Bürgerbeteiligung nach Sommerferien Maria-Lenssen-Garten: Kleinod wird aufpoliert

Rheydt · 215.000 Euro stehen der Stadt zur Verfügung, um den kleinen Park zwischen Schule und Mühlenstraße zu verschönern.

 Dieser Pavillon hinter dem Schulgebäude ist ein Schmuckstück des Maria-Lenssen-Gartens.

Dieser Pavillon hinter dem Schulgebäude ist ein Schmuckstück des Maria-Lenssen-Gartens.

Foto: Untere Denkmalbehörde, Stadt Mönchengladbach

Ein weißer Fleck auf der Landkarte Mönchengladbachs ist es nicht. Aber wer nicht weiß, was sich hinter dem Zaun neben der Kindertagesstätte an der Mühlenstraße erstreckt, würde so etwas wie den Maria-Lenssen-Garten dort nicht erahnen: Ein schmaler Weg führt entlang eines weißen Gebäudes im Bauhaus-Stil in einen kleinen Park mit denkmalgeschützten Baumriesen, einer Wiese und einem schmucken Pavillon. „Ein Kleinod“, nennt Katrin Jeuschnik vom städtischen Fachbereich Stadtentwicklung und Planung das ziemlich versteckt gelegene Gelände. Damit bald mehr Rheydter aus der Nachbarschaft den Weg dorthin finden und die Grünanlage nutzen, will die Stadt investieren. 215.000 Euro stehen zur Verfügung, um das Areal aufzuhübschen. 80 Prozent dieses Betrages zahlt das Land Nordrhein-Westfalen aus Mitteln für das Projekt „Soziale Stadt Rheydt“.

Was genau in dem Park passieren soll, stehe noch nicht fest, sagt Katrin Jeuschnik. Darüber will die Stadt nach den Sommerferien mit den Bewohnern der Nachbarschaft sprechen und in diesen Dialog auch die Kindertagesstätte an der Mühlenstraße einbeziehen. Das Grün ein wenig neu gestalten; vielleicht einen Garten anlegen, den Kindergarten und Anwohner bestellen, neue Bänke, eine bessere Beleuchtung – denkbar und diskussionswürdig ist vieles.

 Das Tor am Berufskolleg ist ein Eingang in den Garten.

Das Tor am Berufskolleg ist ein Eingang in den Garten.

Foto: Holger Hintzen

Von der Mühlenstraße ist der Garten zwar immer erreichbar. Aber der Weg führt immer durch den Eingangsbereich des Hauses Nummer 33, das vom Roten Kreuz als Beratungsstelle für Migranten und von Schülern des Maria-Lenssen-Berufskollges als Wohnheim genutzt wird. Ein Zaun sorgt zusätzlich dafür, dass Passanten nicht ohne Weiteres auf die Idee kommen, die Tür in dem Zaun zu öffnen. Das andere Ende des kleinen Parks ist über ein Tor am Berufskolleg zu erreichen. Doch das ist mitunter verschlossen. „Sinnvoll wäre es sicher, den Eingang besser sichtbar zu machen, dass mehr Menschen die Hemmschwelle überwinden, hineinzugehen“, sagt Planerin Katrin Jeuschnik.

 So sah das Wohnheim an der Mühlenstraße 1936 kurz nach der Fertigstellung aus.

So sah das Wohnheim an der Mühlenstraße 1936 kurz nach der Fertigstellung aus.

Foto: Stadtarchiv Mönchengladbach

Ein schwieriger Fall und womöglich ein teurer Posten auf der Gestaltungsliste: die ehemalige Gärtnerei mit Gewächshaus, die in einem arg heruntergekommenen Zustand ist. Ob das Bauwerk zu retten ist und wie es dann sinnvoll zu nutzen wäre, muss sich ebenfalls noch zeigen.

 Von außen sieht das Wohnheim noch heute nicht viel anders aus als in den frühen 1930er-Jahren.

Von außen sieht das Wohnheim noch heute nicht viel anders aus als in den frühen 1930er-Jahren.

Foto: Holger Hintzen

Architektonisch und stadtgeschichtlich interessant ist das Ambiente allemal. Nachdem 1870 von Maria Lenssen die Keimzelle des Berufskollegs als „Private Fortbildungsschule in weiblichen Handarbeiten“ zunächst in der Rheydter Elementarschule eingerichtet worden war, bekam sie aufgrund starken Wachstums 1880 ein eigenes Domizil an der Werner-Gilles-Straße. 1928 übertrug die Stadt Rheydt dem preußischen Staat ein als Schulgarten genutztes Grundstück mit der Auflage, ein Wohnheim darauf zu bauen. Das entstand in den frühen Dreißiger Jahren und grenzte an die Mühlenstraße.

 Die ehemalige Gärtnerei mit Gewächshaus ist arg heruntergekommen. Ob sie saniert werden kann und wie sie dann zu nutzen wäre, ist offen.

Die ehemalige Gärtnerei mit Gewächshaus ist arg heruntergekommen. Ob sie saniert werden kann und wie sie dann zu nutzen wäre, ist offen.

Foto: Holger Hintzen

Der streng sachliche, schnörkellose Wohnheimbau mit seinen großen Fensterflächen atmet den Geist des „Neuen Bauens“ das vor dem Ersten Weltkrieg und in der Weimarer Republik modern war. Im Erdgeschoss des Gebäudes befanden sich einst Klassen- und Wirtschaftsräume, ein Frühstücksraum und ein Musikzimmer. In den oberen Etagen lagen Schlafräume und Gemeinschaftsbäder. Das Mitte der 1990er-Jahre sanierte Haus wird zwar noch heute als Wohnheim genutzt, allerdings sind Gemeinschafts- und Schlafräume Appartements mit größerer Privatsphäre gewichen.

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