Neue Konzertreihe in Mönchengladbach Kütson lädt zur Happy Hour ins Theater

Mönchengladbach · Generalmusikdirektor Mihkel Kütson führt eine musikalische Reihe für Konzerteinsteiger ein. Zum Auftakt in lockerer Atmosphäre begeisterten die Niederrheinischen Sinfoniker auch erfahrene Konzertbesucher.

 Kütsons Happy Hour beginnt um 18.30 Uhr, damit auch Berufstätige nach der Arbeit die Möglichkeit haben, ins Theater zu kommen.

Kütsons Happy Hour beginnt um 18.30 Uhr, damit auch Berufstätige nach der Arbeit die Möglichkeit haben, ins Theater zu kommen.

Foto: bauch, jana (jaba)

Die Grundidee fasste der Generalmusikdirektor knapp zusammen: Die neue Konzertreihe „Kütsons Happy Hour“ wird von ihm dirigiert, stimmt am frühen Abend glücklich und dauert 60 Minuten. Der Auftakt im Konzertsaal des Theaters überzog zwar um mindestens eine Viertelstunde das vorgesehene Zeitpensum. Doch die unvorhergesehene Verlängerung schien das allgemeine Glücksgefühl noch zu erhöhen – sowohl in der Zielgruppe der Konzerteinsteiger wie auch bei langjährigen Konzertbesuchern.

Die Niederrheinischen Sinfoniker begeisterten unter Mihkel Kütsons Leitung mit Spielfreude und erfrischend servierten Darbietungen zu Highlights aus Barock, Klassik und Romantik. Im festlich frohen Klang servierte das Orchester Mozarts „Posthornserenade D-Dur“. Dank Kütsons besonderem Hinweis achteten auch alle auf die wahrhaft „schöne, süße Melodie“ der kleinen Flöte.

Violinistin Chisato Yamamoto zauberte hinreißend den werbenden Klang in Elgars Liebesgruß „Salut d’amour“, den der Komponist im Moment unglaublicher Verliebtheit geschrieben haben soll. Im temperamentvoll flammenden Spiel zu Ausschnitten aus Glucks Oper „Orpheus und Eurydice“ entführte das Orchester seine Zuhörer aus den Liebeshimmel in die Hölle. Zu Mozarts Musik gab es ein „Happy End“.

Für die glückliche Stunde waren vertraute Gegebenheiten verrückt worden. Im Verzicht auf die Bühne saß das Orchester unterhalb der Sitzplatzempore auf Augenhöhe mit dem Publikum. Die Empore wurde zur hygienegerechten Plattform für einfühlsame Darbietungen der Gesangssolisten Maya Blaustein, Boshana Milkov, Robin Grunwald und Guillem Batllori wie auch für den wunderschönen Dialog von Trompeten und Hörnern zur Suite Nr. 2 D-Dur aus Händels „Wassermusik“.

Die Besucher saßen zu zweit oder alleine beim Glas Wein oder Wasser an auf Abstand gereihten Bistrotischen. Kleine Windlichter unterstrichen im sanft flackernden Licht die lockere Atmosphäre. Kütson bot als Cembalospieler, Dirigent und Moderator eine Rundumversorgung, die fachlich versiert war, Information bot und launische Zwischentöne einband.

Nach dem Auftakt mit Händel, kündigte er in Richtung Konzerteinsteiger an, es ihnen nach allseits bekannten Stücken fortan nicht ganz so leicht machen zu wollen. Über eingespielte Hörbeispiele führte er vor, wie Pachelbels beliebter Kanon in D von der Popmusik vereinnahmt wurde. Vor Purcells Suite aus den Opern „King Arthur“ und „Fairy Queen“ las Kütson ein historisches Zitat vor, das dem englischen Gemüt keine rechte Neigung zur Oper unterstellte.

Da in Purcells „Semi-Oper“ den Sängern nur weniger wichtige Passagen zugedacht sind, wählten die Sinfoniker eine Suite ohne Gesang. Nach der einfühlsamen Interpretation des Bach Chorals „Jesus bleibet meine Freude“ durch Orchester und Gesangssolisten, verband Kütson das Lob auf die Sänger mit einem Versprechen: „Gesang ist doch schön. Beim nächsten Konzert werden wir sicher ein paar Gesangseinlagen mehr einbauen dürfen“. Das Publikum dankte mit begeistertem Applaus und später auch persönlichen Komplimenten.

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