Ausstellung in Mönchengladbach Wie die Selfies von vor 100 Jahren aussehen
Mönchengladbach · Regelmäßig finden in der Franziskuskirche Ausstellungen statt, die von Pfarrer Klaus Hurtz initiiert sind. Wer dieses Mal besonderer Gast ist.

Das ist in der Ausstellung „Die Selfies von gestern“ zu sehen
Pfarrer Klaus Hurtz ist „berührt von Autografen“. Als Sammelobjekt werden die Handschriften von bekannten Persönlichkeiten, Schriftstellern, Komponisten oder Politikern besonders geschätzt, wenn sie die Unterschrift des jeweiligen Menschen tragen. Pfarrer Hurtz hat im Laufe von rund 50 Jahren viele, darunter wertvolle Autografen, persönlich gesammelt. Mal entdeckte er sie zufällig in antiquarischen Büchern und erwarb diese, mal schrieb er Persönlichkeiten an und bat sie um eine Widmung. Darunter auch lebende Gladbacher wie Pfarrer Albert Damblon oder Wilhelm Bruners.
Bei einem Italien-Aufenthalt entdeckte er ein Büchlein des deutsch-baltischen Philosophen Hermann Keyserling, darin offenbarte sich ein Autograf des Schriftstellers Rainer Maria Rilke. Das Büchlein ist nun im Besitz des Theologen und wird in der Ausstellung „Die Selfies von gestern – berührt von Autografen“ ab Sonntag, 17. September, in der Franziskuskirche in Geneicken mit rund 50 bis 60 anderen Exponaten gezeigt.
Die Ausstellung ist dem Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki zu seinem zehnten Todestag gewidmet. Gastredner bei der Eröffnung um 17 Uhr ist der Leiter der Staatskanzlei, Nathanael Liminski. Er spricht über den jüdischen Kritiker, der am 18. September 2013 gestorben ist. Klaus Hurtz wird eine Einführung in das Thema „Autograf“ und seine Leidenschaft dafür geben. Stephanie Borkenfeld-Müllers spielt zur Einstimmung an der Orgel.
Autografen haben Pfarrer Hurtz schon als Student fasziniert. Er halte es dabei mit Johann Wolfgang von Goethe, der mit der Betrachtung der Handschrift die jeweilige berühmte Persönlichkeit „auf eine magische Weise“ vergegenwärtigt sah. Aus dieser Haltung entwickelte sich bei Hurtz auch die Idee für diese Ausstellung. „Die Halbwertszeit für Ruhm wird heutzutage immer kürzer. Ich möchte damit ein Zeichen setzen.“ Auch der Titel leite sich daraus ab. Denn Signaturen, Widmungen und Autografen seien immer Momentaufnahmen der Person, die sie schreibt, wie bei einem Selfie.
In zwei Stand- und drei Liegevitrinen hat Hurtz aus seiner Sammlung wertvolle Exemplare ausgewählt. Autografe von Sarah Kirsch, Thomas Mann oder Ernst Jünger sind neben Zeitungsausschnitten und ergänzenden Büchern zu sehen. Außerdem ist die jeweilige Seite aus der begleitenden Publikation mit ausgestellt. Eine komplette Vitrine ist Marcel Reich-Ranicki gewidmet. Die Vitrinen gruppieren sich um die Statue des David von Künstler Markus Lüpertz.
Info Die Ausstellung ist bis zum 1. Oktober zu sehen: Mo. 10-12 Uhr, Do. und Fr. 15-17 Uhr, So. 11-13 Uhr. Die Publikation, im Kühlen-Verlag erschienen, kostet 14,90 Euro.