Mönchengladbach Reifenwechsel ist Handarbeit

Mönchengladbach · Spätestens jetzt sollen die Winterräder am Auto montiert werden, sonst droht bei entsprechender Witterung eine Strafe. Die Kreishandwerkerschaft erklärt in einem Versuch, wie es geht und worauf Autofahrer achten sollten.

 Die Demontage der Sommerreifen ist relativ einfach: Dazu können wir den Druckluftschrauber benutzen. Auf Knopfdruck werden die Schrauben gelöst. Bei der Montage der Winterreifen hilft dieses Werkzeug allerdings nicht.

Die Demontage der Sommerreifen ist relativ einfach: Dazu können wir den Druckluftschrauber benutzen. Auf Knopfdruck werden die Schrauben gelöst. Bei der Montage der Winterreifen hilft dieses Werkzeug allerdings nicht.

Foto: Sascha Rixkens

Ein Reifenwechsel dauert laut Weltrekord 1,73 Sekunden. Wenn man das mit mit ungefähr 20 Mechanikern in einem Formel-1-Team macht. Wer selbst die Reifen wechselt, wird wahrscheinlich deutlich mehr Zeit benötigen. Wer im Winter mit unangepasster Bereifung unterwegs ist, riskiert nicht nur eine Strafe (60 bis 80 Euro, plus ein Punkt im Verkehrszentralregister, was neuerdings auch dem Halter des Fahrzeugs droht), sondern auch seine Gesundheit. „Sommergummimischungen verhärten schon bei niedrigen Plus-Graden, womit sich die Haftung auf der Straße spürbar reduzieren kann“, sagt Kreishandwerksmeister Frank Mund. „Winter-Typen bleiben weich und verfügen über ein spezielles Lamellen-Profil, das auf Schnee und Eis besonders gut greift.“

Woran erkennt man Winterreifen? Das ist tatsächlich neu: Die Kennzeichnung „M+S“ reicht nicht mehr aus, wie die Kreishandwerkerschaft mitteilte. Es gelten nur noch solche Reifen als wintertauglich, die mit dem „Alpine-Symbol“ (das ist ein Bergpiktogramm mit Schneeflocke) gekennzeichnet sind. Hintergrund sind einheitliche Prüfkriterien. Bestandsreifen mit „M+S“-Kennzeichnung, die bis zum 31. Dezember 2017 hergestellt wurden, gelten aber noch in einer Übergangsfrist bis zum 30. September 2024 als wintertauglich. Sie dürfen also noch aufgefahren werden. Das Produktionsdatum steht übrigens auf jedem Reifen.

 Die Montage der Winterreifen: Geschraubt wird per Hand, unter anderem mit einem Drehmomentschlüssel.

Die Montage der Winterreifen: Geschraubt wird per Hand, unter anderem mit einem Drehmomentschlüssel.

Foto: Sascha Rixkens

Wann müssen Winterreifen montiert sein? Es gibt keinen festen Zeitraum. Sie müssen montiert sein, wenn die Witterung das vorgibt. Also am besten so schnell wie möglich.

 Mit der Drahtbürste wird der Rost an der Radnabe entfernt. Dabei kann man auch die Bremsen prüfen.

Mit der Drahtbürste wird der Rost an der Radnabe entfernt. Dabei kann man auch die Bremsen prüfen.

Foto: Sascha Rixkens

Muss man das in einer Werkstatt machen lassen? Nein, das geht auch selbst. Ist aber deutlich mühseliger. Wer einen Termin in einer Werkstatt haben möchte, sollte jetzt allerdings schnell sein, rät Frank Mund. Wir haben es mit Guido Michele, Auszubildender zum KFZ-Mechatroniker im dritten Lehrjahr bei Waldhausen + Bürkel, ausprobiert. Er half in der Lehrwerkstatt der Kreishandwerkerschaft beim Reifenwechsel.

Demontage der Sommerreifen Mit dem Druckluftschrauber werden die fünf Schrauben gelöst, dann mit etwas Ruckeln das Rad mitsamt Felge von der Achsen nehmen – fertig. Wer die Reifen zu Hause wechselt, sollte erst die Schrauben etwas lösen und dann den Wagenheber benutzen. Das ist einfacher. Vor der Einlagerung sollte an den Reifen noch markiert werden, wo sie montiert waren. Das macht es im kommenden Jahr einfacher.

 Guido Michele misst die Profiltiefe der Winterreifen: 5,9 Millimeter reicht noch locker.

Guido Michele misst die Profiltiefe der Winterreifen: 5,9 Millimeter reicht noch locker.

Foto: Andreas Gruhn

Profiltiefe messen Das mit dem Markieren haben wir bei den Winterreifen im Frühjahr natürlich nicht gemacht. Also muss Guido Michele prüfen, welches Rad an welche Achse und welche Seite gehört. Dazu misst er die Profiltiefe: Ein Paar hat etwa 5,8 bis 5,9 Millimeter, das andere 5,3 bis 5,4 Millimeter. „Die Reifen mit dem besseren Profil montieren wir hinten“, sagt Michele. Zwar ist vorne die Antriebsachse, aber hinten ist die spurgebende Achse, erklärt Frank Philippen, Ausbildungsmeister in der Lehrwerkstatt. Ein Neureifen hat acht Millimeter Profiltiefe, vorgeschrieben sind mindestens 1,6 Millimeter. „Das ist aber schon gefährlich“, warnt Frank Mund. „Ab vier Millimeter lassen die Wintereigenschaften schon nach.“ Wenn klar ist, welches Rad auf welche Achse gehört, entscheidet die Laufrichtung über die richtige Seite. Dabei hilft ein Symbol am Rand.

 Dieses Symbol zeigt die Laufrichtung des Reifens an, die unbedingt eingehalten werden muss.

Dieses Symbol zeigt die Laufrichtung des Reifens an, die unbedingt eingehalten werden muss.

Foto: Andreas Gruhn

Montage der Winterreifen Dann beginnt die Montage. Dazu das Rad auf die Nabe heben und mit der Hand alle Schrauben, so weit es geht, anschrauben. Dann mit einem passenden Schraubenschlüssel fest anziehen, und zwar immer gegenüberliegend wechseln. Das passiert auch in der Werkstatt per Hand, nicht mit dem Druckluftschrauber. Sind alle Schrauben fest, wird das Fahrzeug heruntergelassen. Dann werden mit einem Drehmomentschlüssel noch einmal alle Schrauben angezogen. Dazu wird das richtige Drehmoment eingestellt (in diesem Fall  120 Newtonmeter), und dann anziehen, bis es im Schlüssel „knackt“. Es ist schon erstaunlich, wie weit sich die Schrauben noch drehen lassen mit diesem Werkzeug, obwohl man doch eigentlich mit einem normalen Schraubenschlüssel schon alles gegeben hat.

Einlagerung der Sommerreifen Rund zwei Drittel aller Autofahrer lagern die Reifen selbst sein, der Rest nutzt Reifen-Hotels. Laut Kreishandwerksmeister Frank Mund sollten die Reifen vor allem vor Extremtemperaturen geschützt sein. Dann können die Räder liegend, stehend oder auf einem Felgenbaum gelagert werden.

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