Interview mit Robert Metzen „Dolmetscher zwischen den Fachbereichen“

Mönchengladbach · Der neue Fachbereichsleiter Weiterbildung und Musik über Kommunikationskultur, Digitalisierung und strategische Ziele.

 Seit 100 Tagen im Amt: Robert Metzen, Leiter des Fachbereichs Weiterbildung und Musik.

Seit 100 Tagen im Amt: Robert Metzen, Leiter des Fachbereichs Weiterbildung und Musik.

Foto: Bauch, Jana (jaba)

Herr Metzen, Sie haben zum 1. Oktober 2019 als Nachfolger von Frank Füser die Leitung des Fachbereichs Weiterbildung und Musik bei der Stadt Mönchengladbach übernommen und sind damit verantwortlich für Volkshochschule und Musikschule. Was war Ihre erste Handlung im Amt?

Metzen Ich bin natürlich durchs ganze Haus gegangen und habe jeden persönlich begrüßt. Ich war zum Beispiel auch in der pädagogischen Konferenz der Musiklehrer. Inhaltlich habe ich mich zuerst mit der neuen Zweigstelle in Rheydt beschäftigt. Musikschule und VHS ziehen ja aus dem Cityhaus in den von der Kreisbau errichteten Neubau gegenüber, in dem auch das neue Studentenwohnheim untergebracht wird. Der Rohbau wurde abgenommen, jetzt geht es um die Abstimmung des Innenausbaus.

Wann wird die neue Zweigstelle Rheydt bezugsfertig sein?

Metzen Wir hoffen, in der Jahresmitte, aber es kann auch Oktober werden.

Sie waren vorher Controller im Dezernat für Bildung, Kultur und Sport. Sind Sie ein Zahlenmensch? Wie passt das zum Kulturbereich?

Metzen Das passt hervorragend. Ich bin Diplom-Verwaltungswirt und war lange in der Bauverwaltung, wo ich viel mit Juristen und Technikern zu tun hatte. Im Schulamt habe ich eng mit Pädagogen zusammen gearbeitet und als Dezernatscontroller waren es Fachleute aus unterschiedlichen Kulturbereichen. Ich habe mich immer als Vermittler empfunden, der die verschiedenen Sichtweisen zusammengebracht hat. In meinem jetzigen Tätigkeitsbereich ist das ähnlich: ich bin der Dolmetscher zwischen den Fachbereichen. So sehe ich meine Aufgabe. Und ich bringe auch ein persönliches Interesse am Kulturbereich mit.

Das hört sich so an, als hätten Sie Ihren Traumberuf gefunden

Metzen Ja, es macht mir sehr viel Freude. Für mich schließt sich auch ein Kreis. Ich wäre gern Lehrer geworden, aber damals war nicht die Zeit dafür. Das Interesse für Bildungsfragen hat mich aber nie verlassen.

Wo liegt denn Ihr persönlicher Schwerpunkt im Kulturbereich?

Metzen Ich singe sehr gern. Seit meiner Kindheit singe ich in Chören. Ich war auch lange im Vorstand des Kammerchors Cantiamo. Ich mache auch beim neuen Chor von Klaus Paulsen mit oder bei externen Projekten wie „Mensch Maria“ in Kevelaer. Singen macht mir wirklich viel Freude.

Sie sind beim Eröffnungskonzert der neuen Orgel im Carl-Orff-Saal der Musikschule gesehen worden. Hat es Ihnen gefallen?

Metzen Ich war begeistert. Die neue Orgel ist wirklich etwas ganz Besonderes. Sie ist einer großzügigen Spende zu verdanken und konnte im Zuge der Sanierung des Carl-Orff-Saals eingebaut werden. Die Technik wird gerade komplett erneuert. Sie war sehr in die Jahre gekommen. Die Beleuchtung beispielsweise bestand aus 170 Glühbirnen mit je 100 Watt. Das war teuer und hat den Raum unglaublich aufgeheizt. Im letzten Jahr ist dann noch ein Scheinwerfer auf die Bühne gestürzt, da war klar, dass reagiert werden muss. Weil sowohl die Wartungs- als auch die Energiekosten so hoch waren, können wir das Ganze als Konsolidierungsmaßnahme im Rahmen des Haushaltssanierungsplans abrechnen. In zehn Jahren wird sich die Investition von 175.000 Euro amortisiert haben. Die Sanierung des Carl-Orff-Saals hat mich schon als Controller beschäftigt.

Ihr Vorgänger war bekannt für seine Streitkultur und Zielstrebigkeit. Was ist Ihr Markenzeichen?

Metzen Ich bemühe mich um eine gute Kommunikationskultur. Mir ist wichtig, offen mit Konflikten umzugehen und sie früh zu lösen. Dazu gehören auch transparente Entscheidungen.

Die Musikschule genießt einen exzellenten Ruf und ist gut aufgestellt. Was sind Ihre Aufgaben dort?

Metzen Als Fachbereichsleiter habe ich die drei klassischen Bereiche Organisation, Personal und Finanzen zu verantworten. Es geht darum, den Rahmen für die fachliche Arbeit zu schaffen. Mit Christian Malescov in der Musikschule und Thomas Erler bei der VHS haben wir sehr gute Leiter, die inhaltlich hervorragende Arbeit leisten. Wir sind im ständigen Dialog und es ist auch meine Aufgabe, ihnen Freiräume zu schaffen und Platz für Experimente.

Müssen VHS und Musikschule sparen?

Metzen Natürlich, alle müssen sparen. Es gibt entsprechende HSP-Maßnahmen. Bei der Musikschule mussten wir beispielsweise die Kursgebühren erhöhen. Bei der VHS gibt es einen internen Kontrakt zur Budgetierung, der wirtschaftliches Handeln fördert und sehr gut funktioniert.

Worum geht es bei diesem Kontrakt?

Metzen Alle Angebote außerhalb der VHS-Pflichtaufgaben müssen einen Deckungsbeitrag von 120 Prozent erwirtschaften. Diese Überschüsse bleiben aber zum Teil bei der VHS und können dort eingesetzt werden. So wurde zum Beispiel der Grüne Salon finanziert, ein Raum, der wie ein Wohnzimmer gestaltet ist und für Gesprächskreise und Foren genutzt wird. Oder die Lernwelt, ein Raum mit Internetzugang und angenehmer Lernatmosphäre, der allen offen steht.

Digitalisierung ist im Bildungsbereich ein großes Thema. Wie weit sind VHS und Musikschule?

Metzen Die VHS ist sehr gut ausgestattet: es gibt W-Lan im ganzen Haus, Präsentationstechnik wie zum Beispiel Beamer ist fest installiert, es gibt interaktive Whiteboards. Der Saal soll jetzt mit neuer Technik ausgestattet werden, die es ermöglicht, Vorträge aufzuzeichnen oder live zu streamen. Man kann sich dann auch per Chat daran beteiligen und Fragen stellen. Bei der Musikschule sind wir noch nicht ganz so weit. Es ist sehr aufwendig, dort flächendeckend W-Lan zu installieren, weil das Gebäude über viele verschiedene Ebenen verfügt. Aber auch im Musikunterricht gibt es viele digitale Anwendungen, die sinnvoll sind. Die Noten auf dem Ipad zu haben, ist heute eigentlich selbstverständlich, es gibt Handy-Apps, da werden die verschiedenen Stimmen farbig dargestellt. Das ist alles sehr gut, setzt aber eine Internetverbindung voraus.

Wann wird die Musikschule über W-Lan verfügen?

Metzen Ich hoffe, noch in diesem Jahr. Erst einmal ist der Carl-Orff-Saal dran. Ich bin dem Gebäudemanagement sehr dankbar, dass es dort so schnell vorangeht. Danach kümmern wir uns um das W-Lan.

Sie setzen dabei auf freundliche Beharrlichkeit?

Metzen Ja, ich weiß aus Erfahrung, dass man damit weiterkommt als mit Ärger und Druck.

Die VHS hat kein gedrucktes Programm mehr. Wieso?

Metzen Ja, das gedruckte Programmheft ist Geschichte. Die reinen Informationen sind online abzurufen, zusätzlich wird es Magazine geben, die sich mit bestimmten Themen beschäftigen. Es gibt also nach wie vor schriftliche Informationen – nur anders. Gleichzeitig weiten wir das telefonische Beratungsangebot aus.

Die VHS hat viele ältere Nutzer. Gab es da keinen Aufschrei?

Metzen Wir wussten, dass nicht jeder mit dieser Entscheidung glücklich sein würde und es gab schon kritische Stimmen. Wir wollen ganz bestimmt niemanden abhängen, deshalb wurde das telefonische Beratungsangebot ja ausgebaut. Am Ende können die Interessenten auf diese Weise mehr Informationen bekommen und besser einen passenden Kurs finden, als das mit dem gedruckten Programm möglich war.

Was wird sich sonst noch verändern?

Metzen Wir denken darüber nach, den Fachbereich Musik aus der VHS herauszulösen und bei der Musikschule anzusiedeln. Mein Vorgänger war selbst Musiker und brachte die fachliche Kompetenz zur Leitung des Fachbereichs mit, jetzt findet sich diese Kompetenz aber eher in der Musikschule. Das niederschwellige Angebot soll jedoch erhalten bleiben. Erwachsene wollen oft keinen Einzelunterricht nehmen, sondern etwas ausprobieren. Dazu dienen beispielsweise die Gruppen-Gitarrenkurse. Das alles bleibt. Ebenso wie die Big Band oder der Madrigalchor. Wie auch immer die neue Organisation aussieht, es wird dafür kein neues Geld geben. Wir werden versuchen, das soweit wie möglich mit Bordmitteln zu stemmen.

Wie sieht die Planung für die Zukunft aus?

Metzen Wir haben vor einiger Zeit gemeinsam strategische Ziele des Kulturdezernates festgesetzt. Danach richtet sich jetzt unser Handeln aus. Eines dieser Ziele ist zum Beispiel kulturelle Teilhabe für alle. Da ist die Musikschule sehr erfolgreich: es gibt stets viele Teilnehmer bei Wettbewerben wie Jugend musiziert, aber auch ein Breitenangebot. Es ist wichtig, die Welt der Musik auch den Kindern und Jugendlichen zu eröffnen, deren Familien keinen Bezug dazu haben. Das inklusive Angebot der Musikschule ist in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Es ist toll, junge Menschen zu sehen, die zwar individuelle Unterstützung brauchen, aber wie ausgewechselt sind, wenn sie Musik machen.

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