Gladbacher Künstlerin Yolanda Encabo Spanischer Blick auf das Selbstverständliche

Mönchengladbach · Die Malerin Yolanda Encabo schöpft ihre Inspiration aus der Beobachtung von Menschen, Situationen und Natur. Ihre Bilder schwingen zwischen Realität und Abstraktion.

 Kuenstlerin Yolanda Encabo in ihrem Atelierhaus an der Steinmetzstraße.

Kuenstlerin Yolanda Encabo in ihrem Atelierhaus an der Steinmetzstraße.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Ein Mädchen spielt mit seinem Schatten. Yolanda Encabo fängt den Augenblick als Bildmotiv ein, nicht realistisch, doch charakteristisch und eingebunden in erzählend angelegter Szenerie.  Die Reaktion auf das Umfeld ist charakteristisch für sie. Die Beobachtung von Menschen, alltäglichen Begebenheiten und Natur ist Triebfeder ihrer Malerei.

Encabos Malerei ist figurativ und kennt zugleich die Hinwendung zur Abstraktion. Die Protagonisten ihrer Bilder sind in Haltung und Gesten bezeichnend und bleiben doch anonym. Gesichter sind allenfalls minimalistisch angedeutet oder abgewandt. Die Figuren ihrer Bilder seien oft nur Statisten auf einer Bühne, die sie ihnen als Malerin zuweise, so Encabo. Sie bevorzugt als Betrachtungswinkel den Blick von oben oder die schräg angeschnittene Perspektive. Das Licht mit seinen Begleitern Schatten und Spiegelung ist wesentliches Thema der atmosphärisch aufgeladenen Gemälde. In der Farbgebung bevorzugt die Malerin warme Gelb-, Ocker und Rottöne, zuweilen auch kühleres Blau.

Encabo wurde 1961 im spanischen San Sebastián geboren, studierte in Bilbao Kunst und absolvierte das zweite Examen für das Lehramt. Seit 1995 lebt sie in Deutschland. Ihre Inspiration schöpft sie aus den Beobachtungen der alten baskischen wie auch neuen niederrheinischen Heimat. Dabei verrät häufig die Lichtwirkung, wo die Künstlerin fündig wurde. Vor etwa drei Jahren bezog die Spanierin das Atelierhaus an der Steinmetzstraße, nachdem sie zuvor erst in der Gabelsbergerstraße und später in der Eickener Straße ein Domizil für ihr Kunstschaffen hatte.

Nach der Erziehungspause für die beiden Kinder arbeitete sie zunächst rein abstrakt, fand aber bald zurück zu ihren Anfängen und damit zu den Themen Mensch und Perspektivwechsel. Für die Malerei bevorzugt die Künstlerin Ölfarbe, doch in der kälteren Jahreszeit dauert ihr die Trocknungsphase zu lange. Dann greift sie lieber zur rasch trocknenden Acrylfarbe. „Ich will im malerischen Prozess frei sein“, sagt sie.

Ihre Beobachtungen fängt die Künstlerin im ersten Schritt meistens mit der Kamera ein, und doch arbeitet sie niemals fotorealistisch. Das Foto gibt ihr die Möglichkeit, Dinge und Situationen aus vielen Perspektiven festzuhalten, um dann darin das Besondere zu entdecken. In der Darstellung komponiert sie Extrakte aus dem Beobachteten oft in einer Addition von Momenten und immer in selbst gewählter Perspektive. „Ich mache mir Skizzen oder Zeichnungen, um ins Thema zu finden, und frage mich immer, warum ich etwas mache oder nicht“, beschreibt Encabo den Arbeitsprozess zwischen Reflexion und Spontaneität.

Um zu prüfen, ob eine Komposition Bestand hat, stellt sie ihre Bilder auf den Kopf oder auf eine Seite. „Ich drehe die Bilder, um das Zusammenwirken von Formen, Linien und Farben zu sehen, und lasse dabei das Thema weg. Die Malerei muss stimmen“, sagt die 58-Jährige.  Stimmen muss ebenso die über das Licht entwickelte atmosphärische Ausstrahlung. Bewegung ist fast immer als Thema präsent. Die Darstellung von Wasser in Transparenz und Dynamik zählt mit zu ihren liebsten Sujets.

„Beim Malprozess denke ich nicht, dass ich Wasser male. Die Malerei muss fließen“, sagt Encabo. Sie malt auf Papier und Leinwand, momentan auch auf Holz. Zurzeit arbeitet sie eher „akademisch“, früher auch mit groben Pinseln, Schwämmen und Stoffen.

Als Ziel ihrer Malerei nennt sie das Aufdecken neuer Seiten von Realität und des anderen Blicks auf eine Sache. „Ich frage mit meinen Bildern, was hinter dem Selbstverständlichen ist. Ich suche das Ungewohnte, noch nicht Bekannte herauszustellen, und möchte zeigen, was alle sehen können, wenn sie sich bereit halten für das Ungewöhnliche“, so Encabo. Daher ist auch keines ihrer Bilder vollkommen abstrakt. Das Besondere, der wesentliche Charakterzug eines Gegenstandes soll sichtbar bleiben.

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