Neue Band „Dead Guitars“ ist tot – es lebe „The Wide“

Mönchengladbach · Mönchengladbach kann sich über eine neue Band freuen – mit bekannten Köpfen: Denn mit Pete Brough, Ralf Außem, Kurt Schmidt und Hermann Eugster treten ausschließlich frühere „Deadies“ an.

 Neues Quartett aus Mönchengladbach (v.l.): Gitarrist Ralf Außem, Front-Sänger Pete Brough, Schlagzeuger Hermann Eugster und Kurt Schmidt (Bass) sind jetzt „The Wide“.

Neues Quartett aus Mönchengladbach (v.l.): Gitarrist Ralf Außem, Front-Sänger Pete Brough, Schlagzeuger Hermann Eugster und Kurt Schmidt (Bass) sind jetzt „The Wide“.

Foto: The Wide

„I Think, we were a sensational Band“, ließ sich der niederländische Sänger der „Dead Guitars“, Carlo van Putten, noch im März vom Revista Magazine aus Palo Alto (Kalifornien) entlocken. Da war eines der seltenen Rock-Flaggschiffe aus Mönchengladbach mit überregionalem Erfolg jedoch schon Geschichte. Letztendlich ausgelöst durch eine lapidare SMS aus den Niederlanden. Noch überraschender: Plötzlich befand sich die Nachfolgeband „The Wide“ in den Startlöchern. Vier Rocker, die es weiter wissen wollen. Diesmal allerdings ohne den schlaksigen Frontmann aus Utrecht.

Wer hätte das gedacht? Schließlich hatten sich Pete Brough, Ralf Außem (beide Gitarre), Kurt Schmidt (Bass) und Schlagzeuger Hermann Eugster mit van Putten über die Jahre eine formidable, europaweite Fangemeinde erspielt (u.a. durch die erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Kultrockern von „The Mission“ und mit Michael Dempsey, „The Cure“) und so ganz nebenbei vier bemerkenswerte Alben eingespielt. „Carlo wollte eine Auszeit, und wir brannten für eine Fortsetzung“, erklärt Bandsprecher Brough das plötzliche Verschwinden der „Deadies“ von der Bildfläche.

Und das zu einem Zeitpunkt, als die „Shelter“-CD mit tollen Songs gute Kritiken en masse einheimste. Dazu überzeugten die Musiker ihr Publikum mit einer Live-Performance, die durch soundgewaltige, dichte Songs vor Kraft strotzte und trotz aller Melancholie derart begeisterte, dass sich jedes Club-Konzert vor vollem Haus und nur mit Verlängerung ausging. Die Absicht, bei den „Dead Guitars“ die Brocken hinzuschmeißen und mit neuem Namen weiterzumachen, erforderte vor diesem Hintergrund großen Mut.

Ein Blick in die Historie der Musiker macht den Schritt verständlich: Vor 28 Jahren schon fanden die vier Musiker in der Indie-Rock-Band „Twelve Drummers Drumming“ (12DD) zueinander und wurden für ihre LP-Veröffentlichungen in vielen Ländern gefeiert. Nebenbei waren sie gefragte Studio-Cracks (Außem: unter anderem mit „Rainbirds“ und Nina Hagen) und hatten ihre Live-Erfahrungen in Bands wie „Wallenstein“ (Brough, Schmidt) gesammelt. Jetzt schließt sich der Kreis: Eigentlich ist „The Wide“ die Fortsetzung der 12DD. Deren LP-Veröffentlichungen wie „Loveless“ gehören – bis heute noch – zum Feinsten, was die Szene seinerzeit anzubieten hatte. Trotz einiger Hitparadenerfolge mit „Wallenstein“ zählt das „Loveless“-Album heute noch zur Lieblingsmusik von Pete Brough und Kurt Schmidt.

„Über die Jahre haben wir viele Songs geschrieben, die nicht unbedingt fürs ,Deadies’-Repertoire geeignet schienen“, sagt Pete Brough. Deshalb konnte das Quartett nach dem Split-up so rasch ins Tonstudio einziehen und als „The Wide“ mühelos Material für ein neues Album einspielen. Die Fans dürfen sich freuen, denn die ersten Takes klingen vielversprechend: „Wir haben die Musik vom ,Shelter’-Album fortgeführt“, sagt Brough. „Die Songs erzählen von der Liebe, von Sonne und von Sternen. Aber auch über den Tod“, gibt der charmante Schotte einen ersten kleinen Einblick in neue Songs des kommenden Albums.

Bereits jetzt sei so viel verraten: Zu hören ist ein gelungener Mix aus 12DD und „Dead Guitars“; darüber hinaus ist Pete Brough als neuer Lead-Sänger überraschend gut bei Stimme. Nur auf ein Übermaß an Melancholie – einem Markenzeichen der „Deadies“ – müssen die Fans künftig wohl verzichten. Mit der Album-Veröffentlichung im September/Oktober will sich „The Wide“ auch live präsentieren. Und darauf darf man sich schon jetzt freuen.

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