Nach Tod von Armin Marx NEW beginnt Suche nach neuem Vorstand

Nach dem Tod von Armin Marx wird es einige Zeit dauern, bis es einen Nachfolger gibt. Ein dreiköpfiges Gremium soll einen Kandidaten finden.

 Fahnen mit dem Logo der NEW wehen vor der Unternehmenszentrale an der Odenkirchener Straße.

Fahnen mit dem Logo der NEW wehen vor der Unternehmenszentrale an der Odenkirchener Straße.

Foto: Martin Leclaire

Der Schock nach dem Tod des beliebten wie kompetenten NEW-Vorstands Armin Marx wirkt weiter nach. Als Vorstand des NEW-Konzerns war der 57-Jährige eine Idealbesetzung. Michael Jans, lange Zeit der Vorsitzende des Betriebsrats, sagt mit Blick auf die Chefs der vergangenen Jahre: „Was unsere Vorstände angeht, da sind wir ziemlich verwöhnt.“ Und damit meint er auch Rainer Hellekes und Friedhelm Kirchhartz, die Vorgänger von Marx und Frank Kindervatter.

Jetzt steht das Unternehmen vor der schwierigen Entscheidung: Wer soll Marx’ Nachfolge antreten und mit Kindervatter den Konzern leiten? Der Aufsichtsrat hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag erst einmal etwas Zeit verschafft. Im Wesentlichen legten die Kontrolleure fest, dass Frank Kindervatter als Vorstandssprecher vorübergehend alleine entscheiden darf. Dazu mussten in der Satzung Paragrafen angepasst werden: etwa solche, in denen davon die Rede ist, dass die Vorstände gemeinsam einen Vertrag unterzeichnen müssen. Allerdings haben die kommunalen Vertreter im Aufsichtsgremium darauf gedrängt, die Vorstandssuche einzuleiten. Auch künftig sollen zwei Vorstände das Sagen haben. „Wir waren damit bisher gut bedient“, sagt der Aufsichtsratsvorsitzende und CDU-Politiker Hans Peter Schlegelmilch. Man habe sich bisher nie Gedanken über einen neuen Vorstand gemacht und auch keine Namen gehandelt. „Wir hatten nie Zweifel, dass Armin Marx nach seiner Krankheit wieder auf seinen Posten zurückkehrt.“

Die wesentliche Arbeit bei der Nachfolgersuche liegt jetzt in einem sehr kleinen Kreis: Der Personalausschuss muss bald einen Kandidaten finden und dem Aufsichtsrat zur Wahl vorschlagen. Und in diesem Gremium arbeiten genau drei Leute: Schlegelmilch als Aufsichtsratsvorsitzender, Michael Jans als Betriebsrat und Mitglied des Aufsichtsrates, und Hildegard Müller, die für Innogy (beziehungsweise RWE) im Aufsichtsrat sitzt. Interessierte dürfte es reichlich geben, schließlich geht es um einen gut dotierten Posten in einem Konzern mit gut 2000 Mitarbeitern und einem Umsatz nah an der Milliarden-Grenze. Aus der NEW ist über die Jahre ein großer Stadtwerke-Konzern mit einem großen Verbreitungsgebiet geworden.

In den Kommunen und auch bei Innogy werden dem Vernehmen nach schon erste Kandidaten in Stellung gebracht. Der Personalausschuss allerdings soll jetzt den kommenden Monaten erst einmal ein Anforderungsprofil erstellen. In Marx’ Verantwortung fielen vor allem die Bäder und der Busverkehr, er war gleichzeitig auch Geschäftsführer der dafür zuständigen NEW-Tochter „Mobil und aktiv“. Bei den Bädern ist die NEW in Mönchengladbach und Viersen gut aufgestellt. Im Busverkehr bricht gerade die heikle Phase der Direktvergabe des ÖPNV an die NEW durch die Stadt an. Im Frühjahr 2019 muss der Rat dies beschließen, wenn die NEW weiter ab Dezember 2019 fahren soll. E-Busse kommen, der Busbahnhof soll neu gestaltet werden - Marx war bei der NEW die treibende Kraft in diesen Fragen.

Andererseits hat sich die NEW selbst ein Strategieprojekt auferlegt, das Strukturen und Prozesse im Konzern verändern und digitalisieren soll. Braucht die NEW einen Baufachmann oder einen Ingenieur im Vorstand, wenn das operative Geschäft doch immer mehr vom Management unterhalb des Vorstands erledigt wird? Welche Aufgaben werden also künftig in der obersten Chefetage erledigt? „Wir nehmen uns die Zeit, jemanden zu finden, der zu den neuen Strukturen passt und nicht umgekehrt“, sagt SPD-Politiker und Aufsichtsrat Felix Heinrichs. Die NEW sei schließlich inzwischen ein so großer Konzern, den man nicht mehr zentral führen kann.

Deshalb soll frühestens nach der nächsten Aufsichtsratssitzung im September klar sein, wie die Nachfolgersuche abläuft, welche externe Berater hinzugezogen werden, wann die Stelle ausgeschrieben wird und ob sich dann auch geeignete Kandidaten beworben haben. Natürlich, versichert Schlegelmilch, werde man auch intern suchen. Es wird also einige Monate dauern, wahrscheinlich sogar bis ins kommende Jahr hinein, bis Frank Kindervatter wieder einen Vorstandskollegen hat.

(angr)
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