Streetwork in Mönchengladbach Stadt lässt Hilfsprogramm für obdachlose Frauen auslaufen

Mönchengladbach · Zum Ende des Jahres läuft die Förderung des Landes NRW für zwei Streetworker-Stellen aus. Was das für obdachlose Frauen in Mönchengladbach bedeutet.

Obdachlose Frauen sind im Straßenbild kaum sichtbar. (Symbolbild)

Obdachlose Frauen sind im Straßenbild kaum sichtbar. (Symbolbild)

Foto: Christoph Reichwein (crei)/Reichwein, Christoph (crei)

Als Janna Stempel und Marlene Beckmann am 1. April 2020 mit ihrer Arbeit begannen, fingen sie bei Null an. Die Sozialarbeiterin und die examinierte Krankenschwester machten sich auf, obdachlosen Frauen in Mönchengladbach Hilfe anzubieten.

Mit Erfolg: In den vergangenen knapp drei Jahren ist es ihnen gelungen, Kontakt zu 57 obdachlosen Frauen aufzubauen. Davon sind 27 wieder in eine eigene Wohnung eingezogen und haben diese auch halten können. Die Gesellschaft für innovative Sozialforschung und Sozialplanung hat die Arbeit der Streetworkerinnen wissenschaftlich begleitet. Die Auswertung belegt: Sie sind erfolgreich. Trotzdem werden Stempel und Beckmann zum Ende des Jahres die Arbeit einstellen, weil die Stadt sie nicht finanzieren wird.

Bisher wurden die Personalkosten von etwa 110.000 Euro für die beiden 30-Stunden-Stellen im Rahmen der Landesinitiative „Endlich ein Zuhause“ vom Land NRW finanziert. Die Förderung läuft zum 31. Dezember aus. „Wir haben eine Zusage vom Landschaftsverband, dass er 50 Prozent der Kosten übernimmt, wenn die Stadt die anderen 50 Prozent trägt“, sagt Brigitte Bloschak, Leiterin des Fachbereichs Wohnungslosenhilfe der Diakonie. Bei den Beratungen zum Haushaltsentwurf 2023 haben sich die Politiker dagegen entschieden.

„Es ist leider so gewesen, dass wir das nicht realisieren konnten“, sagt Anna Bögner (Bündnis 90/Die Grünen). „Vielleicht ergibt sich bei den nächsten Haushaltsberatungen ein Fenster.“ Bögner gehörte zu den Unterstützern des Projekts. „Das sind Menschen, die wirklich Hilfe brauchen“, sagt sie. Allerdings sei der finanzielle Handlungsspielraum der Stadt sehr gering.

Die intensive Betreuung der obdachlosen Frauen ist der Schlüssel zum Erfolg. Viele erleben auf der Straße Gewalt. Zudem haben 91,8 Prozent eine oder mehrere Erkrankungen, sowohl psychische als auch physische. 41 Prozent sind suchtkrank. Die Arbeit der Streetworkerinnen ist zeitintensiv. Sie begleiten die Frauen auch zu Ärzten und Ämtern, was mehrere Stunden in Anspruch nehmen kann.

Der Anteil der obdachlosen Frauen in Mönchengladbach steigt. „Als ich 1986 bei der Diakonie anfing, waren zwei Drittel der Obdachlosen Männer, ein Drittel waren Frauen“, sagt Bloschak. „Heute sind fast die Hälfte Frauen.“ Dennoch sind sie kaum sichtbar, weil sie oft in verdeckter Wohnungslosigkeit oder in Abbruchhäusern leben.

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