Kultur in Mönchengladbach Töne, Theorie und Tropfen bei der Premiere der Abbey Hill Concerts

Mönchengladbach · Am Museum Abteiberg war für viele was dabei: entspannte Ambient-Töne des Byggesett Orchestras, ein streitbarer Film über Naturzerstörung und Technizismus-Kritik.

 Das Byggesett Orchestra war bestens aufgelegt und hatte auch noch Zuhörer abseits des Veranstaltungsgeländes.

Das Byggesett Orchestra war bestens aufgelegt und hatte auch noch Zuhörer abseits des Veranstaltungsgeländes.

Foto: Ilgner,Detlef (ilg)/Ilgner Detlef (ilg)

Da sage noch einer, das Museum Abteiberg sei so etwas wie ein Wolkenkuckucksheim. Mitnichten! Am Donnerstagabend jedenfalls türmten sich zwar formidable Wolken überm Hügel zusammen, in den einst Hans Hollein seinen ikonischen Ausstellungsbau nebst Reisterrassen grub. Aber nur ein paar Tröpfchen rieselten zwischendurch auf die Fangemeinde von Georg Sehrbrocks Byggesett Orchestra. Was ein Viertelstündchen Pause und willkommene Abkühlung brachte. Dem in jeder Hinsicht wunderbaren Konzert tat das himmlische Geniesele keinen Abbruch.

Und dem Setting, das die Junioren des Museumsvereins, die MG_artfriends angerichtet hatten, sowieso nicht. Denn zu diesem fügte sich in dieser ersten Auflage eines Abbey Hill Concerts einerseits der von wissenschaftlicher Rhetorik in den Wolken transhumanistischer Technizismuskritik schwebende Vortrag des kurz vor seiner Dissertation stehenden Autors Max Franz Johann Schnetker.

 Ebenso das im besten Sinn bewusstseinweitende Filmkunstwerk „Brand“ von Susanne Fasbender, dessen erster, zweistündiger Teil mitten in der Werkschau von Andrea Browers die komplexen Zusammenhänge zwischen dem Widerstand um den Tagebau Hambach, den Akteuren eines globalen Kapitalismus und der Zerstörung der Natur und der Lebensmöglichkeiten vieler Menschen aufzeigt.

Schloss sich an die Filmvorführung im angenehm klimatisierten Museum eine kurze, lebhafte Diskussion an, zu der neben der Autorin auch Aktivisten aus dem Hambacher Forst beitrugen, gab‘s zu Schnetkers von überraschenden Wendungen geprägten Ausführungen leidlich kühles Bier und Chips.

Die große Ambient-Fangemeinde, in die sich etliche junge Museums-Freunde mischten, fläzte sich gemütlich in die Liegestühle, saß auf den Stufen des Skulpturengartens und genoss den überraschend vollen und differenzierten Sound, den Georg Sehrbrock mit seinen Synthesizer-Loops, Markus Türk an der Trompete,  Andre Hasselmann an den Drums und der genial aufgelegte Peter Körfer an seiner höhergelegten Bassgitarre und den Keyboards anrichteten. Selten haben die Vier so sprühend improvisiert, und das vor der traumhaften Kulisse des Staccioli-Rings, der in allen Farben illuminiert auch gleich Bühnennebel spuckte.

Corona begrenzte nicht zwar die Stimmung, wohl aber die Zahl der Besucher, deren etliche abgewiesen dem Konzert von der Mauer am Münster lauschten. Die Maskenpflicht und die Einbahnstraßenregelung vor dem Haus wurden durchweg akzeptiert.

Eine begeisternde Premiere.

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