Hauptversammlung der Aktionäre „Gladbacher Bank ist goldgerändert“

Mönchengladbach · Die Zahlen stimmten die Aktionäre bei der Versammlung zuversichtlich. Ökonom Marcel Fratzscher sieht „gute gründe für Optimismus“.

 Vorstand und Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung der Gladbacher Bank im Borussia-Park: Der Aufsichtsratsvorsitzende Ludwig Quacken stimmt die Aktionäre am Rednerpult auf die Versammlung ein.

Vorstand und Aufsichtsrat bei der Hauptversammlung der Gladbacher Bank im Borussia-Park: Der Aufsichtsratsvorsitzende Ludwig Quacken stimmt die Aktionäre am Rednerpult auf die Versammlung ein.

Foto: Isabella Raupold

Glaubt man den vielen Umfragen und Prognosen, die Wirtschaftsforschungsinstitute und Handelskammern in diesen Wochen veröffentlichen, dann kann es eigentlich nur noch bergab gehen. Die Aktionäre der Gladbacher Bank wurden am Mittwochabend im Borussia-Park bei der Hauptversammlung aber von einem der führenden und einflussreichsten Ökonomen im Lande eines Besseren belehrt: Gastredner war Professor Marcel Fratzscher, der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. „Es gibt gute Gründe für Optimismus. Der Pessimismus über die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland und Europa ist übertrieben“, sagte der profilierte Makroökonom in seinem Vortrag. „Die Wirtschaft in Europa hat ein großes Aufholpotenzial, da viele Menschen nach Arbeit suchen, viele Unternehmen freie Kapazitäten haben und die meisten europäischen Länder in den vergangenen fünf Jahren harte Reformen durchgeführt haben.“

Doch auch Fratzscher ist nicht frei von Sorgen, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht: „Meine größte Sorge sind die ,drei Ps’: Populismus, Protektionismus und Paralyse. Sie stellen große Risiken für die deutsche und europäische Wirtschaft dar. Der Handelskonflikt mit den USA und die gefährliche Wirtschaftspolitik der italienischen Regierung sind zur Zeit zwei der größten Risiken.“

 Ähnlich wechselnde Aussichten erlebten die Aktionäre auch beim Eintreffen im Borussia-Park am Nachmittag: Freundlicher Sonnenschein hatte wolkenbruchartige Regenfälle abgelöst, als die Aktionäre zur Hauptversammlung strömten. „Ich darf Ihnen versichern, dass der Abend noch weiter aufhellen wird, wenn Sie die Zahlen hören“, sagte Ludwig Quacken den Gästen. Der Vorsitzende des Aufsichtsrates hob hervor, dass trotz schwieriger Rahmenbedingungen in Zeiten anhaltender Niedrigzinsen und steigender Regularien das Geschäftsjahr 2018 erfolgreich abgeschlossen wurde. „Auf Basis der guten Ergebnisse des vergangenen Geschäftsjahres sind wir bestens gerüstet für die kommenden Herausforderungen“, so Quacken. Er kündigte für 2019 eine Digitalisierungsoffensive an und betonte zugleich den Anspruch auf service-orientierte Kundennähe. Versammlungsleiter Quacken versicherte, dass es auch in Zukunft gelingen werde, die Negativeffekte des klassischen Kreditgeschäfts zu kompensieren.

Zum Geschäftserfolg 2018 stellte Vorstandssprecher Hans-Peter Ulepic fest, dass das erzielte Betriebsergebnis 2018 die Planungen um rund 500.000 Euro übertraf. „Wir erreichten 2018 einen Überschuss vor Steuern von zirka sechs Millionen Euro. Mit diesem Ergebnis zeigen wir uns in Anbetracht der schwierigen Bankenkonjunktur und der Tatsache, dass wir unser Jahresziel deutlich übertreffen konnten, zufrieden. Entgegen dem allgemeinen Trend im Kreditgewerbe ist es uns sogar gelungen, das prozentuale Betriebsergebnis vor Bewertung zu halten“, so Ulepic. Er berichtete, dass Vorstand und Aufsichtsrat festgestellt und entschieden hätten, die wirtschaftliche Situation der Gladbacher Bank erlaube es, eine leichte Dividendenerhöhung auf 15 Euro pro Stück des gezeichneten Aktienkapitals auszuschütten. Zur Zukunft der Gladbacher Bank-Aktie sagte er voraus, dass diese weiterhin ein knappes Gut bleiben werde.

In einer Wortmeldung betonte Aktionär Udo Lehmann seine Freude über die gestiegene Dividende und äußerte die Hoffnung, dass die Bank weiterhin „als klein und fein geführt“ gelten könne. In Abgrenzung zur ehemals „grandiosen Nummer“ Deutsche Bank schwärmte Aktionär Bernd Günter: „Unsere Bank ist goldgerändert.“ Er sei stolz, am Standort Mönchengladbach festgehalten zu haben.

Für Vorstandsmitglied Heinz-Josef Born war die Versammlung die letzte im Amt. Für ihn beginnt am 30. Juni der Ruhestand. „Ich habe mit Heinz-Josef Born seit 1995 intensiv zusammengearbeitet. Seit 2001 sind wir gemeinsam im Vorstand. Viele Jahre waren wir zu zweit für die Geschicke der Bank vorstandsmäßig verantwortlich. Herr Born für die Risikoseite, die Marktfolge und den Personalbereich, ich immer für das Kundengeschäft mit Privat- und Firmenkunden, die Öffentlichkeitsarbeit und die Eigenanlagen“, hatte Ulepic ergänzend zu Bilanz und Ausblick betont. Quacken lobte Borns „herausragende Kompetenz“. Thomas Kulina vom Genossenschaftsverband übernahm die offizielle Würdigung Borns. Sven Witteck hat sukzessive dessen Aufgaben übernommen und wird die noch verbleibenden Ressorts Ende Juni übernehmen.

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