Neue Bestattungsform Rat in Mönchengladbach beschließt Aschefelder auf Friedhöfen

Nach leidenschaftlicher Diskussion hat die Mehrheit der Ratsmitglieder der neuen Friedhofssatzung zugestimmt. Die sieht auch die für Mönchengladbach neue Bestattungsform - die Aschefelder - vor. Der Änderungsantrag einzelner Ratsmitglieder von CDU und SPD scheiterte.

 Verstreute Asche (Symbolfoto).

Verstreute Asche (Symbolfoto).

Foto: Imago

Die Debatte war emotional, philosophisch, juristisch, von großer Fairness geprägt und ohne Streit. Und ihr Ergebnis am Abend ist eindeutig: Die Asche Verstorbener kann künftig auf speziell ausgewiesenen Flächen auf städtischen Friedhöfen in Mönchengladbach verstreut werden. Das beschloss am Abend der Rat. Oder besser: Die Mehrheit lehnte einen Änderungsantrag einer Gruppe aus CDU- und SPD-Fraktionsmitgliedern ab.

Die Christdemokraten Dieter Breymann, Norbert Post, Klaus Oberem, Michael Schroeren, Karl-Heinz Schiffer und Bernhard Stein sowie die beiden Sozialdemokraten Ulrich Elsen und Ute Hermanns scheiterten mit ihrem Antrag, den entsprechenden Passus aus der neuen Friedhofsatzung zu streichen.

13 Ratsmitglieder aus fast allen Fraktionen stimmten für den Änderungsantrag, zwei enthielten sich, die restlichen Mandatsträger lehnten den Antrag ab und ermöglichten damit, dass Totenasche ab dem kommenden Jahr verstreut werden darf. Die Fraktionen hatten die Abstimmung darüber freigegeben.

Künftig gilt: Die Asche Verstorbener darf auf ausgewiesenen Feldern verstreut werden, wenn der Verstorbene dies ausdrücklich schriftlich so bestimmt hat. Nur der Bestatter darf dies tun, nicht die Angehörigen selbst. An zentraler Stelle werden Name, Geburts- und Sterbedatum der Verstorbenen auf Gedenkplatten einheitlich aufgeführt, es sei denn, der Verstorbene hat es schriftlich anders festgelegt. Dann kann diese Beisetzung auch anonym erfolgen. Die Kosten für eine Verstreuung der Asche legt die neue Gebührensatzung fest: 500 Euro kostet diese Art der Bestattung.

Im Land NRW ist es eigentlich schon seit dem Jahr 2003 möglich, solche Aschefelder auf Friedhöfen einzurichten. Viele Kommunen haben dies auch bereits umgesetzt, etwa Mettmann, Duisburg, Kleve, Erkelenz, Hilden, Grevenbroich, Ratingen, Solingen, Meerbusch, Münster, Bonn (Bad Godesberg) und Krefeld. Ab dem kommenden Jahr gehört auch Mönchengladbach dazu.

Bei einer nicht repräsentativen Umfrage unserer Redaktion sprachen sich bis zum Nachmittag 80 Prozent der knapp 700 Teilnehmer für die Möglichkeit aus, Asche auf Friedhöfen verstreuen zu lassen. Zwölf Prozent waren dagegen, acht Prozent der Teilnehmer äußerten sich neutral.

"Die Bestattungsmöglichkeit verstößt gegen den Begriff der Menschenwürde nach Artikel eins des Grundgesetzes", sagte Dieter Breymann (CDU) in seiner Begründung des Antrags. "Die Würde des Menschen reicht über den Tod hinaus." Das Selbstbestimmungsrecht des Menschen sei ein hohes Gut, aber eben nicht das höchste Gut.

Sein Parteifreund Frank Eibenberger entgegnete: "Es gibt in dieser Frage kein Richtig oder Falsch, sondern nur ein Darstellen der eigenen Empfindung." In Anlehnung an das Werk "Der kleine Prinz" von Antoine de Saint-Exupéry ergänzte er: "Man kann von überall zu den Sternen schauen, also kann ich auch von überall erinnern. Meine Erinnerungskultur benötigt keinen Grabstein, meine Erinnerungskultur benötigt einen Grabstern. Was wichtig ist, sieht man nicht."

Reinhold Schiffers (SPD) bemerkte: "Wir eröffnen mit dieser Bestattungsform eine Befreiung der Seele des Menschen." Städtische Friedhöfe seien offen für andere Rituale, "für eine plurale Gesellschaft". Ein Missbrauch sei durch die Satzung ausgeschlossen, denn der Verstorbene müsse dies in seinem letzten Willen selbst schriftlich festhalten.

Norbert Post sagte in Bezug auf die Mönchengladbacher Abfall-, Grün- und Straßenbetriebe (Mags): "Die Bestattungsform entspricht natürlich den Nachfragen, die an die Mags gestellt werden. Aber mit dem Tod bin ich nicht für mich selbst verantwortlich, wir sind soziale Wesen. Lassen wir den anderen Menschen den Ort für die Trauer."

Auch Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners (CDU) stimmte für den Antrag und damit gegen die Aschefelder. "Ich habe mir das nicht leicht gemacht, aber es hat mit meiner christlichen Grundhaltung zu tun. Ich möchte dieser Bestattungsform nicht zustimmen." Einig waren sich die Ratsmitglieder allerdings in einer anderen Einschätzung Reiners und Breymanns: "Die Diskussion der vergangenen Wochen über dieses Thema war lebendig, respektvoll und vorbildlich."

(angr)
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