Würdigung eines Mönchengladbachers Neues Straßenschild erinnert an Hubert Schlebusch

Mönchengladbach · In Windberg ist eine Straße nach dem Widerständler und früheren SPD-Ratsherrn benannt. Nun erinnert ein Zusatzschild an sein Wirken. Was es damit auf sich hat.

 Oberbürgermeister Felix Heinrichs enthüllte das neue Straßenschild, das den früheren SPD-Ratsherrn würdigt.

Oberbürgermeister Felix Heinrichs enthüllte das neue Straßenschild, das den früheren SPD-Ratsherrn würdigt.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Es war 2012 ein Beschluss des damaligen Rates der Stadt, die am Ende der Klagenfurter Straße abzweigende Stichstraße im Stadtteil Windberg in Hubert-Schlebusch-Straße zu benennen. Dies geschah gleichzeitig mit der Projektierung der dortigen Klimaschutzsiedlung. Vor drei Jahren gab es einen weiteren Ratsbeschluss, durch ein Zusatzschild an das Wirken des Mönchengladbachers Hubert Schlebusch zu erinnern. „Dies ist ein Beitrag zur Erinnerungskultur dieser Stadt“, so Oberbürgermeister Felix Heinrichs bei der Enthüllung des Schildes. Eine Erinnerung an einen Menschen solle es sein, der sich nicht dem aufkommenden Faschismus gebeugt hat.

Nicht nur durch die Enthüllung des Schildes wurde der vergangene Donnerstag ein solcher Erinnerungstag, dem Politiker, Ratsmitglieder und Anwohner beiwohnten, denn vor 90 Jahren, am 24. März 1933, trat eine Verfassungsänderung im Deutschen Reich in Kraft, die als letzter Schritt in der Errichtung der NS-Diktatur gilt, erklärte Oberbürgermeister Felix Heinrichs. Mit diesem Ermächtigungsgesetz erlangte die NS-Regierung das Recht, ohne Zustimmung von Reichstag und Reichsrat Gesetze zu erlassen. Dadurch erhielt Hitler die gesamte gesetzgebende Gewalt. Offizielle Bezeichnung des Gesetzes war „Gesetz zur Behebung der Not von Volk und Reich“. Als einzige im Reichstag verbliebene Fraktion stimmte die SPD gegen dieses Gesetz. Unter den 94 Sozialdemokraten war der Mönchengladbacher Reichstagsabgeordnete Hubert Schlebusch.

Schlebusch wurde am 28. Juni 1893 in M.Gladbach geboren und war Volksschullehrer. Ab 1920 gehörte er als SPD-Politiker dem Rat an und wurde Vorsitzender seiner Fraktion. Als einer von drei verbliebenen SPD-Ratsherren, stimmte er 1933 gegen die Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Joseph Goebbels. Dafür wurde er im Anschluss an die Stadtratssitzung von Männern der SA zusammengeschlagen.

Schlebusch gehörte als Abgeordneter des damaligen Wahlkreises Düsseldorf-West für die SPD dem Reichstag an. Schlebusch stimmte dort am 23. März 1933 gegen das „Ermächtigungsgesetz“. Als Lehrer wurde er nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus dem Staatsdienst entlassen und aus seiner Heimat ausgewiesen. OB Heinrichs: „Er war für die Nazis niemand, der Kinder unterrichten durfte.“

Während des Faschismus leistete Schlebusch im Untergrund Widerstand gegen das Regime. 1935 saß er zeitweise im KZ Dachau ein. Nach dem Krieg wurde er von den Amerikanern als Ministerpräsident des Landes Braunschweig eingesetzt und 1946 – nach der Bildung des Landes Niedersachsen – zum ersten Präsidenten des Verwaltungsbezirks Braunschweig ernannt. 1955 starb Schlebusch.

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