Stadtarchiv Mönchengladbach Individuelles Lernen im Stadtarchiv

Gladbach · Simon Wilder ist 13 Jahre alt und besucht die neunte Klasse des Gymnasiums am Geroweiher. Talente hat er einige, so begeistert er sich unter anderem für Mathematik, Physik und Sprachen, bald möchte er Hebräisch lernen.

 Simon Wilder (v.l.), Regina Gutt, Christian Dern, Helge Kleifeld, Ilona Gerhards und Volker Striewe im Stadtarchiv am Vituscenter.

Simon Wilder (v.l.), Regina Gutt, Christian Dern, Helge Kleifeld, Ilona Gerhards und Volker Striewe im Stadtarchiv am Vituscenter.

Foto: Ilgner Detlef (ilg)

Auch beim letzten Geschichtswettbewerb hat er mit seiner Arbeit „Die Industrialisierung von Mönchengladbach“ teilgenommen, wofür er den Förderpreis erhielt. Durch seine Recherchen im Stadtarchiv bekam Simon eine neue Idee: Wie wäre es, wenn auch seine Schule eine Bildungspartnerschaft mit ihnen einginge? Jetzt wurde der Vertrag dazu unterzeichnet.

Bereits zwei Schulen sind Teil der Partnerschaft. Neben dem Humanistischen und dem Hugo-Junkers-Gymnasium nutzt nun auch das Gymnasium am Geroweiher das Angebot. Dafür wurde eigens ein Blue-Card-System eingeführt, wie Schulleiter Christian Dern erklärt. Die Schüler erhalten dabei Karten, die sie gegen individuelle Lernzeit eintauschen können. Sind sie also der Meinung, den Deutschunterricht heute nicht zu benötigen, können sie ihre Karte abgeben und dafür im Stadtarchiv an einem Projekt ihrer Wahl arbeiten. Das Ganze muss im Voraus mit dem zuständigen Lehrpersonal und den Koordinatoren der Bildungspartnerschaft abgesprochen sein. Von insgesamt 600 Schülern nutzen momentan zehn diese Möglichkeit des individuellen Lernens. Laut Dern passiere das alles nach der Grundsatzdidaktik Montessoris. „So schaffen wir es, dass spezielle Schüler relativ frei entscheiden können, was sie lernen möchten. Wir möchten sie in beiden Bereichen fördern – bei Schwierigkeiten und bei Talenten.“

Simons Lehrerin Regina Gutt wünscht sich, dass mehr Schüler das Angebot der Bildungspartnerschaft nutzen, beispielsweise beim Schreiben von Facharbeiten. Wie ihr Schüler Simon erklärt, ist es beim Blue-Card-System nicht so, als können die Schüler einfach das Schulgebäude verlassen und nichts tun – es gibt wöchentliche Treffen, in denen sie mit den Koordinatoren besprechen, was sie in der individuellen Lernzeit getan haben.

Der Leiter des Stadtarchivs Helge Kleifeld versucht alle Ideen, mit denen die Schüler ins Stadtarchiv kommen, umzusetzen. „Einige Akten sind aus datenschutztechnischen Gründen nicht frei ersichtlich, und zu große Gruppen können wir auch nicht beherbergen. Ansonsten stehen wir aber immer mit Rat und Tat zur Verfügung.“ Die Mitarbeiter des Stadtarchivs freut es, dass die Schüler so interessiert an der Geschichte Mönchengladbachs sind. Archivpädagogin Ilona Gerhards erzählt, dass besonders die Zeit des Nationalsozialismus für viele spannend sei. Mit Fingerspitzengefühl werde dann gemeinsam daran gearbeitet. „Die Schüler finden es gut, dass wir nicht nur über die Dinge sprechen, die sowieso schon in jedem Geschichtsbuch stehen. Bisher hat es eigentlich immer geklappt, für jeden ein Thema zu finden, das er oder sie spannend findet“, sagt Gerhards.

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