Arbeitsmarkt in der Region 600 Ausbildungsstellen noch unbesetzt

Mönchengladbach · Firmen suchen dringend Nachwuchs. Dabei gibt es mehr unversorgte Bewerber als Stellen. Bei Unter-25-Jährigen liegt die Arbeitslosenquote in Mönchengladbach bei 9,3 Prozent. Die Arbeitsagentur meldet stadtweit insgesamt 13.000 Arbeitslose.

 Ein Schweißer arbeitet an einem Stahlsegment. Weil Arbeitgeber ihren Fachkräftebedarf kaum mehr aus dem Arbeitsmarkt decken können, bietet die Arbeitsagentur ein neues Förderprogramm.

Ein Schweißer arbeitet an einem Stahlsegment. Weil Arbeitgeber ihren Fachkräftebedarf kaum mehr aus dem Arbeitsmarkt decken können, bietet die Arbeitsagentur ein neues Förderprogramm.

Foto: dpa/Patrick Pleul

An diesem Donnerstag beginnt das neue Ausbildungsjahr. Viele junge Menschen starten in einen neuen Lebensabschnitt, andere müssen bangen: Denn zahlreiche Bewerber im Stadtgebiet Mönchengladbach sind nicht versorgt, insgesamt 711. Dabei gibt es noch 597 offene Stellen. Das teilte die Arbeitsagentur mit. Saisontypisch haben sich in den vergangenen Wochen viele Menschen unter 25 Jahren arbeitslos gemeldet.

Grund sind zwei Schwellen. „Einige finden nach der Schule keine passende Ausbildungsstelle, andere werden nach der Ausbildung nicht übernommen“, sagt Angela Schoofs. Die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach betont: „Arbeitgeber sind bereit, auch noch in den nächsten Wochen Ausbildungen zu starten.“ Möglich ist das bis Ende September. Offen sind etwa Stellen in der Pflege und in kaufmännischen Berufen – gesucht werden auch Berufskraftfahrer, Dachdecker, Elektroniker und Lager-Fachkräfte und viele mehr.

Die Arbeitsagentur beschreibt den Arbeitsmarkt als „aufnahmefähig“. Das gilt für die Stadt Mönchengladbach und den Rhein-Kreis Neuss, der ebenfalls in den Bezirk der Arbeitsagentur fällt. Auffällig: Bei deutlich weniger Beschäftigten in Mönchengladbach ist die Arbeitslosenquote hier fast doppelt so hoch wie im Rhein-Kreis Neuss. In Gladbach liegt sie bei 9,2 Prozent, im Kreis Neuss bei 5,1. Zum Vergleich: Im Juli 2018 lag die Quote in Mönchengladbach bei 9,7 und im Rhein-Kreis Neuss bei 5,4 Prozent. Die Zahlen haben sich also leicht verbessert, gegenüber dem Vormonat Juni allerdings jeweils um 0,1 Prozentpunkte verschlechtert. In ganzen Zahlen heißt das: In Mönchengladbach sind 12.994 Menschen arbeitslos gemeldet, 72 Prozent beziehen Hartz IV. Im benachbarten Rhein-Kreis sind es 12.420 Arbeitslose, dort beziehen 61 Prozent Hartz IV. Darüber hinaus gelten rund 35.000 Menschen im Agenturbezirk als unterbeschäftigt, weil sie sich etwa in Job-Maßnahmen befinden.

Bei der Präsentation der Arbeitsmarktzahlen lag der Fokus jedoch vor allem auf dem Thema Ausbildung. Agentur-Chefin Angela Schoofs sagte, der Ausbildung würde fälschlicherweise noch immer ein schlechtes Image anhaften. Viele Eltern glaubten, ihre Kinder könnten nur dann erfolgreich sein, wenn sie studieren. Wenn sich Azubis in Handwerks- oder Industrieberufen jedoch fortbilden, würden sie später oft besser dastehen als Akademiker. „Ein Studium ist auch nach einer Ausbildung möglich“, sagte Schoofs.

Ein anderes Thema, das vor allem Arbeitgeber beschäftigt: der Fachkräftemangel. Unterstützung verspricht die Arbeitsagentur mit einem Förderprogramm für Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter fortbilden möchten. Das soll durch das seit Januar bestehende „Qualifizierungschancengesetz“ möglich sein, bei dem die Agentur Kosten für größere Mitarbeiter-Fortbildungen zum Teil komplett übernimmt und einen Arbeitsentgeltzuschuss zahlt. „Die Förderung orientiert sich unter anderem an der Betriebsgröße“, sagt Arbeitgeber-Berater Daniel Wiesmann. Außerdem müssten förderfähige Fortbildungen mindestens 161 Unterrichtsstunden umfassen.

Von seinen Erfahrungen mit dem Programm berichtete Stefan Koep, der als Geschäftsführer an der Spitze des Neusser Unternehmens Kampmann steht, das Baumaschinen vertreibt. Sein Betrieb zählt 46 Mitarbeiter. „Wir hatten 2018 einige Stellen zu besetzen, vor allem haben wir Berufskraftfahrer gesucht“, berichtete er. „Es gibt aber kaum eine Chance, den Fachkräftebedarf aus dem Arbeitsmarkt zu decken. Mit dem Förderprogramm können wir eine ungelernte Hilfskraft, die schon bei uns gearbeitet hat, zum Berufskraftfahrer fortbilden.“ Koep zufolge würden viele Unternehmer gar nicht um die Möglichkeiten wissen. „So etwas geht oft im Tagesgeschäft unter.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort