Beratung in Mönchengladbach Wenn der Kleinkredit zur Kostenfalle wird

Mönchengladbach · Viele Angebote im Internet versprechen unkomplizierte finanzielle Hilfe. Mitarbeiterinnen der Verbraucherzentrale erklären, wie man unseriöse Anbieter erkennt.

Edda Nowak (l.) und Nazime Kirici von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW in Mönchengladbach warnen vor Kreditangeboten im Internet.   Foto: Detlef Ilgner

Edda Nowak (l.) und Nazime Kirici von der Beratungsstelle der Verbraucherzentrale NRW in Mönchengladbach warnen vor Kreditangeboten im Internet. Foto: Detlef Ilgner

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Wegen hoher Energiepreise und steigender Lebenshaltungskosten geraten immer mehr Menschen an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten. Schon vergleichsweise kleine Geldbeträge können die Betroffenen verzweifeln lassen: Etwa, wenn die Abschlagszahlung an den Energieversorger nicht gezahlt werden kann, weil das Konto leer ist, und die Angst wächst, dass Gas oder Strom abgeklemmt werden. Wenn Freunde oder Verwandte nicht helfen können, oder die Hausbank jeglichen Kredit verweigert, werden Angebote für Kleinkredite, die mit günstigsten Zinsen oder problemloser Rückzahlung locken, umso attraktiver.

„Finger weg!“, betont jedoch Nazime Kirici. Die Leiterin der Beratungsstelle Mönchengladbach der Verbraucherzentrale NRW informiert gemeinsam mit ihrer Kollegin Edda Nowak über die Fallstricke und Machenschaften, die in vielen Angeboten stecken können.

„Vorsicht Kreditfallen“ lautet das Thema des diesjährigen Weltverbrauchertags, an dem die Beratungsstelle an der Bahnhofstraße in Rheydt vor unseriösen Anbietern und teuren Überraschungen warnt. So könne ein Kleinkredit über 150 Euro schnell zu einer Summe von 230 Euro anwachsen, wie die Verbraucherschützerinnen an einem Praxisbeispiel zeigen. Auch könne eine „kostenlose“ Kreditkarte gar nicht kostenlos sein, wenn schon alleine für die Bereitstellung eine hohe Gebühr verlangt wird.

Mit einigen Tipps können Verbraucher die Kreditfallen jedoch erkennen, sagt Nowak und nennt zunächst Klein- und Kurzzeitkredite, die oft unkompliziert im Internet angeboten werden. „Diese Kreditformen können aber sehr teuer werden, wenn neben einem hohen Zinssatz auch sogenannte optionale Zusatzleistungen angeboten werden“, warnt sie. Kirici hebt ihrerseits mahnend den Finger, wenn sie über angebliche Kreditvermittler spricht, die „unbürokratische, problemlose Sofort-Kredite“ anpreisen, auch wenn die Hausbank Probleme macht. „Solche Vermittlungen bieten häufig keine Darlehen an, sondern Verträge zur Vermögensverwaltung oder Finanzsanierungen“, erklärt sie. Diese Verträge seien für Darlehen-Suchende jedoch wertlos.

Bei der Suche nach einem Kredit sollte man immer versuchen, dubiose Anbieter zu erkennen. Kredite ohne Schufa seien beispielsweise nur auf den ersten Blick attraktiv. „Eine seriöse Kreditvergabe setzt regelmäßig eine Bonitätsprüfung voraus“, sagt Kirici. Wenn die eigene Bank ein Darlehen verweigere, sei dies als deutliches Warnzeichen zu verstehen. Gerade bei Angeboten im Internet sollte zudem geprüft werden, ob der Anbieter ein Impressum vorweist, ob er in Deutschland ansässig ist, ob das Unternehmen telefonisch zu erreichen ist, oder ob andere Finanzprodukte zusätzlich angeboten werden. „Im Zweifel ist das Angebot zu gut, um wahr zu sein. Dann ist es meist auch nicht wahr“, sagt sie.

Die Verbraucherberatung warnt zudem davor, den eigenen Dispokredit auszureizen. Werde dieser regelmäßig genutzt, könne er bei den hohen Zinssätzen den Einstieg in die Überschuldung bedeuten. Auch bei Kreditkarten sei Vorsicht geboten. Oftmals werden nur geringe monatliche Rückzahlraten angeboten, was dazu führe, dass die Schuld beim Kreditgeber mit entsprechenden Zinsaufschlägen immer höher werde, wenn die Einkäufe mit der Kreditkarte höher sind als die monatlichen Raten. Bei vermeintlichen Kreditrahmen gegen eine Gebühr, bezahle man im Prinzip Geld für ein Stück Plastik, so Nowak, ohne überhaupt eine Leistung erhalten zu haben.

Doch was ist zu tun, wenn die Schulden zu hoch sind, um sie durch Haushaltseinnahmen zu begleichen, oder die Raten für Käufe höher sind als die Einnahmen? Ist die Kreditfalle schon „zugeschnappt“ und will der Schuldner prüfen lassen, ob er aus einem Kreditvertrag herauskommen und eventuell Geld zurückfordern kann, hat er die Möglichkeit, sich Hilfe bei der Beratungsstelle holen.

„Wer absehen kann, dass Rechnungen drohen, die nicht mehr beglichen werden können, sollte so schnell wie möglich eine anerkannte, möglichst kostenfreie Schuldnerberatungsstelle aufgesucht“, empfiehlt Kirici.

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