Vortrag Frauen und ihre Flucht-Erfahrungen

Mönchengladbach · Eine Psychotherapeutin schildert die Traumata weiblicher Flüchtlinge. Und sie hat auch einen Rat für ehren- und hauptamtliche Helfer.

Psychotherapeutin Gabriele Fischer war Referentin des Abends.

Psychotherapeutin Gabriele Fischer war Referentin des Abends.

Foto: Markus Rick (rick)

„Frauen und Flucht“ war das Thema eines Vortrages, den das Katholische Forum Mönchengladbach gemeinsam mit der Gleichstellungsstelle der Stadt Mönchengladbach anlässlich der diesjährigen Frauenaktionstage organisiert hat. Gabriele Fischer, Psychologische Psychotherapeutin und Referentin im Auftrag der Organisation „Medica mondiale“ führte sachkundig in das Thema der Traumata insbesondere geflüchteter Frauen ein und zeigte überdies Wege zur Bewältigung ihrer vielfältigen Traumata auf.

34 Prozent aller nach Deutschland Geflüchteten, so Fischer, sind Frauen – wobei der Prozentsatz in Mönchengladbach etwas geringer ist. 66 Prozent der Frauen kommen mit ihren Kindern und 48 Prozent sind zwischen 17 und 29 Jahren jung. Niemand, betonte Fischer, komme ohne zwingenden Grund: Die Menschen kommen, weil ihnen Lebensgefahr, Krieg, Terror, Folter droht, weil sie Gewalt, Ehrenmord, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung oder Entführung befürchten müssen.

Nach einer langen Fluchtdauer ohne jegliche wie auch immer geartete Sicherheit leiden alle Frauen. Statistisch sieht das so aus: 40 Prozent benennen Traurigkeit als Folgeerscheinung ihrer Flucht, 23 Prozent Schlafprobleme, 26 Prozent Angst, 19 Prozent Kopfschmerzen, 21 Prozent Rückenschmerzen und fünf  Prozent haben Selbstmordgedanken.

Das überschaubare Publikum im Forum an der Bettrather Straße bestand aus Männern und Frauen, die ehren- und hauptamtlich mit Geflüchteten zusammenarbeiten. In der Materie zuhause, stellten sie gezielte Fragen und steuerten ihre eigenen Erfahrungen bei.

Der  1993 gegründete Verein Medica mondiale, eine feministische Frauenrechts- und Hilfsorganisation, hat zum Umgang mit Belasteten einen stress- und traumasensiblen Ansatz entwickelt. Er fußt auf vier Prinzipien. Da ist die Sicherheit, um Stress und Angst zu reduzieren. Sichere Räume, Einfluss und Kontrolle, Transparenz und politischer Schutz gehören dazu.

Als zweiter Punkt ist Stärkung zu nennen, wodurch Selbstwirksamkeit und Selbstwert gefördert werden. Die Frauen erreichen dies durch Handlungsmöglichkeiten und politische Teilhabe. Der dritte Punkt ist Verbindung, um ein stärkendes Miteinander zu gestalten. Die Frauen benötigen ein Netzwerk und den Einsatz eigener Ressourcen.

Aber nicht nur die Geflüchteten benötigen etwas, auch die, die sich um sie kümmern: nämlich „achtsame Organisationskultur und Selbstfürsorge“. Den ehren- und hauptamtlich Tätigen gab Fischer mit auf den Weg: „Bleiben sie gesund bei ihrer Arbeit.“

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