Spielplatz in Mönchengladbach Naturspielplatz entsteht im Stadtwald

Rheydt · Die Hochschule Niederrhein und die Mags bauen ab Montag im Stadtwald einen naturnahen Spielplatz. Der Platz soll anonym über Sensoren aufzeichnen, wie Kinder ihn benutzen – und wird so weiterentwickelt.

 So sieht eine Skizze des naturnahen Spielplatzes in Rheydt aus.

So sieht eine Skizze des naturnahen Spielplatzes in Rheydt aus.

Foto: Mags/Hochschule Niederrhein

Im Stadtwald in Rheydt haben Erdarbeiten begonnen. Dabei handelt es sich um eine ganz besondere Baustelle: Bis zum Sommer entsteht auf einer Wiese in der Nähe des Minigolfplatzes ein naturnahes Spielareal mit Strauchlabyrinth, Materialpfad, einer Schlucht mit Treibgut, Rasenwellen, einem Matschbereich, einem Wäldchen und Sitzdecks. Der Naturspielplatz mit acht Spielstationen soll die Fantasie der Kinder anregen und keine fertigen Spielgeräte bereitstellen, die Kleinen sollen den rund 4000 Quadratmeter großen Platz selbst entdecken und ihn für sich nutzen.

Der Spielplatz ist aber nicht nur ein natürlich wirkendes Spielerlebnis, sondern er wird auch mit Sensoren ausgestattet, die Nutzungsdaten sammeln. Welche Bereiche sind besonders beliebt? Was stellen die Kinder mit den Materialien an, zu denen übrigens auch Steine des früheren Eickener „Affenfelsens“ gehören? Das soll komplett anonym sein, versprechen Mags und die Hochschule. Das Messsystem komme komplett ohne Videokameras aus. Die Messungen erlauben Rückschlüsse darauf, was sich die Kinder an Spielmöglichkeiten wünschen. Die Ergebnisse werden analysiert und sind die Grundlage für weitere Umbauten im Frühjahr 2020 und 2021. Der Spielplatz verändert sich also nach den Wünschen und Vorlieben der Kinder.

Hinter dem Forschungsprojekt steckt aber mehr, als Kindern ein Spielvergnügen ganz nach deren Vorlieben zusammenzustellen. Ein digitales Sensorsystem, das in Echtzeit Daten aufzeichnet und auswertet, kann im Grunde auch dazu dienen, das Nutzerverhalten in jedem öffentlichen Raum zu analysieren: Wird dieser Gehweg eigentlich wirklich genutzt? Fährt auf diesem Fahrradweg tatsächlich jemand? Ist die Straße wirklich so viel befahren, wie es eine Zählung von Hand vor ein paar Jahren einmal ergeben hat? Stadtforschung und die Gestaltung des öffentlichen Raums wird auf diese Weise digitalisiert und völlig neu entwickelt. Im Grunde ist dieser Spielplatz der erste Schritt Mönchengladbachs zur Smart City. Dafür gibt es knapp 500.000 Euro Förderung vom Land NRW, wie die Hochschule bereits im vergangenen Jahr mitteilte.

Das Forschungsprojekt der Hochschule dahinter heißt „Public Life Smart Measurement“ und wird aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) gefördert. Die Hochschule Niederrhein ist Forschungs- und Entwicklungspartner und Projektkoordinator. Zwei Einrichtungen der Hochschule sind involviert: Das Kompetenzzentrum Social Urban Design (SOUND) hat die Gesamtkoordination des Projektes und unterstützt inhaltlich bei Fragen zu nutzerorientierten Designprozessen. Als zweite Einrichtung der Hochschule wird das iPattern Institut die technischen Fragestellungen im Projekt bearbeiten. Partner ist die Deutsche Telekom.

Ähnliches ist für den Bunten Garten geplant: nämlich mit Parkbänken und Stühlen. Jeder soll sie sich dorthin stellen könenn, wo er gerne sitzen möchte. Die Stühle sind mit einem Trackingsensor unter der Sitzfläche versehen. Der verhindert, dass das Sitzmobiliar gestohlen wird. Und er zeichnet anonym die Nutzerdaten auf. Wohin setzen sich die Menschen gerne? Damit sowie mit der WiFi-Technik im Smartphone können sich Aufenthalts- und Bewegungsmuster von Menschenmengen im öffentlichen Raum erstellen lassen.

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