Erster Tag in den Einkaufstraßen Kunden und Händler in Mönchengladbach freuen sich über Wiedereröffnung

Mönchengladbach · Die meisten Händler können sich über regen Zulauf freuen, die meisten Kunden kaufen gezielt ein – gebummelt wird eher selten. Der Oberbürgermeister betont, wie wichtig es ist, die Hygienemaßnahmen beizubehalten.

Mönchengladbach: Geschäfte öffnen nach Corona-Schließung
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So verlief der erste Tag in Mönchengladbachs Geschäften

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Foto: Anika Reckeweg

Am ersten Tag der Wiedereröffnung der Mönchengladbacher Einzelhändler ergibt sich ein gemischtes Bild. Denn nicht alle Kunden legen es schon wieder auf einen Einkaufsbummel an. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners betont, wie wichtig es weiterhin sei, die Vorsichtsmaßnahmen aufrecht zu erhalten. Der Kommunale Ordnungsdienst war ebenso unterwegs, um in den wieder geöffneten Geschäften die Coronaschutzmaßnahmen zu überprüfen. Die IHK Mittlerer Niederrhein fordert derweil die Öffnung von Möbelhäusern auch an Sonntagen.

Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners appelliert am ersten Tag, an dem die moderaten Lockerungen der Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie greifen, an die Menschen in Mönchengladbach, weiterhin vorsichtig zu sein und alles zu tun, um Ansteckungen zu vermeiden. „Wer meint, die Gefahr sei schon endgültig gebannt, täuscht sich“, sagt Reiners. „Wir werden noch wochen-, wenn nicht monatelang darauf achten müssen, die grundlegenden Hygieneregeln wie häufiges Händewaschen und das Einhalten eines Mindestabstandes von 1,50 Metern zu beachten.“

Das Tragen eines Mund- und Nasenschutzes sei immer dann zu empfehlen, so der Oberbürgermeister, wenn auf Straßen und Plätzen, in Geschäften oder in Bussen und Zügen nicht ausgeschlossen werden kann, dass der gebotene Abstand eingehalten werden kann. „Abstand halten hilft auf jeden Fall mehr als Maske tragen, aber Maske tragen ist auch besser als nichts“, sagt Reiners, der bei diesem Thema nicht auf Vorschriften, sondern auf die Eigenverantwortung und Vernunft der Bürgerinnen und Bürger setzt.

Die Bilanz der Stadt ist unterdessen positiv. „Es gab keine illegalen Öffnungen“, sagt Stadtsprecher Dirk Rütten. Und: „Laut Ordnungsdienst waren die Geschäftsleute gut vorbereitet.“ Lediglich einige Betreiber von Eincafés habe man noch einmal darauf hinweisen müssen, dass Eis ausschließlich verpackt und nicht zum sofortigen Verzehr verkauft werden darf.

 Einzelhändlerin Koyun mit Schutz.

Einzelhändlerin Koyun mit Schutz.

Foto: Julia Weise

Gladbach Vor einigen Handyshops bilden sich Schlangen. Viele Menschen haben Tüten von Schuhgeschäften dabei. Sehr gefragt sind Geschenkartikel. Das berichtet Romy Rudert, Inhaberin von Yam4You. „Ich habe gut zu tun.“ In ihr Geschäft darf immer nur eine Person hinein. „Die Menschen achten aufeinander und die Stimmung ist gut.“

Daniel Janssen, Filialleiter von GameStop, merkt kaum einen Unterschied. „Mit unseren Kunden ist – bis auf die Masken – alles beim Alten“, berichtet er. „Es kommen wieder viele Stammkunden.“ In sein Geschäft dürfen höchstens fünf Leute gleichzeitig. Die Mitarbeiter tragen Schutzmasken und Handschuhe, sobald sie die Spiele anfassen. Vermutlich liege die gute Nachfrage auch an seiner Zielgruppe. „Die Gamerszene ist sowieso etwas lockerer drauf.“ Dennoch hätte er mit einem größeren Ansturm gerechnet. „Die Leute haben schließlich einen Monat zuhause gesessen“, sagt er.

Weniger glücklich mit der Situation ist Susanne Mittrach von Heymann Trend und Travel. Bis zum Mittag hatte sie erst einen Kunden. „Es traut sich kaum jemand“, sagt sie. „Mit Koffern ist es im Moment schwierig.“ Der Filialleiter eines Schuhgeschäfts mit Warteschlange sagt: „Die Kunden verhalten sich wie immer. Es wirkt nicht, als ob es viele interessiert, was hier gerade passiert.“ Er selbst sei wenig begeistert, dass die Geschäfte nun wieder geöffnet seien. „Für mich ist das viel zu früh. Aber die Leute brauchen Normalität.“

Im Minto haben zwar mehr Geschäfte geöffnet als vorher, aber viele Türen sind auch noch geschlossen geblieben. Zwar schlenderten auch einige Menschen durch das Einkaufszentrum. Viele kamen aber auch, abgesehen von den Supermarkt-Einkäufen, ohne Tüten wieder hinaus.

 Innenstadt Rheydt, Schlange vor der Sparkasse

Innenstadt Rheydt, Schlange vor der Sparkasse

Foto: Christian Albustin

Gezielt eingekauft haben Sabine, Ulrich und Ute Kempin. „Wir haben Bücher gekauft, Escape-Spiele, Süßes und schöne Karten“, sagt Ute Kempin. „Es ist schön, mal was anderes zu sehen“, sind sie sich einig. Ulrich Kempin zeigt sich noch etwas skeptisch. „Wir werden sehen, ob die Öffnung richtig war. Aber ich hätte gedacht, dass mehr los ist.“ Lange gewartet hat auch Corinna Schneiders. Sie hat eine Wolldecke gekauft. „Mit der habe ich schon vor acht Wochen geliebäugelt.“ Sie sei noch auf der Suche nach einer Schutzmaske. „Es tut gut, wieder unterwegs zu sein. Ich brauchte das jetzt, rauszugehen.“

20 Minuten nach Ladenöffnung hat auch Noah Florenz von Titus schon die ersten Kunden im Geschäft. „Wir sind noch nicht top vorbereitet“, gibt Florenz zu. „Wir sind gerade noch dabei, Kundenstopper, Flatterband und Abstandsmarkierungen aufzubauen.“ Noch nicht alles fertig – das gilt auch für das Handelshaus Heinrichs. „Wir haben aus der Not eine Tugend gemacht und die Zeit genutzt, den Laden zu erneuern“, erklärt Peter Heinrichs. Das nehmen die Kunden gut an.

Rheydt In der Rheydter Innenstadt ist viel los am Montagvormittag. Kunden steuern die Geschäfte aber überwiegend gezielt an. „Es ist auch noch nicht die Zeit zum Bummeln“, sagt Sabine Eicker, Inhaberin des gleichnamigen Einrichtungsgeschäftes. Ihren Verkaufsraum hat sie im oberen Bereich etwas beschnitten, damit sich dort nicht mehr als zwei Kunden gleichzeitig aufhalten.

Aus dem Schuhgeschäft Wintzen schräg gegenüber kommen Margret und Jürgen Weingartz. Sie brauchte dringend ein Paar Hallenturnschuhe für eine Reha-Maßnahme. „Wir sind heilfroh, dass wir die jetzt endlich kaufen konnten“, sagen die beiden. Manfred Kühmel nutzt im Kochshop die Gelegenheit, sich für den Sommer mit zwei Fischgrillzangen auszurüsten. Verkäuferin Astrid Schneider ist froh, dass sie wieder öffnen kann. „Am Morgen kann eine Kundin, der die Pfanne vor vier Wochen kaputt gegangen war“, erzählt sie.

 Patrycja (l.) und Magdalena (r.) haben Kleider gekauft.

Patrycja (l.) und Magdalena (r.) haben Kleider gekauft.

Foto: Julia Weise

Schaffrath In den vergangenen Wochen musste das Einrichtungsunternehmen Schaffrath alle Filialen bis auf den Gartenmöbelbereich schließen. Seit Montag sind sowohl die Wohnkaufhäuser als auch die Küchen-, Elektro- und Babyfachmärkte der Schaffrath-Gruppe wieder geöffnet.

Um den Handel voran zu treiben, fordert Schaffrath-Geschäftsführer Marc Fahrig eine Verkaufserlaubnis für Sonntage. „Ich glaube, dass der Sonntag dem Handel eine Möglichkeit geben kann, Umsätze zu regulieren“, sagt Fahrig. Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK, unterstützt die Forderung, das Verkaufsverhalten auf sieben Tage auszudehnen. „Wir haben den Vorschlag an NRW-Wirtschaftsminister Pinkwart herangetragen und dafür Gehör gefunden“, sagt Steinmetz. Dies soll keine Dauerlösung sein, sondern für einen bestimmten Zeitraum gelten. „Das ist für uns und alle Einzelhändler ein sehr wichtiger Punkt“, betont Fahrig. Steinmetz fügt hinzu: „Wir hoffen, dass die Einrichtungshäuser unter Beweis stellen, wie gut sie das hinbekommen, sodass andere Fachmärkte wie Karstadt nachziehen können.“

In der Schließungsphase war bei Schaffrath ein „extrem hoher Anteil“ der Mitarbeiter in Kurzarbeit, sagt Fahrig: „Nach der Wiedereröffnung werden wir sie sukzessive aus der Kurzarbeit zurück holen.“ Die Lieferketten funktionieren verlässlich, da zu den Dienstleistern eine enge Kommunikation stattfinde. „So können wir unseren Kunden individuell zusagen, wann sie mit der Ware rechnen können“, sagt Fahrig. Das positive Feedback sei Online groß. Und auch am Montag besuchten einige Kunden das Möbelhaus. „Pro Tag haben wir bis zu 2000 Kunden“, sagt Fahrig. Mit insgesamt 40.000 Quadratmetern Verkaufsfläche seien die Vorschriften zur Anzahl anwesender Kunden im Geschäftslokal problemlos zu erfüllen.

Rheindahlen Sehnlich erwartete Re-Young Yu die Wiedereröffnung, die für ihre kleine Tochter das erste Paar Schuhe im Kinderschuhgeschäft Herzkönigin kauft. Sie sei erst vor vier Wochen nach Rheindahlen gezogen, erzählt sie. Inhaberin Stephanie Hammeley hat die Laufwege in ihrem Geschäft mit transparenten Wänden und Pfeilen auf dem Boden in eine Einbahnstraße verwandelt. „Wir hatten schon neun Kunden heute Morgen“, sagt sie freudig, nachdem sie die aufgepieksten Kassenzettel durchgezählt hat.

 Erster Tag im Handel an der Hindenburgstraße nach Corona

Erster Tag im Handel an der Hindenburgstraße nach Corona

Foto: Anika Reckeweg

Die Öffnung hat auch Andreas Kutschera für einen Gang zur Thalerschen Buchhandlung genutzt und gleich mehrere Geschenke für seine Frau zum Geburtstag besorgt. „Die Sachen hatte ich zwar schon vorbestellt, denn die Buchhandlung liefert ja auch aus. Also eigentlich hat sich an meinem Plan gar nicht so viel geändert“, sagt er.

Giesenkirchen Einen etwas unfreiwilligen Bummel hat Melanie Eckartz in Giesenkirchen gemacht. „Ich hatte für meine Tochter Winterstrumpfhosen bestellt, aber noch bevor alles zumachen musste“, sagt sie. Die warmen Beinkleider brauche sie jetzt hoffentlich nicht mehr, also gehe sie nur hin, um dementsprechend Bescheid zu sagen. „Ich gehe eigentlich immer gern mal durch den NKD hier“, erzählt sie. Jetzt aber wolle sie noch nicht wieder ausgiebig bummeln gehen.

Auch in der Boutique Trends & Lifestyle zeigen Pfeile auf dem Boden den richtigen Weg an. Die beiden Mitarbeiterinnen Andrea Henrix und Indyra Rohloff sind sehr zufrieden mit dem ersten Vormittag. Bei Ihnen seien bestimmt ein Dutzend Kunden gewesen. „Die meisten freuen sich einfach, mal wieder was Neues zu sehen und sich was Neues zum Anziehen kaufen zu können“, sagen die beiden.

Odenkirchen Monika Kelz fällt „ein Stein vom Herzen“. Ihr Schreibwarenladen mitten in Odenkirchen hatte pünktlich um 8 Uhr am Montagmorgen wieder das ganze Sortiment für die Kunden im Angebot. „Die vorigen Wochen durften wir nur Zeitungen verkaufen. Damit kann man kein Geschäft aufrechterhalten“, sagt Kelz. Die üblichen Regale waren knapp einen Monat lang abgedeckt. Besonders schwierig war die Situation für das Geschäft mit den Tornistern für Erstklässler. Die „Tonis“ stapeln sich im Laden auf Regalen, in Gängen und auch im Lager. Daher hat Kelz nun zusätzlich freitags und samstags nach Terminvereinbarung für eine „Ranzen-Beratung“ geöffnet. Am meisten wurden am Montag Schulsachen, Papier und Glückwunschkarten eingekauft. Für ihre Kunden hat die Inhaberin Hinweisschilder an der Tür angebracht, dass je zwei Personen gleichzeitig im Laden sein dürfen. Außerdem gibt es Desinfektionsmittel, Handschuhe und eine Plexiglasscheibe als „Spuckschutz“.

Neben Kelz‘ Laden empfängt Wera Koyun ihre Kunden im Modegeschäft „Stilvoll“. „Ich merke, dass die Leute froh sind, dass die Läden wieder geöffnet sind. Aber trotzdem sind sie vorsichtig“, sagt Koyun, die zur Sicherheit selbst Mundschutz trägt. Auch an ihrer Tür steht ein Tischchen mit einem Desinfektionsspray. In ihren 60 Quadratmeter Laden dürfen auch je zwei Personen eintreten. Viele Kunden greifen sich gezielt ein Teil und gehen zur Kasse, kaum einer bummelt. „Die Leute wollen einfach einkaufen, wenn sie schon nicht in den Urlaub fahren können dieses Jahr“, sagt Koyun.

So ist es auch bei drei jungen Frauen, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite mit ihren Kindern ein Einkleidungsgeschäft verlassen. „Wir haben uns Sommerkleider gekauft“, sagt Magdalena glücklich. Je später am Vormittag es wird, desto mehr Passanten sind an der Burgfreiheit anzutreffen. Vor Drogeriemärkten und Geldinstituten bilden sich Einlass-Schlangen.

Gabriele Tillmanns sieht die Situation gespalten. „Ich freue mich für die Geschäftsleute, die wieder öffnen dürfen. Aber ich würde mir eine einheitlichere Linie wünschen und mich freuen, wenn die Leute weiterhin Abstand halten“, sagt die selbstständige Beraterin. Sie hat Besorgungen in der Apotheke für ihre Mutter gemacht. Mal bleibe sie an einem Schaufenster stehen, aber in ein Geschäft gehe sie nicht.

Wickrath Der Parkplatz am Wickrather Markt ist zwar gut gefüllt, doch die Einkaufsstraße des Stadtteils war am Montagmittag ruhig. Vor dem Textilunternehmen „Inside“ auf der Quandtstraße tummelten sich einige Kauffreudige, denn auch dort gilt die Regel: nur drei Kunden dürfen gleichzeitig ins Geschäft. „Im Vergleich zu den vorigen Wochen hat sich in Wickrath nicht viel verändert“, sagt Gabriele Schumacher. Die 61-Jährige arbeitet bei Karstadt und ist noch freigestellt. Wenn sie für ihre Eltern einkaufen geht, nimmt sie wahr, dass die Menschen noch verhalten sind. „Viele haben Kurzarbeit und nicht das Geld, sich etwas zu leisten“, sagt Schumacher. Auch sie trägt Mundschutz.

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