Zehn Jahre Wartezeit in Mönchengladbach Neue Rettungswache für 11,7 Millionen Euro

Mönchengladbach · Seit mehr als zehn Jahren warten Rheydter Feuerwehrleute auf ihre versprochene neue Unterkunft. Weil die alte abgerissen wurde, mussten sie 2016 in Garagen und Container ziehen. Ab 2021 soll gebaut werden.

 So soll die neue, nachhaltig gebaute Feuerwache aussehen. Die Zufahrt erfolgt von der Keplerstraße.

So soll die neue, nachhaltig gebaute Feuerwache aussehen. Die Zufahrt erfolgt von der Keplerstraße.

Foto: Anderhalten Architekten

Zum ersten Mal gibt es konkrete Pläne für eine neue Rettungswache in Rheydt. Und Animationsbilder zeigen auch, wie sie aussehen wird: ein langgezogener, leicht geschwungener, dreigeschossiger, ökologisch-nachhaltiger Bau aus Stahlbeton und Holz, der sich in der Form der Keplerstraße anpasst. Kein Vergleich zur jetzigen Unterkunft der Rettungskräfte und Feuerwehrleute. Die mussten nämlich nach einer Pannenserie 2016 in Garagen und Container umziehen.

Eigentlich sollte die neue Rettungswache schon viel eher fertig werden. Vor einem Jahrzehnt gab es bereits einen Ratsbeschluss für einen Neubau. Doch der wurde schlichtweg vergessen, das eingeplante Geld anderweitig ausgegeben. Als dann 2016 das alte Gerätehaus abgerissen wurde, das auch von der Freiwilligen Feuerwehr Rheydt genutzt wurde, blieb den ehrenamtlichen und hauptberuflichen Kräften nichts anderes übrig, als in Notbehelfe umzuziehen. Das war weder zweckmäßig noch gemütlich. Die beiden Garagen für die Freiwillige Feuerwehr boten so wenig Platz, dass Ausrüstung in Überseecontainer eingelagert werden musste, und in den Behelfscontainern wurde es im Winter so kalt, dass die Feuerwehrleute „schockgefrostet“ wurden und im Sommer bei Hitze „geröstet“.

 Ein Blick in den Innenhof und auf die Fahrzeughalle, die insgesamt neun Stellplätze haben.

Ein Blick in den Innenhof und auf die Fahrzeughalle, die insgesamt neun Stellplätze haben.

Foto: Anderhalten Architekten

Im neuen Gebäude mit gedämmter Fassade sollen alle Räume mit einer künstlichen Lüftung ausgestattet werden, und sie können je nach Jahreszeit zusätzlich beheizt oder gekühlt werden. Wie Carola Derrath, beim Gebäudemangement Abteilungsleiterin Hochbau, in der Bezirksvertretung Süd ausführte, umfasst der Neubau zwei Funktionsbereiche: einen für die Freiwillige Feuerwehr und einen für den Rettungsdienst. Beide werden separat erschlossen und haben jeweils ein eigenes Treppenhaus. Der Rettungsdienst verfügt zusätzlich über Rutschstangen sowie einen Aufzug. Die Fahrzeughallen haben neun Stellplätze, drei sind für die Freiwillige Feuerwehr. Es gibt Ruheräume, Umkleiden, Wäscheräume, einen Lehrraum, einen Sportraum, eine Technikzentrale, Sanitätsräume sowie Lagerräume für Medikamente und Desinfektionsmittel. Das Gebäude wird mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet, Dachflächen werden begrünt. Die Pläne seien eng mit der Feuerwehr abgestimmt worden, sagte Carola Derrath. Dafür hätten alleine vier Workshops stattgefunden.

Die Kosten des Neubaus inklusive der Hofsanierung belaufen sich laut Verwaltungsvorlage auf rund 11,7 Millionen Euro. Der endgültige Beschluss für die Ausführung soll laut Derrath noch in diesem Ratszug gefasst werden. Dennoch: Fertiggestellt wird die neue Wache laut Verwaltung wohl erst frühestens Ende des Jahres 2022.

 Der Protest mit Kuscheltieren auf dem Brachgelände.

Der Protest mit Kuscheltieren auf dem Brachgelände.

Foto: Gabi Peters

Damit wird die Unterbringung von Feuerwehrleuten und Rettungskräften in Provisorien also mindestens achteinhalb Jahre währen. Immerhin wurden im Oktober 2018 neue und schönere Container auf dem Gelände der Feuerwehr, das auf der Ecke von Keplerstraße und Stockholtweg liegt, aufgebaut. Dort befindet sich auch noch das brachliegende Areal, auf dem einst das alte Gerätehaus stand. Auf dem eingezäunten Bereich war einst ein kleiner Zoo entstanden. Genau ein Jahr nach dem Abriss, als sich immer noch nichts auf dem jetzt leeren Grundstück getan hatte, begann der stille Protest der Feuerwehrleute. „Brachliegendes Land, Zaun drumherum – da kannst du eine Pferdekoppel draus machen“, hatte sich wohl jemand gedacht. Denn plötzlich stand ein Pferd dort im Sand. Das Stofftier bekam Gesellschaft durch ein Fohlen. Es folgte eine wundersame Kuscheltiervermehrung mit Hai, Affe und Schaf. Dem Kuschelzoo folgte eine kleine Pappwache. Wer immer die Gießkanne daneben gestellt hatte – Mann oder Frau – bewies Sinn für witzige Andeutungen und Schlussfolgerungen. Und irgendwie scheint es ja auch gewirkt zu haben.

Ab dem kommenden Jahr soll die neue Wache wachsen. Denn 2021 sollen die Bautätigkeiten beginnen. Ändern wird sich mit Fertigstellung des Neubaus übrigens auch die Ampelsituation an der Wache Stockholtweg, wie Carola Derrath berichtete. Denn dann werden Feuerwehrfahrzeuge über die Keplerstraße zu Einsätzen fahren.

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