Kolumne Denkanstoß Der „wahre Prepper“ kann auf Gott vertrauen

Möcnhengladbach · Lebensmittel horten, Bunker bauen – so richten sich manche Menschen auf vermeintlich drohende Groß-Katastrophen ein.

 Bastian Blum zeigt in seinem Keller Vorräte an Verbands- und Desinfektionsmaterial. Der Prepper aus Krefeld ist für den Notfall gerüstet.

Bastian Blum zeigt in seinem Keller Vorräte an Verbands- und Desinfektionsmaterial. Der Prepper aus Krefeld ist für den Notfall gerüstet.

Foto: dpa

Wissen Sie was ein Prepper ist? Mir war der Begriff vollkommen fremd, bis ich eines Abends beim Segeln durch die Fernsehprogramme auf eine Dokumentation stieß, die mein Interesse weckte. „Prepper“ kommt aus dem Englischen und wird abgeleitet von „to be prepared“ (vorbereitet sein), und meint Menschen, die überzeugt sind, dass in der nahen Zukunft große Katastrophen geschehen, die den Staat handlungsunfähig machen, so dass man auf sich gestellt den Überlebenskampf aufnehmen muss. Dabei reicht das Schreckensszenario von globalen Umweltkatastrophen über dramatische Hacker- und Terrorangriffe bis hin zu Weltkriegsvisionen. Um für diesen Katastrophenfall gerüstet zu sein, werden Lebensmittel gehortet, Survival-Trainings absolviert, Handlungsstrategien vorbereitet, (Atom-)Bunker gebaut und manches mehr. Besonders im rechten Spektrum politischer Anschauungen findet ein solches Verhalten Anhänger.

Zunächst war ich nur verblüfft, doch in zweierlei Hinsicht wuchs mein Erschrecken. Da war zum einen die vermutete Dunkelziffer von Preppern in unserem Land. Denn hier geht es nicht um eine kleine Schar von Weltuntergangspropheten, sondern um eine ganze Prepperszene. Und wo ein Bedarf ist, da lauert sofort auch eine Industrie, um die Bedürfnisse zu befriedigen; so reichen wenige Klicks im Internet, um sich zumindest eine Prepper-Grundausrüstung ins Haus zu holen. Doch ist damit auch die abgründige Zukunftsangst gebannt? Sicherlich begleitet immer den Menschen die Sorge um die Zukunft, und natürlich will und muss man sich auf sie einstellen. Doch frühere Generationen dachten nicht an eine zeitnahe Vernichtung der Menschheit, sondern bauten noch Kathedralen, von denen sie wussten, dass deren Vollendung Jahrhunderte benötigte. Dass wir ein solches Vertrauen in die Zeit nicht mehr besitzen, kann ich hinnehmen, doch was ist in unserer Gesellschaft geschehen, dass die Angst vor der Zukunft solche Ausmaße annehmen kann? Zudem irritierte mich die selbstverständliche Überzeugung der Prepper, dass man als Einzelkämpfer diese „Endzeitschlacht“ zu bestehen hat; gerade noch Familienmitglieder werden als Hilfe toleriert. Was für ein Menschenbild wird hier gelebt, dass den Mitmenschen nur als Bedrohung wahrnimmt und dass man im Untergang sich einzig auf sich selbst verlassen kann? Wer meint, nur im Ich Rettung zu finden, und für den jedes Du eine potentielle Gefahr bildet, der ist wirklich alleine in der Welt.

Natürlich kann man einwenden, dass es sich hier um eine Minderheit handelt oder dass bloß ein übersteigertes Vorsorgebedürfnis vorliegt. Doch sind solche Endzeitphantasien nicht eher die Spitze eines Eisberges? Denn solche Entwicklungen brauchen einen gesellschaftlichen Nährboden, auf dem solche Blüten gedeihen können. Wo gemeinsame Werte weniger werden, wo gemeinsame Zukunftsvisionen fehlen, wo allein das Materielle die gemeinsame Bezugsgröße ist, da zerfällt eine Gesellschaft in einen Individualismus, bei dem der andere bestenfalls Konkurrent ist und im Ernstfall zum Feind wird. Wo das Du Gottes immer mehr entschwindet, da ist schlussendlich der Mensch zum Einzelkämpferdasein verdammt. Doch Menschsein und Menschlichkeit entfalten sich nur im Wir und mit dem Du! Auch unser Glaube kennt das Vorbereitetsein, aber nicht auf eine imaginäre Zukunftskatastrophe, sondern für den Ernstfall des eigenen Todes. Der „wahre Prepper“ braucht nicht das Überleben einzuüben, sondern darf das Leben mit anderen und für die anderen leben. Und er kann auf Gottes Geleit vertrauen, weil allein diese Nähe wirkmächtig ist, Zukunft und dann Ewigkeit zu schenken. Das neue Jahr ist noch jung, gehen wir voll Vertrauen und Hoffnung miteinander unter Gottes Obhut in das Morgen hinein.

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