Kolumne Denkanstoß Waldsterben 2.0

Mönchengladbach · Lasst uns Apfelbäumchen pflanzen als Zeichen der Hoffnung, schreibt unser Autor.

 Vertrocknete Bäume, ob wie hier im Hardter Wald oder im Wickrather Wald, bereiten unserem Autor Sorge.

Vertrocknete Bäume, ob wie hier im Hardter Wald oder im Wickrather Wald, bereiten unserem Autor Sorge.

Foto: Holger Hintzen

Nachdem ich vor einigen Tagen mit meiner Familie aus dem Urlaub zurückgekehrt war, fuhr ich mit meinem jüngsten Sohn Jakob mit dem Fahrrad in den Wickrather Wald. Während der Fahrt fiel uns auf: Viele Fichten im Wald, ja sogar in manchen Gärten, haben ihre ganzen Nadeln verloren. Wir waren sehr erschrocken. Vor dem Urlaub sah es noch nicht so dramatisch aus. Aber jetzt stehen viele tote Gerippe von Fichten traurig in der Gegend herum. Sie sind Opfer geworden des Klimawandels mit der großen Trockenheit im vergangenen und in diesem Jahr. Das Schlimme ist, dass jetzt auch die Laubbäume anfangen zu leiden. Wenn so heiße Sommer, wie zuletzt, die Regel werden, bekommen wir ein riesiges Problem. Dann werden nicht nur einzelne Bäume absterben, sondern ganze Wälder, was wiederum fatale Auswirkungen für unser Klima hat.

Es ist also höchste Zeit zu handeln. In der Politik, wie auch im persönlichen Bereich. Meine Kinder haben schon viele Ideen mit eingebracht, was man bei uns zu Hause verändern kann. Und das ist nicht wenig. Mit einfachen Mitteln und Maßnahmen kann man etwas für die Schöpfung tun. Als so genannte Krone der Schöpfung ist das ja auch unser vornehmster Auftrag: Nämlich diese Welt zu schützen, zu pflegen und zu hegen. Das steht schon auf den ersten Seiten der Bibel.

Ich kann mich noch gut an den Beginn der 1980er Jahre erinnern. Da war das Waldsterben aufgrund des sauren Regens schon in aller Munde. Viele fürchteten damals, dass unser Wald bald der Geschichte angehören würde. Doch gezielte Maßnahmen haben das damals verhindert. Dies gibt mir die Hoffnung, dass auch jetzt der Wald zu retten ist. Denn ohne den Wald können wir nicht überleben. Martin Luther soll einmal gesagt haben: „Und wenn morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Dieses Zitat macht Luthers innere Einstellung sehr gut deutlich. Er ließ sich niemals im Leben unterkriegen und bewahrte sich immer die Hoffnung. Denn Hoffnung ist ein Markenzeichen des christlichen Glaubens. Sie spornt uns an, alles dafür zu tun, diesen Planeten zu retten. Noch ist es nicht zu spät. Lasst uns Apfelbäumchen pflanzen als Zeichen der Hoffnung, lasst uns aus Schottergärten lebendige Gärten machen, versiegelte Flächen aufbrechen mit Grün, das auch unserer Seele gut tut. Lasst uns Freiflächen mit bunten Blumen bepflanzen, damit Insekten sich darin wohlfühlen. Und lasst uns vor allem unseren Lebensstil ändern. Das dramatische Fichten-Sterben zeigt uns: Die Zeit drängt.

Martin Gohlke ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Wickrathberg. Er ist 53 Jahre alt, verheiratet und hat fünf Kinder.

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