Gesundheitsamt Mönchengladbach Aids-Beraterin befürchtet mehr sexuell übertragene Infektionen

Mönchengladbach · Weil vielerorts Beratungs-, Test- und Präventionsangebote wegen der Pandemie reduziert wurde, könnte es eine höhere Zahl von unentdeckten sexuell übertragbaren Infektionen geben, meint das Gesundheitsamt.

 Der 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag.

Der 1. Dezember ist Welt-Aids-Tag.

Foto: dpa/dpa, ade cul gfh obe

„Über HIV und AIDS reden – jetzt erst recht!“ So heißt das Motto der Arbeitsgemeinschaft Aids-Prävention NRW zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember. Es soll darauf aufmerksam machen, dass Aids-Prävention in Zeiten der Pandemie auch und sogar besonders wichtig ist. Denn, so teilte die Stadt jetzt mit: Vielerorts seien die Präventions-, Beratungs- und Betreuungsangebote aufgrund der Pandemie in 2020 und 2021 deutlich reduziert worden. Dies schlage sich in den aktuell veröffentlichten Zahlen zu den in 2020 nachgewiesenen HIV-Neuinfektionen nieder.

In NRW, so die Stadt, waren es mit 440 geschätzten Neudiagnosen in 2020 deutlich weniger als die 680, die 2019 gestellt wurden. „Wir gehen davon aus, dass es sich weniger um einen reellen Rückgang der Neuinfektionen, sondern überwiegend um die Folge verminderter Testmöglichkeiten handelt“, sagt Ursula Backes, Stadtärztin und langjährige Aids-Fachkraft in der Beratungsstelle im Gesundheitsamt. Diese war während der gesamten Pandemie. Es gab ein durchgehendes telefonisches und persönliches Beratungs- und Testangebot.

Aufgrund der Lockdowns war nach Angabend der Stadt zwar die Anzahl der durchgeführten Tests in 2020 geringer, die Zahl der anteiligen positiven Befunde blieb jedoch im Vergleich zu 2019 unverändert. „Es steht also zu befürchten, dass eine eingeschränkte Testmöglichkeit die Zahl der unentdeckten sexuell übertragbaren Infektionen in die Höhe treibt – somit steigt für sexuell aktive Menschen das Risiko für eine Ansteckung beim Sex“, warnt Backes. Dass die Menschen im Verlauf der Pandemie deutlich weniger ungeschützten Sex hatten als vorher, widerspreche nicht nur ihrer Beratungserfahrung. „In allen Kriegs- und Krisenzeiten – Phasen elementarer Bedrohung – wächst das Bedürfnis nach Nähe“, sagt Backes.

Anders als in 2020 wird am Ende dieses Jahres die Anzahl der im Gesundheitsamt durchgeführten Tests die Zahlen von 2019 sogar übersteigen, erwartet die Stadt. Seit Frühjahr 2019 hat die Beratungsstelle im Gesundheitsamt ihr Angebot deutlich erweitert. „Anonym und kostenlos beraten und testen wir nicht nur auf HIV sondern bei Bedarf auch auf Syphilis, Tripper, Chlamydien, Trichomonaden sowie Hepatitis B und C. Dieses Angebot ist sehr gut angenommen worden und die Nachfrage steigt stetig“, sagt Susanne Schneider, Sozialarbeiterin in der Beratungsstelle des Gesundheitsamtes.

Wer sich auf HIV testen lassen will, kann in einem Telefongespräch mit der Beratungsstelle einen Termin vereinbaren. In dem Gespräch wird der bestmögliche Testzeitpunkt besprochen. Rat gibt es auch zu anderen Fragen sexueller Gesundheit.  Weitere Informationen unter www.stadtmg.de/aids.

(RP)
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