Schüler aus Mönchengladbach gewinnen Debattenwettbewerb „Hauptsache, wir können mitreden“

Mönchengladbach · Marie Sophie Neumann und Sinan Schuler haben den Debattenwettbewerb #mitreden gewonnen. Von dem Preisgeld möchten sie einen Teil spenden – und ihren Abiball retten.

Sinan Schuler und Marie Sophie Neumann kurz nach ihrem Sieg im Düsseldorfer Landtag. Sie sollten dafür argumentieren, dass Nachhaltigkeit im Grundgesetz verankert wird.

Sinan Schuler und Marie Sophie Neumann kurz nach ihrem Sieg im Düsseldorfer Landtag. Sie sollten dafür argumentieren, dass Nachhaltigkeit im Grundgesetz verankert wird.

Foto: Jonas Horsch

Mitreden – dieses Wort fällt oft im Gespräch mit Marie Sophie Neumann und Sinan Schuler. Es ist nicht nur der Name des Debattenwettbewerbs, den sie gewonnen haben, sondern auch Motto und Berufsziel der beiden Schüler der Gesamtschule in Hardt. „Wir möchten wichtige Themen zur Sprache bringen, auch die unangenehmen“, sagt die 21-Jährige.

Dass die beiden dafür gemacht sind, haben sie am Montag im Düsseldorfer Landtag bewiesen. Dort traten sie als Finalisten des Wettbewerbs #mitreden gegen zwei andere Schüler aus Monheim an. Zwanzig Minuten lang sollten sie dafür argumentieren, dass Nachhaltigkeit ins Grundgesetz gehört. Sie gewannen, obwohl beide die These nur teilweise vertreten. „Wir waren nicht dafür, aber auch nicht dagegen“, sagt der 18-Jährige. Beide sind der Meinung, dass Nachhaltigkeit zwar verankert werden, die Politik aber noch einen Handlungsspielraum beibehalten sollte.

Nach dem Wettbewerb sind Schuler und Neumann mit ihrem 5000-Euro-Scheck direkt in die Schule gefahren. „Strahlende Gesichter überall“, sagt Neumann. Ihre Lehrer und Freunde seien sehr stolz gewesen, aber auch ihre Mitschüler, die sie nicht so gut kennen. Denn: Der Abiball, der im Juni stattfinden soll, kann jetzt viel festlicher ausfallen als ursprünglich geplant.

Durch die Pandemie sei es den Abiturienten nur eingeschränkt möglich gewesen, Geld einzusammeln. „Es hätte nur für ein Zelt gereicht“, erklärt Schuler. Mit den 5000 Euro können sie sich nun so feiern, wie die Abijahrgänge vor ihnen: in einem großen Saal, mit genügend Platz für alle und ohne aufs Wetter angewiesen zu sein. „Wir haben schon angefangen, nach Veranstaltungsorten zu schauen“.

 Große Freude nach der Verkündung: Sinan Schuler und Marie Sophie Neumann belegen den ersten Platz.

Große Freude nach der Verkündung: Sinan Schuler und Marie Sophie Neumann belegen den ersten Platz.

Foto: Privat

Außerdem möchten Schuler und Neumann mit dem Geld das Abibuch finanzieren, damit auch Schüler aus wirtschaftlich schwächeren Haushalten eine Erinnerung an ihre Abizeit haben. Und einen Teil möchten sie spenden. „Für uns stand von Anfang an fest, dass wir zehn Prozent abgeben werden“, sagt Neumann. Sie haben sich aber noch nicht entschieden, wohin das Geld gehen soll.

Mit einem Sieg hatten beide nicht gerechnet. Weder Neumann noch Schuler haben Erfahrung im Debattieren, an ihrer Schule gibt es keinen Debattierklub. „In Amerika ist das anders. Ich finde es schade, dass solche Klubs an deutschen Schulen nicht Gang und Gäbe sind. Es kostet nicht viel, würde aber vielen Schülern etwas bringen, auch im Unterricht“, sagt Schuler. Neumann stimmt ihm zu. Vor allem im Zusammenhang mit dem immer wieder diskutierten Wahlrecht ab 16 sei es wichtig, dass Schüler ihre Meinung bilden und sie auch vertreten können. „Beim Debattieren lernt man Fähigkeiten, die in unserer heutigen Gesellschaft immer wichtiger werden“, sagt die 21-Jährige.

Dass sie trotz der wenigen Erfahrung überzeugen konnten, führen sie auf ihre Erziehung zurück. Neumanns Eltern hätten sie immer dazu ermutigt, ihre eigene Position zu hinterfragen und andere Perspektiven mit einzubeziehen. Auch bei Schuler gehöre das Diskutieren und Debattieren mit seiner Familie am Abendbrottisch dazu. „Wir haben nicht immer die gleichen Ansichten und können uns trotzdem respektvoll austauschen“, sagt er.

Für die Zeit nach seinem Abi hat Schuler schon konkrete Pläne. Er möchte ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSV) im Bereich Politik absolvieren. Dafür hat er sich schon bei einigen Landtagen und Ministerien beworben. Erste Erfahrungen in dem Bereich hat er 2018 bei einem Praktikum im Düsseldorfer Landtag gesammelt.

„Ich kannte die Räumlichkeiten schon und war deswegen beim Wettbewerb nicht so angespannt“, sagt er. Nach seinem FSV möchte er auf jeden Fall studieren, entweder Politik, Wirtschaft oder Volkswirtschaftslehre. Danach möchte er in die Politik oder die freie Wirtschaft. „Ich möchte mittendrin sein und Dinge zur Sprache bringen“.

Das sieht bei Neumann ähnlich aus. Auch sie plant nach dem Abi ein FSV oder einen Bundesfreiwilligendienst. Danach soll es an die Uni gehen, Politik oder Journalismus möchte sie studieren. Wie es danach weitergehen soll, weiß sie noch nicht. Aber das sei nicht so schlimm. „Der Wettbewerb hat mir noch mal gezeigt: Hauptsache, ich kann mitreden“, sagt sie.

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