Rosenmontag in Mönchengladbach Züge nehmen sturmgeschädigte Narren auf

Mönchengladbach · Viele Jecke, deren Umzüge am Sonntag vom Winde verweht wurden, holten das Feiern am Rosenmontag bei Nachbarn nach.

 Ein Zug für alle Felle: In Pesch hatte nicht nur diese Gruppe viel Spaß.

Ein Zug für alle Felle: In Pesch hatte nicht nur diese Gruppe viel Spaß.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Mönchengladbacher Narren stehen zusammen. Das zeigte sich am Rosenmontag, als jecke Züge durch vier Stadtteile tobten.

Neuwerk Kurz vor 13 Uhr herrscht buntes Treiben am Haus Lütz. Die Wagen und Fußgruppen sammeln sich und stellen sich auf. Horst Meyer hat alle Hände voll zu tun. „Wir erwarten rund 700 Leute. Wir haben fünf Lastwagen und sieben kleinere. Außerdem noch fünf Bollerwagen“, sagt der Zugverantwortliche. „Ett fluppt.“ Meyer ist froh, dass auch das Wetter sich pünktlich zu Beginn beruhigt hat. „Wenn es gestürmt hätte, hätten wir wahrscheinlich abgesagt“, fügt er hinzu. Tanja Runkel von der Evangelischen Stiftung Hephata ist mit 88 Teilnehmern gekommen. Sie tummeln sich als Bienen durch das Neuwerker Narrennest. „Wir sind seit fünf Jahren dabei. Ich freue mich immer darauf wenn ich sehe, wie viel Freude unsere Teilnehmer haben“, sagt Runkel. Bei der KG „Op de letzte Drücker“ ist der Name Programm. „Bei uns geht es fast immer auf die letzte Minute. Die Kostüme werden dann auch schon mal Sonntagnachmittag gemacht“, sagt Präsidentin Ellen Lenzkes.

Bei den Narren an der Straße steigt die Aufregung – besonders bei den jüngsten, die als Dinosaurierer, Superhelden oder Plüschtiere herumwuseln. Pünktlich startet dann der Zug, und die Neuwerker Buure Gäng wirft die ersten Kamelle. Der erste große Wagen rollt los, eine Burg. An Bord kleine Zwerge, Prinzen und Prinzessinen. Gemäß dem Motto „Neuwerks buntes Narrennest“, zieht eine Fußgruppe als bunte Vögel mit langen Hälsen in blau und gelb. Karin Gräber ist immer dabei. „Ich bin fünf Jahre selbst mitgegangen“, sagt sie. Jetzt feiert sie mit ihrer Familie vor der Haustür. Mit dabei sind Corina Tillmann und ihr Enkel. „Es ist sein erstes Mal“, sagt Tillmann und lächelt ihn an.

Wanlo Angst vor einem Unwetter? Nicht in Wanlo! „Wir sind hier ganz entspannt“, sagt Theresa Biewer, Geschäftsführerin der Wanloer Ströpp, und lacht.  Die Karnevalsgesellschaft freut sich über die vielen Jecken, die zu ihrem Rosenmontagszug gekommen sind. Das Zentrum des Stadtteils ist voll mit Menschen in bunten Kostümen, es sind wesentlich mehr Besucher als im vorigen Jahr, und das trotz Regen. Ein Grund dürfte sein, dass die Wanloer Ströpp kurzerhand weitere Gesellschaften eingeladen haben. Und zwar einige von denen, deren Veedelszüge wegen des Sturms am Sonntag abgesagt werden mussten. Das kommt bei den Karnevalsfans richtig gut an. „Wir finden das echt toll! Ich habe mich schon gefragt, was diese Gesellschaften jetzt machen. Schließlich sind in die Vorbereitung ja auch viel Geld und Arbeit geflossen“, sagt René Maaß, der mit seiner Familie nach Wanlo kam. Spontan mit dabei waren die Odenkirchener, eine Gruppe aus Broich- Peel, die Kinderprinzessin aus Mennrath und das Kinderprinzenpaar aus Rheindahlen. Der Rosenmontagszug in Wanlo kam so auf eine Zahl von insgesamt 17 Wagen, Fußgruppen und Musikanten.

Eröffnet wurde der Zug vom Vorsitzenden Michael Peters und der Bimmelbahn der Kleinen Garde. Es folgten die Gruppen aus Wickrathberg, Odenkirchen, Rheindahlen und Wickrathhahn. Den Schluss machten die Große Prinzengarde und der Wagen der Wanloer Ströpp op. Darunter befand sich außerdem die Fußgruppe um Georg Peters, die als Niederländer verkleidet Rosen an die Passanten verschenkten.

Hardt „Alles im grünen Bereich“, melden sowohl Polizeihauptkommissar Michael Mertens als auch Zugleiter Reiner Maßen und Präsident Heino Lambertz für den Hardter Veedelszug. Während die Polizei das Geschehen rund um den Hardter Rosenmontagszug im Blick hat, organisiert die Zugleitung, ausgestattet mit Handy und Funkgerät, den närrischen Zug durchs Stadtteil. „Maar Moot“ heißt es in Hardt, und der Mut zum Umzug hat sich wieder gelohnt.

„Alles ist gut“, berichtet Zugleiter Maßen, „am Sonntagnachmittag haben sich noch Gruppen aus Rath-Anhoven, Rheindahlen und Hehn angemeldet, die aufgrund des Ausfalls in Rheindahlen noch Möglichkeiten der Teilnahme suchten. Kein Problem bei uns, die Gruppen sind im Zug dabei.“

„Jeck op de Hardt“ heißt es dann im Zug und auch am Wegesrand. Sehr zur Freude der Kinder haben sich die Zugteilnehmer gut mit Süßigkeiten eingedeckt. Es gibt viel aufzufangen. Krönender Abschluss ist der Prunkwagen der jungen Tollitäten. Das Kinderprinzenpaar der Gesellschaft, Prinzessin Mia Hardtensia Busch und Prinz Moritz Peters, haben sichtlich Spaß und werfen fleißig, Kamelle, Schokolade, Popkorn und weitere Süßigkeiten in die jubelende Narrenwelt am Straßenrand.

Fast 25 Minuten dauert der Vorbeizug der bunten Truppen und Wagen. Manches Kompliment an die veranstaltende Karnevalsgesellschaft Spönnradsbeen hört man aus den Zuschauerreihen. Nach dem Zug sorgt die „After-Zoch-Party“ in der Zeltanlage am Birkmannsweg für einen turbulenten Abschluss. Zwischen 2500 und 3000 kostümierte Narren begehren Einlass. Eintrittskarten werden sorgfältig kontrolliert, da die Party bereits seit Wochen ausverkauft ist.

Pesch Das haben die Zuschauer beim Zug in Pesch auch noch nicht erlebt: zwei Prunkwagen mit zwei Kinderprinzenpaaren an Bord – eines vorne als Eröffnung und eines am Ende zum Abschluss. Grund dafür ist der ausgefallene Tulpensonntagszug in Hardterbroich. Die KG „Alles onger ene Hoot“ hatte beim Nachbarn, der KG „Halt uut Pesch“, angefragt, ob es möglich sei, dass Prinz Robin und Prinzessin Lea beim Pescher Zug teilnehmen. „Das wollen wir den Kindern gönnen“, sagt dazu Konni Kreuzberg, Vorsitzender und Präsident in Pesch.

 Fantastisch und fantasievoll, wie diese hier im Neuwerker Zug, sollten Kostüme sein.

Fantastisch und fantasievoll, wie diese hier im Neuwerker Zug, sollten Kostüme sein.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)
 „Jeck op de Hardt“ hieß die Devise beim närrischen Treck durchs Stadtteil. Und das lassen sich Hardter nicht zweimal sagen.

„Jeck op de Hardt“ hieß die Devise beim närrischen Treck durchs Stadtteil. Und das lassen sich Hardter nicht zweimal sagen.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)
 Schaurig schön diese mobile Trutzburg, die durch Wanlo rollte. So leicht lässt sich Mönchengladbachs Süden halt nicht unterkriegen.

Schaurig schön diese mobile Trutzburg, die durch Wanlo rollte. So leicht lässt sich Mönchengladbachs Süden halt nicht unterkriegen.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Auch Prinz Jan Bring und Prinzessin Josefine Rieger hatten nichts dagegen, sich den Spaß zu teilen. Thomas Merzbach, stellvertretender Kommandant der Prinzengarde und Pescher Zugleiter: „Wir sind doch Nachbarn und da wollen wir helfen.“ Die drei Prunkwagen des kleinen Pescher Zuges stehen zum Abmarsch an der Rohrstraße bereit. Die Gruppen, die nicht unbedingt zur Wagenbegleitung gehören, stoßen aus dem Koenigskaree hinzu, zum Beispiel die Jecken des TuS Jahn, die Katholische Junge Gemeinde oder die „Rollis“ aus dem DRK-Heim. Pfiffige „Kamellejäger“ haben es in Pesch leicht. Sie können den Zug mehrmals abpassen, denn die Reyerhütter Straße wird dreimal und die Pescher Straße zweimal gequert. „Hier ist alles recht übersichtlich“ erklärt Winfried Zeitz, der mit dem Fahrrad aus dem benachbarten Lürrip kommt, die Situation. Übersichtlich, aber schön.

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