Mönchengladbach Romeo und Julia in der Weinbrennerei

Mönchengladbach · Vor 65 Jahren lernte der damals knapp 20-jährige Hans Ommeln bei Aushilfsarbeiten in einer Weinbrennerei in Rheindahlen die 15-jährige Inge Fassbender kennen. Es funkte sofort.

 Hans und Inge Ommeln haben Diamantene Hochzeit gefeiert. Als sie sich vor 65 Jahren kennenlernten, war es Liebe auf den ersten Blick. Seit 30 Jahren hat das aktive Paar einen Schrebergarten.

Hans und Inge Ommeln haben Diamantene Hochzeit gefeiert. Als sie sich vor 65 Jahren kennenlernten, war es Liebe auf den ersten Blick. Seit 30 Jahren hat das aktive Paar einen Schrebergarten.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

„Es war ein Kampf“, erinnert sich Hans Ommeln. „Der dickste Brocken war der Vater.“ Vor 65 Jahren lernte der damals knapp 20-Jährige bei Aushilfsarbeiten in einer Weinbrennerei in Rheindahlen die 15-jährige Inge Fassbender kennen, die dort eine Ausbildung zur Bürokauffrau machte. Es funkte direkt zwischen den beiden. Aber die Eltern Fassbender waren strikt gegen die Beziehung. Schließlich war ihre Tochter noch sehr jung. Doch der gelernte Weber Hans Ommeln bleibt hartnäckig. „Er hat nicht locker gelassen“, erzählt seine Frau und strahlt noch 65 Jahre später.

Die beiden sehen sich jeden Tag bei der Arbeit, auch wenn Inge sturmfreie Bude hat, weil die Eltern  im Modegeschäft an der Dahlener Straße sind. Weil sie noch kein Telefon zur Verfügung haben, steckt sie ein Zettelchen ans Fenster, damit der Auserkorene weiß, dass er klingeln kann. Die Großmutter und die Nachbarn halten dicht und verraten nichts von den Besuchen. Und schließlich lässt sich auch der Vater von der Qualität des Schwiegersohns in spe überzeugen. Fünf Jahre später wird geheiratet. Das junge Paar zieht mit in das elterliche Haus an der Trierer Straße ein, wo es heute noch wohnt.  Vier Töchter wachsen dort auf. Hans Ommeln arbeitet als selbstständiger Taxifahrer und dann mehr als zwanzig Jahre als Busfahrer. „Das war optimal für uns“, sagt seine Frau, die bei der Post arbeitete, als die Kinder größer waren.

Der Zusammenhalt der Eheleute ist immer groß, auch wenn es mal zu Temperamentsausbrüchen kommt. „Mein Mann ist eben Sternzeichen Löwe“, erklärt Inge Ommeln und lächelt. Aber er ist nicht nur Löwe, er ist auch sehr kreativ und handwerklich begabt. „Wenn ich gestickt habe, hat er mir eine Zeitlang über die Schulter geguckt, dann konnte er es hinterher besser als ich“, erzählt seine Frau. Bei der Tiffany-Glaskunst war es genauso. „Nur stricken kann ich nicht“, sagt Hans Ommeln und lacht. Dafür stellt er in liebevoller Handarbeit Schwibbögen und Krippen aus Holz her, die er auch in Ausstellungen zeigt. Und er treibt  Sport, ist lange Marathon gelaufen und sogar in Paris und Berlin gestartet. Auch das Wandern ist seine Leidenschaft. „Ich bin den Rheinsteig und den Eifelsteig gelaufen“, sagt er. Noch heute wandert er gern mit Kindern und Enkeln.

Und weil das alles natürlich noch nicht reicht, um aktive Menschen auszulasten, hat das Ehepaar Ommeln seit dreißig Jahren auch noch einen Schrebergarten gepachtet, wo gepflanzt, geerntet und gefeiert wird.

Was ist das Geheimnis einer langen und glücklichen Ehe? „Man muss tolerant sein können“, erklärt Inge Ommeln. „Keiner von uns ist nachtragend.“ Sie haben immer alles gemeinsam besprochen und dann umgesetzt. Es gebe natürlich Höhen und Tiefen zu bewältigen, meint auch Hans Ommeln. Aber: „Kein Moment kann intensiver sein als der gemeinsam erlebte“, formuliert er poetisch.

Nun stand einer der sicherlich intensivsten Momente an; Zusammen mit Kindern, Enkeln und Urenkeln wurde am Donnerstag der 60. Hochzeitstag gefeiert, die Diamantene Hochzeit -  ein Fest, das nicht vielen vergönnt ist.

Angela Wilms-Adrians

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