Wahlkampf auf Abstand Lebhafter Web-Talk mit OB-Kandidat

Mönchengladbach-Rheydt · Es war die erste Online-Gesprächsrunde, zu der der SPD-Oberbürgermeisterkandidat Felix Heinrichs eingeladen hatte. In einem Konferenzraum beantwortete er Fragen der Mönchengladbacher.

 Felix Heinrichs diskutierte mit mehr als 30 Menschen.

Felix Heinrichs diskutierte mit mehr als 30 Menschen.

Foto: Helmut Michelis

Einsam sitzt Felix Heinrichs im großen Konferenzraum der SPD-Fraktion – den Computer auf einem Holzkästchen mit Teebeuteln platziert. Das dient ihm nun für 65 Minuten als provisorisches Rednerpult. Leidenschaftlich diskutiert der OB-Kandidat mit mehr als 30 Menschen, was kein Widerspruch ist: Sie sitzen weit entfernt zu Hause oder im Büro ebenfalls am Bildschirm – Wahlkampf in Zeiten der Pandemie.

„In Gladbach geht was“, ist die Botschaft des SPD-Fraktionschefs. „Wir müssen den Blick verändern: Das ist eine Stadt, die kann was und die will was. Junge Leute sagen mir, du kannst in Mönchengladbach eben deshalb etwas anfangen, weil es so unfertig ist.“ Es gelte, positive Beispiele zu stärken, die vielen tausend Studierenden der Hochschule anschließend in der Stadt zu halten und dringend deutlich mehr für die Bildung zu tun. „Mut“ ist ein Wort, das der Kandidat an diesem Abend häufig verwendet: „Viele gute Ideen brauchen einen engagierten Partner im Rathaus, um Realität zu werden. Mir ist die Politik in Mönchengladbach zu langsam.“

Unternehmer, Architekten, Gewerkschafter und interessierte Bürger hatte Felix Heinrichs über die Parteigrenzen hinweg eingeladen, sich an dem Zukunfts-Workshop zu beteiligen. Am Ende sind es vor allem Gleichgesinnte.

„Mehr und breiter miteinander austauschen“, ist der Ratschlag von Mark Nierwetberg, von der lokalen Start-up-Initiative „nextMG“. „Es reden hier immer nur dieselben Leute miteinander. Es muss aber auch Menschen geben, die anders auf die Fakten sehen.“ Als Beispiel nennt er die 23-jährige Jungunternehmerin Judith Grünewald, die in Windberg mit „Unverpackt“ eine neue Geschäftsidee hatte. „Die kommt bestimmt locker in T-Shirt und Turnschuhen daher. Trotzdem sollte man sie anhören.“ Prompt verschwindet Grünewalds Kopf vom Bildschirm und ihr rechter weißer Sportschuh wird für einige Sekunden sichtbar – eine sportliche Einlage, die für große Erheiterung sorgt.

 „Groß denken“, das ist die Empfehlung von Markus Klimmer. Der damalige Wirtschaftsberater von Frank-Walter Steinmeier als SPD-Kanzlerkandidat hat sich aus Berlin zugeschaltet. Er bescheinigt Mönchengladbach gute Chancen, den Strukturwandel zu bewältigen. Die „nächste Revolution“ stehe im Bereich Textil und Bekleidung bevor, sagt Klimmer voraus: „Die Zukunft wird wieder im Geschäft auf der Hauptstraße stattfinden.“ Hoffnung auf Wiederbelebung der Innenstädte mit einem modernen Mix attraktiver Läden und Cafés trotz des Einkaufsbooms via Internet war einer der Gedanken, die in der Kürze einer Online-Diskussionsrunde leider nur angerissen wurden.

 Kommunalwahl 2020 QUER

Kommunalwahl 2020 QUER

Foto: grafik

Heinrichs empfiehlt den Teilnehmern deshalb einen weiteren Austausch, an dem er sich gern beteiligen werde. Um 19.15 Uhr klappt der Kommunalpolitiker sein Notebook zu, der komplizierte „Wahlkampf auf Abstand“ ist an diesem Abend beendet. Er will aber weiterhin im Internet präsent sein: Neue Web-Talks, wöchentliche digitale Mittagspausen und Online-Feierabende seien geplant.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort