Opa-Kolumne Manchmal kriselt es zwischen Opa und Enkelin

Mönchengladbach · Manchmal freut sich die Enkelin scheinbar nicht so sehr, wenn sie der Opa vom Kindergarten abholt. Wie aber ein Wettrennen begeistern kann.

 Dieter Weber

Dieter Weber

Foto: Ilgner

Heute werde ich etwas klarstellen, was sich beim Lesen meiner Kolumne schnell als Eindruck einstellt. Nämlich, dass ich ein Super-Opa bin und Super-Enkelinnen habe, die ihren vermeintlichen Super-Opa auf Händen tragen. Beziehungsweise umgekehrt. Nein, so ist es nicht. Wie im richtigen Leben gibt’s bei mir und meinen Enkelinnen Höhen und Tiefen in unserem Binnenverhältnis.

So habe ich gemerkt, dass ich mit abweisendem Verhalten schlecht umgehen kann. Ein Beispiel, das häufiger vorkommt: Nach mehreren Tagen, an denen ich meine Enkelinnen nicht gesehen habe, beginnt mein Betreuungsdienst wieder. Ich hole Elisa (5) aus dem Kindergarten ab. Opa betritt gutgelaunt die Einrichtung, sucht in mehreren Räumen nach seiner Enkelin, weil die Kita keine festen Gruppen hat. Als ich sie entdecke, freue ich mich, sie zu sehen. Und was macht Elisa: Sie senkt den Blick und zieht einen Flunsch.

Und sogleich rattert es in meinem Kopf. Habe ich etwas falsch gemacht? Will sie mich gar nicht sehen? Wie reagiere ich auf ihr abweisendes Verhalten? Ein Muntermacher ist da Elisas Cousin, der ebenfalls diesen Kindergarten besucht und laut „Opa Dieter“ in den Raum trompetet, obwohl ich gar nicht sein Opa bin. Immerhin: Einen Fan habe ich noch, der High-Five mit mir macht, während Elisa scheinbar empathielos ihre Jacke vom Haken nimmt und neben mir trottet.

Wenn Sie mich trösten wollen und darauf verweisen, dass Elisa es bedauert, die Kita verlassen zu müssen, muss ich Ihnen Ihre Zuversicht nehmen. Auch im häuslichen Umfeld kann sie ähnlich reagieren. Da komme ich unerwartet an einem Sonntag vorbei, und erlebe eine Szene, die aus einem amerikanischen Film stammen könnte. Elisa öffnet das Törchen zum Garten in einem grünen Trägerkleidchen und Sonnenbrille mit gleichfarbiger Fassung. Die Begrüßung fällt ihrerseits nüchtern und kühl aus: „Was willst du hier?“ Hm.

Ein anderes Thema ist Sport. Ich habe immer viel Sport gemacht: Leichtathletik, Fußball, Triathlon. Auch wenn sich Großeltern davon freimachen sollten, dass ihre Hobbys von den Enkeln geteilt werden: Hoffen wir insgeheim nicht darauf, dass sich da eine Klammer zwischen den Generationen ergibt? Dass sich etwas wiederholt, was man selbst als positiv erlebt hat? Doch mit Sport dringe ich weder bei Hannah (12) noch bei Matilda (8) durch. Sie sind zwar nicht gänzlich abgeneigt, aber ihre sportliche Betätigung beschränkte sich bislang auf Ballett und auf gelegentliches Borussia-Gucken.

Aber das gibt aus meiner Sicht einen Hoffnungsschimmer. Elisa hat viel Kraft, und sie ist durchaus als Bewegungstalent zu bezeichnen. Sie nutzt jede Gelegenheit, um zu klettern, zu rennen, zu turnen. Im Kindergarten spielt sie fast nur mit Jungs. Und sie ist schnell. Regelmäßig machen wir ein Wettrennen. Wenn ihre kleinen Beinchen sich stakkatoartig wie eine Nähmaschine bewegen, habe ich auf kurzen Strecken keine Chance mehr. Sie genießt die Rolle, „die Schnellste“ zu sein. Ich lasse sie in dem Glauben und verspreche ihr, mehr zu trainieren, damit ich doch mit ihr mithalten kann.

Denn sie ist außerdem noch sehr ehrgeizig. Doch als ihre Schwester Matilda dank ihrer langen Beine bei einem Wettrennen als Erste die Ziellinie überquert, ist Elisa verschwunden. Sie reagiert auf kein Rufen. Erst nach längerem Suchen entdecke ich sie hinter dem Sofa kauernd. Frustriert. Schmollend. Denn er ist dahin - der Nimbus der Unbesiegbarkeit.

Kolumnist Dieter Weber ist Opa von Hannah (12), Matilda (8) und Elisa (5). An dieser Stelle berichtet er regelmäßig vom aufregenden Opa-Leben.

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