Regiopark Kein Platz mehr für Logistiker
Mönchengladbach · Die letzte große freie Fläche im Regiopark ist verkauft: Ein 33.000 Quadratmeter großes Logistikzentrum baut Goodman. Danach wird es eng für Logistik-Ansiedlungen. Die Wirtschaftsförderung richtet ihren Fokus auf Bürojobs.
Der Aufschwung der Mönchengladbacher Wirtschaft, die inzwischen rund 98.000 Menschen einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz bietet, ist auch eine Folge des Booms der Logistik. Doch mit den großen Ansiedlungen, zu denen auch Esprit, Zalando und gerade Amazon gehören, ist es bald vorbei. Eines der wohl letzten großen Logistik-Projekte für Mönchengladbach verkündete am Montag Wirtschaftsförderer Ulrich Schückhaus in München bei der Immobilienmesse Expo Real: Die Goodman-Gruppe hat die letzte noch verfügbare Fläche im Regiopark gekauft, um dort ein weiteres Logistikzentrum zu bauen. Dabei handelt es sich um ein 60.000 Quadratmeter großes Grundstück, auf dem ein Neubau mit 33.000 Quadratmeter Logistikfläche entstehen soll. Goodman ist ein australischer Konzern, der sich auf die Entwicklung und Verwaltung von Logistikflächen spezialisiert hat. Im Regiopark war beziehungsweise ist Goodman auch an der Entstehung von Esprit und Zalando beteiligt. Für welchen Kunden Goodman das neue Zentrum baut, ist noch offen. „Der Neubau ist spekulativ, aber die Nachfrage ist definitiv vorhanden“, sagte Schückhaus. Der Neubau sei auch für mehrere Nutzer teilbar.
Für den Regiopark sei dies der Schlussstein. Die 120 Hektar sind vergeben. Und irgendwie gilt das auch für Ansiedlungen von großen Logistikern überhaupt in Mönchengladbach. Es gibt schlicht kaum mehr Flächen, die die Stadt riesigen Ansiedlungen anbieten könnte. „Wir können uns keine neuen Flächen schnitzen“, sagte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. Dies bringt der Wirtschaftsförderung WFMG auch Kritik ein, bei Logistikern handle es sich um Flächenfresser mit vergleichsweise wenig Arbeitsplätzen. Bisher, entgegnet Schückhaus, seien im Regiopark 5000 Jobs entstanden. In dem neuen Logistikzentrum sollen es weitere 200 Jobs werden. Tatsächlich haben Logistiker inzwischen Probleme, in Mönchengladbach weiteres geeignetes Fachpersonal zu finden. „Der Arbeitsmarkt für Logistik-Unternehmen wird immer schwieriger“, sagte Schückhaus in München. Diese Situation dürfte sich durch die Neubauten des Online-Riesen Amazon und des Bad-Händlers Reuter in Rheindahlen noch einmal verschärfen. Dort sollen ebenfalls Tausende von Jobs neu entstehen. Derzeit verdienen mehr als 8600 Gladbacher ihr Geld in der Logistik.
Verglichen mit Bürojobs ist das wenig. Mit Stand 2017 arbeiteten mehr als 45.000 Menschen in einem Büro in Mönchengladbach, 2016 waren es nicht einmal 44.000 gewesen. Das Wachstum der Bürobeschäftigten hat inzwischen das der Logistiker überholt. Das macht sich auch auf dem Mönchengladbacher Büromarkt bemerkbar: Der Leerstand liegt inzwischen bei 4,8 Prozent, wie aus dem am Montag veröffentlichten Immobilienmarktbericht der EWMG hervorgeht. Sinkt der Bestand unter vier Prozent, läuft die Stadt Gefahr, Unternehmen keine Angebote mehr machen zu können. „Wir haben weiteren Bedarf an Büroflächen“, sagt Schückhaus. Die entstehen derzeit zuhauf im Nordpark. Rund um das Borussen-Stadion sind in den vergangenen 15 Jahren bisher 5000 Bürojobs entstanden. Der Businesspark I im Nordpark ist laut Immobilienmarktbericht in Kürze vollständig vermarktet. Im Businesspark II entstehen in den kommenden Jahren an mehreren Stellen neue Büro- und Verwaltungsgebäude. Der Bad-Händler Reuter (14.000 Quadratmeter), die Prex GmbH (1550 Quadratmeter), Konntec Sicherheitssysteme (2000 Quadratmeter) und der Logistiker Overseas (2000 Quadratmeter) bauen entweder selbst oder lassen sich Büros neu bauen. Dazu werden 2019 und 2020 laut Immobilienmarktbericht weitere 15.700 Quadratmeter Büroflächen im Nordpark fertiggestellt. Insgesamt sind 120.000 Quadratmeter noch verfügbar.
Wie wichtig die Verfügbarkeit von Büroarbeitsplätzen für Mönchengladbach ist, zeigt diese Statistik: 75 Prozent des gesamten Geldes, das in der Wirtschaft verdient wird, kommt aus dem Dienstleistungsbereich.