Mit 68 im TV Gladbacherin singt in „The Voice Senior“

Mönchengladbach · Monika Smets ist 68 Jahre alt, doch das hält sie nicht davon ab, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Die Windbergerin singt in der zweiten Staffel des Gesangs-Wettbewerbs. Unter ihren Mitstreitern ist Smets allerdings ein absoluter Exot.

 Monika Smets in ihrem Garten in Windberg.

Monika Smets in ihrem Garten in Windberg.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Dass Monika Smets so weit gekommen ist, das kann sie selbst noch gar nicht richtig glauben. Die 68-Jährige sitzt bei Kaffee und Lebkuchen am Esstisch ihres Hauses in Windberg, als sie erzählt, was sie in den vergangenen Monaten so alles erlebt hat. Da waren Reisen nach Köln und Berlin, da waren große Ton- und Fernsehstudios mit überwältigender Technik. Da waren Interviews und Stimm-Coachings. Da war am Ende eine große Show. Und mitten drin: Monika Smets aus Mönchengladbach.

Smets ist Teil der zweiten Staffel von „The Voice Senior“, einem Gesangswettbewerb für Menschen ab 60. Die Mönchengladbacherin hat es durch die Vorauswahl geschafft, nun muss sie sich bei ihrer „Blind Audition“ vor der prominenten Jury beweisen. Yvonne Catterfeld, Michael Patrick Kelly sowie Sascha Vollmer und Alec Völkel von The Boss Hoss entscheiden dann – nur anhand der Stimme – ob Smets eine Runde weiter ist und in einem der Juroren-Teams weiter für die „Sing-Offs“ trainieren darf.

Unter den 31 weiteren Kandidaten, die zu den „Blind Auditions“ zugelassen wurden, ist Monika Smets allerdings ein absoluter Exot. Die meisten tragen Songs aus der Rock-, Pop- oder Schlagermusik-Szene vor. Musik, die für die große Show gemacht ist. Smets hingegen verfolgt eine andere Leidenschaft. Choräle, Oratorien, Kantaten – die Kirchenmusik ist ihre Welt.

„Es ist so, dass meine Stimme eine klassische ist“, erklärt Smets. Bereits als kleines Mädchen habe sie im Kirchenchor ihrer Heimatpfarre St. Barbara gesungen. Schnell ergaben sich Solo-Auftritte in der Franziskaner-Kirche – wo sie mit 17 Jahren sogar ihren Mann kennengelernt hat. Er sei es auch gewesen, erzählt Smets, der sie nach der Geburt ihres zweiten Sohnes dazu überredet hatte, im Alter von 32 Jahren noch eine professionelle Gesangsausbildung zu beginnen. Etwa drei Jahre arbeitete Smets jeden Samstag mit einem Musikprofessor der Universität Wuppertal an ihrer Stimme. Es folgten Auftritte in zahlreichen Kirchen in Mönchengladbach, aber auch in Städten wie Düsseldorf, Neuss, Essen oder Leverkusen.

 Für ihre „Blind Audition“ hat sich Monika Smets ein besonderes Stück ausgesucht: Die Arie „Lascia ch‘io pianga“ des deutsch-britischen Barock-Komponisten Georg Friedrich Händel. Sie ist Teil von Händels Oper „Rinaldo“, die im Jahr 1711 uraufgeführt wurde.

Monika Smets zeigt die Noten zu dieser „Literatur“, wie sie sagt. Zu Hause hat sie sie ordentlich in einer Klarsichtfolie verpackt. Es sind Papiere voll mit Noten und Bleistiftnotizen der Sopranistin – für den Laien ein kaum zu entschlüsselndes Musik-Labyrinth.

Sich bei der Fernseh-Show anzumelden, habe sehr große Überwindung gekostet, erzählt Smets. Zum Zeitpunkt der Bewerbung habe sie sich in einer schwierigen Zeit befunden: „Mein Mann ist vor drei Jahren verstorben. Danach habe ich mich sehr zurückgezogen“, sagt Smets. „Es hat eine immense Zeit gedauert, bis ich wieder eigene Aktivitäten in Angriff genommen habe.“ Eigentlich sei die Teilnahme an „The Voice Senior“ sogar eine ihrer ersten Aktivitäten überhaupt nach Monaten des Rückzugs gewesen. Ihre Schwiegertochter habe sie auf das Format aufmerksam gemacht. Doch Monika Smets war sich unsicher. „Ich dachte nicht, dass man mich dort bräuchte.“

Dann, nur acht Tage vor dem Ablauf der Anmeldefrist, hat sie es doch gewagt – und ist an ihrem Geburtstag zum Vorsingen nach Köln gefahren. „Da hatte ich alle meine Freundinnen zum Frühstück eingeladen und musste erstmal schauen, dass ich es noch pünktlich nach Köln schaffe.“

Als sie Wochen nach dem erfolgreichen ersten Vorsingen dann aber nach Berlin zu den „Blind Auditions“ eingeladen wurde, war Monika Smets baff. Es machte ihr sogar Angst. Auf der Zugfahrt in die Hauptstadt habe sie in Wuppertal gleich wieder umdrehen wollen: „Es ergriff mich so eine Panik. Das war für mich wie eine Weltreise“, sagt Smets. Es folgten Interviews, Proben, Termine in der Maske, Stimm-Coachings, und schließlich der große Auftritt vor der Jury, die „heiße Probe“ im Fernsehstudio. Die Technik habe die Gladbacherin glatt umgehauen. „Das war atemberaubend.“

Manchmal, sagt Monika Smets, sehe sie schon die Vorschau für die Folge mit ihrem Auftritt im Fernsehen. Dann sieht sie sich selbst beim Singen. Als Smets davon erzählt, verzieht sie das Gesicht. „Es ist schon komisch, sich im Fernsehen zu sehen.“ Trotzdem sei sie unendlich froh darüber, den Schritt gewagt und teilgenommen zu haben. „Ich bin infiziert.“

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