Passant verhindert Großbrand in Mönchengladbach „Ich sah Rauch und Kinderschuhe“

Mönchengladbach · Helmut Küppers war auf dem Weg zum Arzt, als er an der Bahnstraße plötzlich einen Rauchmelder hörte. Dann sah er dichten Qualm und überlegte nicht lange. Er klopfte, rief und trat die Tür zu einer Wohnung ein.

 Helmut Küppers machte die Bewohner aufmerksam auf das Feuer. Im ersten Obergeschoss trat er eine Tür ein, weil er befürchtete, in der Wohnung können noch Menschen sein.

Helmut Küppers machte die Bewohner aufmerksam auf das Feuer. Im ersten Obergeschoss trat er eine Tür ein, weil er befürchtete, in der Wohnung können noch Menschen sein.

Foto: Markus Rick/Markus Rick (rick)

Ohne den Einsatz von Helmut Küppers gäbe es jetzt eine Familie ohne Wohnung und vielleicht auch Verletzte. Der 52-Jährige war am Dienstagmorgen auf dem Weg zum Arzt, hatte aber den Bus verpasst und entschied sich, zur nächsten Haltestelle zu laufen. Auf dem Weg dorthin hörte er an der Bahnstraße plötzlich den Piepston eines Rauchmelders. „Dann habe ich auch ziemlich schnell den Qualm entdeckt, der aus einem Fenster im ersten Obergeschoss quoll. Das war richtig viel Rauch“, berichtet er. Der 52-Jährige drückte sofort auf alle Klingeln an dem Haus, schrie und rief. Als sich nichts tat, rumste er vor die Haustür. Endlich öffnete jemand. Da hatte Helmut Küppers schon die Feuerwehr alarmiert. „Vielleicht hatte der Mann im Haus, der mir öffnete, noch geschlafen“, sagt der 52-Jährige später, aber in diesem Moment dachte er daran gar nicht, war er nur froh, dass er ins Haus konnte.

Sofort lief Helmut Küppers in die erste Etage, dorthin, wo der Rauch herkam. Auch dort klingelte, klopfte, rief der Speicker erneut. Aber auch diese Tür blieb verschlossen. „Dann sah ich die Kinderschuhe im Treppenhaus vor der Wohnung. Es waren ganz kleine“, berichtet er. „Ich hatte vorher schon überlegt, die Tür einzutreten. Dann war ich mir sicher. Ich dachte: Da musst du rein. Die Bewohner hätten ja alle noch schlafen oder ohnmächtig sein können.“

Die Wohnung war bereits so verraucht, dass Helmut Küppers kaum atmen konnte. Er sah in die ersten Zimmer, darunter ein Kinderzimmer. Alle waren menschenleer. „Dann musste ich noch mal raus zum Luftholen“, schildert der 52-Jährige. Aber Helmut Küppers wusste, dass da noch mehr Räume waren. Also lief er wieder hinein, und sah, dass in der Küche der Herd an war und drumherum Dinge standen, die alle rot-gelb glimmten. „In der Nähe war auch eine Flasche Olivenöl und vom Fenster wehten Gardinen herüber“, schildert der Speicker. Helmut Küppers drehte den Herd ab. „Ich hatte schon ein bisschen Angst, dass es plötzlich puff macht.“ Dennoch verließ der 52-Jährige erst die Wohnung, als er sicher war, dass sich kein Mensch darin befand.

Die eintreffenden Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten den Entstehungsbrand mit einem Trupp unter Atemschutzgeräten schnell löschen. Der  Brandrauch wurde mit einem elektrischen Hochleistungslüfter aus der Wohnung befördert. „Durch das mutige und umsichtige Handeln des Passanten wurde niemand verletzt, und der entstandene Brandschaden war so gering, dass die Wohnung weiter bewohnt werden kann“, sagt Feuerwehr-Einsatzleiter Holger Coenen.

Helmut Küppers freut sich über das Lob. „Ich muss aber schon sagen, dass ich später ganz schön gezittert habe. Und ganz ehrlich: Normalerweise würde ich jedem sagen, er soll nicht in eine brennende Wohnung laufen, sondern auf die Feuerwehr warten. Es war der Anblick der Kinderschuhe, die mich so handeln ließen.“

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