Randalierende Jugendliche Was Kirchplatz-Anlieger verzweifeln lässt

Mönchengladbach · Seit mehreren Jahren leiden Anwohner des Platzes an der Citykirche unter Jugendlichen, die sich hier freitags und samstags zusammenrotten. Sie pöbeln, randalieren, zerstören. Es gibt Hilfe – doch sie behebt das Problem nicht.

 Der Kirchplatz hinter der Citykirche ist eine der schönsten Orte in der Gladbacher Innenstadt. Nur freitags und samstags nicht. Da terrorisieren Jugendliche die Anwohner.

Der Kirchplatz hinter der Citykirche ist eine der schönsten Orte in der Gladbacher Innenstadt. Nur freitags und samstags nicht. Da terrorisieren Jugendliche die Anwohner.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wenn andere Menschen sich auf das Wochenende freuen, kommen bei Maria Sch. und Gisela M. (Namen von der Redaktion geändert) andere Gefühle hoch. Sie haben Angst davor, abends das Haus zu verlassen und zu einer späteren Stunde wieder nach Hause zurückzukehren. „Ich gehe gerne ins Lax Legere an der Wallstraße. Die haben so ein schönes kulturelles Angebot. Aber mich graut’s vor dem Rückweg“, sagt Maria Sch. Vom Café bis zu ihrem Haus sind es nur rund 300 Meter. 290 davon sind völlig problemlos – die letzten zehn Meter könnten für die ältere Dame zu einem Spießrutenlaufen werden.

Denn freitags und samstags rotten sich Jugendliche regelmäßig am Kirchplatz zwischen Citykirche und den hübschen Backsteinhäusern zusammen: Sie pöbeln, randalieren, urinieren vor Haustüren, beschädigen Autos und ganz oft auch das Kirchengebäude. Alle Versuche, das Problem endlich zu lösen, sind eigentlich gescheitert. Die Stadt hat nicht zuletzt wegen der Situation in diesem Gebiet die Zahl der Mitarbeiter im Kommunalen Ordnungsdienst (KOS) aufgestockt. Es gibt auch mehr Kontrollen. Aber dauerhaft wirken sie nicht. Wenn Maria Sch. erzählt, wie oft die Jugendlichen ihr auf dem kleinen Platz abgestelltes Auto beschädigt haben, wird das ganze Ausmaß der Belästigungen deutlich: Sie haben Spiegel abgetreten, Scheiben zerstört, zuletzt gab es eine große Beule, weil ein junger Mann aus lauter Wut dagegen getreten hat. „Vorher gab es viel Streit. Da ging es wohl um ein Mädchen, und er hat vor lauter Frust mein Auto demoliert. 1500 Euro hat es gekostet, den Schaden zu reparieren“, erzählt sie.

Schlafen können die Betroffenen freitags und samstags nur dann, wenn sie alle Fenster fest schließen und dazu noch Ohrstöpsel tragen. Und selbst dann dringt der Lärm noch durch. „Mehr als 120 Mal habe ich Polizei und Ordnungsamt alarmiert, wenn die Situation wieder ganz schlimm war“, sagt Gisela M. Jeden einzelnen ihrer Anrufe hat sie dokumentiert, ganz oft hat sie beim KOS nur auf Band sprechen können. „Die rufen nicht mal zurück. Wir interessieren die gar nicht“, schimpft sie.

Anwohner Matthias Z. (Name von der Redaktion geändert) erzählt, wie sich die Jugendlichen mit Alkoholika eindecken. „Die besuchen in der Regel alle eine Diskothek in der Nähe. Da sind ihnen die Getränke zu teuer. Dann gehen sie zu den beiden Kiosken, die es hier am Alten Markt gibt und decken sich da ein“, sagt er. Die Folgen bekommen die Anwohner wenig später zu spüren. „Dann sind die so besoffen, dass sie nur noch Randale machen“, sagt Z. Und nicht nur er wundert sich darüber, warum die zweite Trinkhalle erst vor kurzem eröffnet hat. „Wer hat die genehmigt? Die Stadt weiß doch, was hier los ist“, schimpft er.

Der CDU-Ratsherr Martin Heinen kümmert sich seit Jahren um die Anwohner, versucht ihnen zu helfen. Er ist nach deren Information der einzige, der aus dem Kreis der Unterstützer geblieben ist, nachdem sich die Kirchplatz-Anlieger vor gut drei Jahren erstmals an die Öffentlichkeit gewandt hatten. Auch Heinen kennt keine Lösung. „Es helfen hier nur Nadelstiche: Die Kontrollen müssen so dicht und nachhaltig sein, dass die Jugendlichen die Lust verlieren, sich hier zu treffen“, sagt er. Doch Heinen weiß auch: Die Zahl der KOS-Kräfte ist kaum weiter aufzustocken. „Das kann die Stadt nicht bezahlen. Selbst wenn wir 30 hätten, würde es vermutlich nicht für die ganze Stadt reichen“, sagt er. Heinen hofft, dass ein neues Landes-Polizeigesetz neue Spielräume gibt – etwa für eine Überwachung des Gebiets per Video-Kamera.

(web)
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