Line Dance in Mönchengladbach Synchron-Tanz zu Countrymusik

Mönchengladbach · Bei der Aktion „Sport im Park“ können in ganz Gladbach kostenlos verschiedene Sportarten ausprobiert werden. Andy Bischoff bietet einmal die Woche „Line Dance“ an.

 Die Teilnehmer am „Haus des Sports“ tanzen beim Line Dance mit dem in Corona-Zeiten gebotenen Abstand.

Die Teilnehmer am „Haus des Sports“ tanzen beim Line Dance mit dem in Corona-Zeiten gebotenen Abstand.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

In Holt gibt es an diesem Donnerstagabend nicht nur etwas zu sehen. Es gibt vor allen Dingen auch etwas zu hören: Denn wenn die etwa 30 Tänzerinnen und Tänzer beim „Line Dance“ auf dem Platz vor dem „Haus des Sports“ abwechselnd mit der Hacke und der Spitze auf den Boden tippen, sich gleichzeitig um die eigene Achse drehen und dann mit den Schuhen über den Boden streifen – jeder für sich allein und doch zusammen – ergibt das einen ganz eigenen, gemeinsam erzeugten Rhythmus. In Reihen und Linien haben sich die Tänzer auf dem Platz voreinander aufgestellt, immer mit einer Armlänge Abstand zueinander.

Alle schauen sie in dieselbe Richtung: nach vorne zu der Musikbox. Dort steht Andy Bischoff – weißer Vollbart, neongelbes T-Shirt und schwarze Lederweste – und erklärt durch sein Mikrofon die nächste Schrittfolge. „Stellt euch vor, ihr kickt mit eurem Fuß einen Luftballon weg“, sagt er und lässt sein gestrecktes Bein ein Stückchen nach vorne fliegen. Die Tänzer machen es ihm nach. Bischoff wiederholt die Schrittfolge noch ein paar Mal, bis sie bei allen zu sitzen scheint. Dann ist es Zeit für die Musik. „Fünf, sechs, sieben, acht“, zählt Bischoff vor. Dann bewegt sich die Gruppe wie zuvor geprobt gemeinsam in alle Richtungen: nach links, nach rechts, nach vorne und zurück. „Line Dance ist gar nicht so exotisch, wie man denkt. Wenn man einmal dabei ist, lernt man eigentlich überall Menschen kennen, die auch gerne Line Dance tanzen“, sagt der Line-Dance-Trainer.

Die choreografierte Tanzform, bei der die einzelnen Tänzer mit etwas Abstand in Reihen und Linien vor- und nebeneinander tanzen, stammt ursprünglich aus den USA, hat sich von da aus aber über die ganze Welt verbreitet. Und auch die Musik, zu der getanzt wird, hat sich verändert: Obwohl der Großteil der Tänze immer noch auf Country-Musik abgestimmt ist, kann heute fast zu jedem Genre getanzt werden. „Wichtig ist nur, dass der Bass gut zu hören ist, damit man sich den Rhythmus gut vorstellen kann. Ansonsten gibt es für mich eigentlich nur eine persönliche Grenze: deutscher Schlager“, sagt Bischoff und lacht.

Er selbst hat 2004 mit Line Dance angefangen, nachdem ihm seine Nachbarin mit zu einem Country-Festival genommen hatte und er dort beobachtete hatte, wie viel Spaß zwei Männer am Rand der Tanzfläche hatten, die zusammen verschiedene „Line Dance“-Choreografien tanzten. Das Tanzen in der Gruppe habe ihm sofort gefallen.

„Es geht dabei nicht darum, sich selbst zu präsentieren, sondern sich gemeinsam zu bewegen. Wenn jemand etwas nicht versteht, dann schubst man ihn nicht zur Seite, sondern flüstert ihm die Schritte zu. Und es ist eine der wenigen Sportarten, bei der Acht- bis 80-Jährige zusammen trainieren können“, sagt Bischoff. Unter anderem in den USA, in Australien oder in Kanada habe er mittlerweile schon Line Dance tanzen können. In Mönchengladbach leitet er einmal die Woche das Training beim Trimm- und Freizeitclub Ohler.

Seit dem 25. Juni können nun auch alle anderen, die Lust haben, einmal Line Dance auszuprobieren, jeden Donnerstag von 18 bis 19 Uhr vor dem „Haus des Sports“ in Holt zusammen tanzen. Das Angebot ist Teil der vom Stadtsportbund Mönchengladbach organsierten Aktion „Sport im Park“, bei der in der ganzen Stadt kostenlose Sportangebote unter freiem Himmel veranstaltet werden.

Doris Franke ist schon zum vierten Mal dabei – und hat nun gleich mehrere Frauen, mit denen sie sonst mittwochs zusammen im Turnverein Eintracht Rheydt-Pongs eine Mischung aus Zumba und Aerobic tanzt, davon überzeugen können, sie zu begleiten. Vom Line Dance hat Franke in der Zeitung erfahren – und ist seitdem geblieben. „Es macht wirklich Spaß. Weil sich die Schritte immer wiederholen, ist man schnell drin und hat sofort Erfolgserlebnisse. Und man schwitzt wirklich dabei, das sollte man nicht für möglich halten“, sagt sie und lacht.

Auch die Musik und die lockere Atmosphäre, innerhalb der sich alle Tänzer sofort duzen, gefallen ihr. Und noch eine weitere Eigenschaft zeichnet Line Dance ihrer Meinung nach aus: „Standardtänze sind auch schön, aber da braucht man immer einen Partner. Hier kann man sich ganz autark bewegen.“ Dass sie bis zum letzten Termin am 13. August weiterhin dabeibleiben möchte, steht für sie schon fest.

Bis 19 Uhr geht die Stunde für die Anfänger. Danach beginnt eine weitere Stunde für alle Tänzer, die schon länger dabei sind und teils schon seit Jahren mit Bischoff beim TFC Ohler oder in anderen Vereinen zusammen trainieren. Musik und Schritte werden jetzt beschleunigt, trotzdem bewegt sich die Gruppe wie von selbst weiter.

„Kannst du das Lied noch schneller drehen?“, fragt eine Frau Trainer Bischoff, als es den elf übrig gebliebenen Tänzern zu langsam wird. Die meisten Choreografien beim Line Dance sind ganz genau auf ein Lied abgestimmt und weltweit einheitlich, die entsprechenden Anleitungen gibt es kostenlos im Internet oder können durch YouTube-Videos oder in speziellen Workshops erlernt werden. Auf diese Weise können auch Menschen, die zuvor noch nie zusammen getanzt haben, von Anfang an synchron als Gruppe tanzen – vorausgesetzt natürlich, die Tänzer haben die entsprechende Choreografie gerade im Kopf.

Das erfordert Konzentration – gerade, wenn man – wie zum Beispiel Trainer Bischoff sagt – in seinem Leben bereits über 300 Choreografien gelernt hat und etwa 50-60 davon auswendig kann: „Line Dance ist eben nicht nur Training für den Körper, sondern auch für das Gehirn.“

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