Denkanstoß Mönchengladbach Wo der Ostergruß helfen kann

Mönchengladbach · Unser Autor geht auf die Wichtigkeit des Ostergrußes ein – er kann in der aktuell schwierigen Phase bei sozialen Kontakten, aber auch in der Beziehung zu Gott helfen.

 Pfarrer Klaus Hurtz wünscht sich mehr Ostergrüße.

Pfarrer Klaus Hurtz wünscht sich mehr Ostergrüße.

Foto: dpa/Uwe Zucchi

„Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Wir sollten den Volksmund ernst nehmen, denn in seinen Redewendungen und Sprichwörtern hat er einen schier unermesslichen Erfahrungs- und Wissensschatz angesammelt. Wie bedrohlich es für Beziehungen sein kann, wenn man sich aus den Augen verliert, dies haben uns doch die Lockdown-Wochen neu bewiesen! Das reicht bis in unsere familiären Strukturen hinein. So waren die Feiertage im Jahreskreis und die persönlichen Feste und Jubiläen immer ein Garant dafür, dass man zumindest zu solchen Anlässen die Großtante, den Schwippschwager oder den Cousin 2. Grades sah. Corona mit seinen Mutanten hat unsere Beziehungsgeflechte sehr löchrig gemacht.

An unseren Kommunikationsmöglichkeiten kann es nicht liegen, es gibt derer so viele, dass sie manchmal mehr als Fluch denn als Segen erscheinen. Im Dauerstress unzähliger SMS und E-Mails, im permanenten Ruf von Telefon und Handy, in stundenlangen Videoschaltungen und Skype-Sitzungen  droht Wesentliches oft unterzugehen. Deshalb gilt es, dem Rat der Redewendung zu folgen und sich in einer stillen Stunde vor Augen zu führen, wer einem alles an Verwandten, Freunden, Weggefährten aus dem Sinn geraten ist. Wir stehen in der Fastenzeit; vielleicht kann hier ein ganz traditionelles Kommunikationsmittel helfen, die Löcher in den Beziehungsnetzen zu flicken. Ich denke an den guten alten Ostergruß! In Hinblick auf das große Fest im Winter hat er immer ein eher stiefmütterliches Dasein geführt, doch gibt es gerade jetzt gute Gründe, dies zu ändern! Denn wie viel Hoffnung, wie viel Lebensfreude, wie viel Frühlingsschwung verbinden sich mit dem Osterfest! Und wer von uns bräuchte von diesem Dreiklang heute nicht ganz viel? Wann immer uns Missstimmung und Leerlauf durch die Einschränkungen der Pandemie drohen, ein handschriftlicher Gruß wäre das beste Gegenmittel!  Auf diese Weise nehmen wir unsere Lieben in den Blick, zeigen wir ihnen, dass sie uns weder aus den Augen noch aus dem Sinn geraten sind. Dann wird in ihnen und in uns jene Freude wachsen, die nur dort zu finden ist, wo Herzen aneinander denken und füreinander schlagen. Und das alles unter Corona-Bedingungen!

„Aus den Augen, aus dem Sinn.“ Gilt dies auch für Gott? Diese Frage kann nur jeder für sich selbst beantworten, doch sicher leidet auch unsere Gottesbeziehung unter den schwierigen Bedingungen. Wo leider Kirchen oft verschlossen sind, wo viele Hürden zum Zusammenkommen zu überwinden sind, wo das gemeinsame Singen und Loben verboten sind, wo manches den Weg zu Gott versperrt, da wird unsere Nähe zu ihm erschwert und belastet, da kann man auch Gott aus den Augen verlieren. Aber selbst hier kann ein Ostergruß helfen! Denn wo wir ihn als das bedenken, was er im tiefsten ist, eine Botschaft Gottes ans uns, dort öffnet er unsere Augen für das Eigentliche des Glaubens! Denn im Nachgehen von Leben und Leiden, von Tod und Auferstehung Jesu Christi können wir neu erkennen, worauf es im Leben ankommt. Gott schenkt uns seine bedingungslose Liebe bis zum Tod und über den Tod hinaus. Diese Liebe gibt keinen verloren; sie verbindet und verzeiht, bestärkt und beschützt, gibt Hoffnung und Lebensmut. Und lädt jeden Menschen ein, sich in diese Liebe einzuschwingen.

Klaus Hurtz, Pfarrer von St. Marien und vom Trostraum St. Josef Grabeskirche

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