell keine haltbare Ware mehr mit Schweinefleisch für die Weihnachtsaktion eingepackt werden darf. „Es muss nur genau deklariert werden“, sagt Monika Bartsch. Auch wenn in der Dose mit Erbsensuppe Schweinefleisch ist, sollte das auf der Inhaltsliste vermerkt werden.
„Muslime machen nur den geringsten Teil unserer Kunden aus“, sagt die Vorsitzende. Aber auch sie sollen teilhaben können. „Es bringt ja weder dem Spender, noch dem Beschenkten etwas, wenn im Päckchen etwas ist, was nicht gegessen werden darf.“ Ähnliches gelte auch für Vegetarier oder Menschen mit Lebensmittelallergien. „Deshalb bitten wir immer um möglichst genaue Inhaltslisten“, erklärt die Vorsitzende der Tafel. Die überwiegende Zahl der Kunden bei der Mönchengladbacher Tafel sind Deutsche, darunter „sehr viele ältere Menschen mit kleiner Rente“, so Bartsch.
Im sozialen Netzwerken hatte es nach dem Spendenaufruf der Mönchengladbacher Tafel zum Teil wütende Kommentare gegeben. „Wer die eigenen Landsleute vergisst und nur an die Moslems denkt, hat in meinen Augen keine Spende verdient“, zählt noch zu den harmloseren Varianten. „Auch bei uns sind einige solcher Mails eingegangen“, berichtet Bartsch, „aber es hielt sich noch weitgehend in Grenzen.“