Schultheater Mönchengladbach Schüler für Theaterstück prämiert

Mönchengladbach · Der Literaturkurs des Gymnasiums an der Gartenstraße sensibilisiert für die Gefahren durch Populismus.

 Protagonist Simon Rodens (17) spielt den „Adler“ - und arbeitet sich vom motivierten Jungpolitiker zum Diktator.

Protagonist Simon Rodens (17) spielt den „Adler“ - und arbeitet sich vom motivierten Jungpolitiker zum Diktator.

Foto: Isabella Raupold

Dunkelheit herrscht in der Aula des Gymnasiums an der Gartenstraße. Nach kurzer Zeit leuchtet gleißend helles Licht auf die Eingangstüren. „Alle bereit soweit?“, hallt es vom Technikteam durch den Raum. Die Generalprobe des Literaturkurses der Q1 zum Stück „Die Adler“ beginnt. Zwei Anzugträger betreten den Raum, die Anspannung ist ihnen nicht anzusehen. Erst auf den zweiten Blick erkennt der Zuschauer, dass die Protagonisten keine Geschäftsleute, sondern Schüler des Gymnasiums sind. „Der Adler“ (Simon Rodens, 17) ist einer von ihnen. Er und sein Begleiter „Kreisler“ (Frederic Siebold, 16) sprühen vor Energie und Tatendrang. „Angehende Politiker“ wollen sie sein – und nehmen alles in Kauf, um ihren Traum wahr werden zu lassen.

Was nach dem Beginn einer harmonischen Geschichte klingt, geht tief unter die Haut. Das Volk in dem Stück ist unzufrieden. Bewusst stellen die Schauspieler Parallelen zur aktuellen politischen Situation her. Schnell streben Populisten auf und die neue Partei „Die Alternative der Adler“ (DADA) wird gegründet, um mit einfachen Lösungen zu überzeugen. Es dauert nicht lange, bis der Adler in der Partei aufsteigt – und mit „mein Führer“ angesprochen werden muss. Gefangen im eigenen Egozentrismus verneigt sich der junge Darsteller vor sich selbst. Immer wenn er zu sehen ist, steht auf der Bühne ein Spiegel. Mit leiser Klaviermusik untermalt, gibt er sich seiner Selbstliebe hin. Überall wird positiv über den neuen Staatschef gesprochen. Ob es so weitergeht? „Solange du keinen Krieg anzettelst“, sagt sein Berater Kreisler schmunzelnd mit Blick auf die Pläne des Diktators. Die Ironie ist unverkennbar.

Immer abstruser wird die Situation. Ein großer Mann mit orangefarbenen Haaren stellt sich als US-Präsident „Trumpman“ vor und sieht den Weltfrieden in Gefahr. Seine englischen und französischen Kolleginnen sehen das ähnlich – lassen sich vom Adler jedoch vom Gegenteil überzeugen. Zu Beginn mit einem Lächeln, entwickelt dieser sich zu einer immer unmenschlicheren Figur. Der Zuschauer erlebt einen Wesenswandel des Protagonisten, der sich mehr und mehr dem Größenwahn hingibt. Immer härter und aggressiver wird sein Verhalten – der ursprünglich positiv motivierte, junge Mann ist nicht mehr zu erkennen.

Bis zum Schluss ist der Zuschauer gefesselt von Spannung und Sorge, die nicht mehr nur die Handlung des Theaterstücks betrifft. Die schauspielerische Leistung der Jugendlichen in Kombination mit Licht- und Toninstallationen erzeugen großes Gänsehautpotential. Tamara Thelen (16) überzeugt gleich in drei Rollen. Einfach war die Vorbereitung für sie nicht: „Ich hatte anfangs Probleme damit.“ Jetzt ist sie zufrieden und betont lächelnd: „Für einige von uns ist es wirklich das Herzblut.“ Das ist im Zuschauerraum spürbar – ebenso wie die Vorfreude.

Das Stück „Die Adler“ ist eine Adaption des antiken Stücks „Die Vögel“ vom athenischen Autor Aristophanes und hat dem Literaturkurs den ersten Preis beim 24. internationalen Festival des Klassischen Schultheaters in der Kategorie „ausländische Schulen“ eingebracht. Ende Mai waren die Schüler dazu nach Bari in Italien gereist. Die begleitenden Lehrer Melanie Röer, Bettina Schameitat und Nils Becke sind stolz, sagt Röer: „Das war total spitze.“ Die Vorstellungen am Gymnasium an der Gartenstraße finden am heutigen Abend und am 10. Juli um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) statt. Der Eintritt ist frei.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort