Verkehr in Mönchengladbach Wo bitte geht’s hier zu den Radstationen?

Mönchengladbach · Über Baustellen vor dem Laden freut sich niemand. In der Stadt gibt es zwei Radstationen, und beide haben gerade Bauzäune, Bagger und Arbeiter vor der Tür. Das schadet dem Geschäft. Denn viele finden die Radstationen einfach nicht.

 Die Radstation am Hauptbahnhof Rheydt liegt versteckt hinter einem Bauzaun.

Die Radstation am Hauptbahnhof Rheydt liegt versteckt hinter einem Bauzaun.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Wer sich in Mönchengladbach nicht auskennt, könnte sie leicht übersehen: die Radstationen an den beiden Hauptbahnhöfen. In Rheydt fällt zurzeit die große Baustelle auf. Die Radstation  wurde wegen des Abrisses des Bahnhofsgebäudes zum Teil in Container ausgelagert. Der Standort ist gleichgeblieben – liegt allerdings hinter einem hohen Bauzaun. „Wir haben sehr viele Nachfragen, ob es die Radstation überhaupt noch gibt“, sagt Christiane Lambertz vom Diakonischen Werk, das die beiden Radstation betreibt. In Gladbach droht ein  ähnliches Schicksal durch die Baustelle. Und das ausgerechnet jetzt im Sommer, wo viele auf das Fahrrad umsteigen.

Die Baustellen am Platz der Republik in Gladbach und am Rheydter bedeuten Lärm, Schmutz, Bauzaun-Labyrinthe  und aufgerissene Wege.  „Seit September 2021 befindet sich der Rheydter Bahnhof hinter einem Bauzaun, und seit Ende letzten Jahres wird der Platz der Republik umgebaut. In Mönchengladbach rückt der Bauzaun erst seit kurzem näher“, sagt Ursula Leineweber, Fachgebietsleiterin Radstationen, mit Blick auf den Platz der Republik. Die Diplom-Sozialarbeiterin versichert, dass sowohl die Radstation hinter dem Gladbacher Hauptbahnhof als auch die am Rheydter Hauptbahnhof weiterhin zu den gewohnten Zeiten geöffnet sind: im Sommer von montags bis freitags von 6 Uhr bis 22 Uhr, samstags und sonntags von 10 bis 20 Uhr. Seit dem 12. Juli ist die Radstation am Bahnhof in Mönchengladbach allerdings in der Zeit von 7 bis 16 Uhr wegen Bauarbeiten am Platz der Republik nicht auf direktem Weg erreichbar, sondern nur so: „Links vom Haupteingang in Richtung Durchgang zum Bahnhof an der letzten Tür bitte klingeln! Ab 16 Uhr erreichen Sie die Radstation über den Schotterweg“, wie die Diakonie mitteilt.

In den Radstationen können Fahrräder weiterhin an allen Tagen rund um die Uhr sicher untergestellt und wieder abgeholt werden. „Den Service nutzen vor allem Pendler, die von hier aus mit der Bahn weiter zur Arbeit fahren oder auch Menschen, die in den Innenstädten zu Fuß von Geschäft zu Geschäft wollen“, sagt Achim Hintzen, Zweiradmechanikermeister und Betriebsleiter beider Standorte. 660 sichere Abstellplätze für Räder gibt es in der Gladbacher Station, 220 in Rheydt.

Ebenfalls im Sieben-Tage-Dienst reparieren, putzen und verleihen die Mitarbeiter der beiden Stationen Fahrräder. Daneben bereiten sie gebrauchte Räder, die der Diakonie gespendet wurden, auf und bieten sie zum Verkauf an. Auch ein Lastenrad und ein Tandem, beide im Besitz des ADFC, können bei der Radstation Mönchengladbach gemietet werden.

Das Besondere am Konzept der Radstationen: Zu den Mitarbeitern zählen auch Teilnehmer, die aus der Langzeitarbeitslosigkeit kommen. Sie können mit ihrer Tätigkeit in den Stationen den Weg zurück in eine Arbeitsstruktur finden und profitieren von sozialer Teilhabe. „Wir legen großen Wert darauf, den Menschen die Chance zu geben, wieder Fuß zu fassen und sich an die Bedingungen des ersten Arbeitsmarktes zu gewöhnen“, erklärt Renate Beckers, Diplom-Sozialpädagogin in der Rheydter Radstation das Konzept.

Ein Drittel der Teilnehmer sei jünger als 27 Jahre, ihre Arbeitsbiografien seien unterschiedlich, vom fehlenden Abschluss bis zum abgebrochenen Studium ist alles dabei. Ihre Jobs bei den Radstationen sind zunächst auf neun Monate befristet. Wer danach einen Ausbildungsplatz oder eine feste Stelle sucht, hilft die Diakonie weiter. Die Radstationen bilden auch selbst aus, zurzeit sind es zwei Azubis aus dem Kreis ehemaliger Teilnehmer. „Viele in den Teams sehen in unseren Stationen auch ein Stück zuhause, sie sind einfach gerne hier. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir ihnen ebenfalls in anderen Bereichen beistehen, sie etwa zur Sucht- oder Schuldenberatung vermitteln können“, sagt Ursula Leineweber. 19 Plätze für Teilnehmer bietet die Gladbacher Station, in Rheydt sind es 17. Insgesamt beschäftigt die Diakonie in der Rheydter Station 25 Mitarbeiter, in der Station am Gladbacher Hauptbahnhof 28.

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