Konzert in Mönchengladbach Wie Singen befreit zeigten Sänger des „Pray-Day“-Projekts
Mönchengladbach · In der St. Franziskuskirche Geneicken präsentierte ein Chor aus rund 50 Stimmen seine Workshoparbeit. Das Publikum war begeistert.
Nach dreimaliger Corona-Zwangspause war es wieder soweit: In der St. Franziskuskirche Geneicken präsentierte ein Chor von rund 50 Sängerinnen und Sängern sein „Pray Day“-Projekt. Es war das neunte Mal. Dem großen jährlichen Gospel-Chor-Konzert ging ein sechswöchiger Workshop voraus, in dem der Chor neu zusammengestellt wurde. Unter der Leitung von Astrid Nowak boten die Vokalisten nicht nur zeitgenössische Gospel-Musik, sondern auch den ein oder anderen Popsong sowie einen Ausflug in die Klassik. „Das erfordert von den Teilnehmenden eine selbstständige und disziplinierte Vorbereitung“, sagt Nowak. „Und auf der Bühne soll ihre Leidenschaft durch Präsenz und Ausstrahlung sichtbar werden“, ergänzt sie. Begleitet wurde der Chor von einer Band: Stefan Rolauffs (Piano), Dennis Bowens (Bass), Gerd Strasdas (Gitarre) und Max Lumer (Drums). Kolja Koch (Keyboard) musste kurzfristig absagen. Den Rahmen des Konzerts bildete der vierte Satz der neunten Sinfonie von Beethoven („Ode an die Freude“). Dazu erfolgten sowohl der Einmarsch des Chors als auch das Finale des Konzerts. Mit „Jesus Promised“ zeigte der Chor, was in ihm steckt. Sopran und Alt erklangen voller Vitalität, und auch die neun Männerstimmen verfehlten nicht ihre Wirkung. Kurze Ausflüge in die Pop- und Filmmusik-Welt sorgten für unerwartete Töne. Bei „I am here“ von Popstar Pink brillierte der Chor mit seiner Präsenz. Und der Song „Stand up“ aus dem US Film-Drama „Harriet – Der Weg in die Freiheit“ (2019) geriet zu einem starken musikalischen Statement, insbesondere der Solistin. Höhepunkte des Konzerts waren die Phasen, in denen der Chor zielsicher und scheinbar mühelos von pianissimo über piano zu forte wechselte und zurück. Der Auftritt der Gruppe wurde ergänzt durch wechselnde Solisten und Quartette. Die damit erhöhten Herausforderungen wurden gemeistert – insbesondere von Leiterin Astrid Nowak, die mit Akribie und Temperament zugleich aufwartete. Die Botschaft des Abends war klar: Singen befreit – ob aus äußerer Gefangenschaft oder innerer Zerrissenheit. Dies würdigte das Publikum in der voll gefüllten Franziskuskirche mit stehenden Ovationen. „Gospel“ (engl. für Evangelium) oder Gospelmusik hat seinen Ursprung im Liedgut, den Spirituals, der schwarzen amerikanischen Sklaven des 19. Jahrhunderts. Aus diesen Liedern, die zum Teil aus der Vermischung von traditionellen protestantischen Psalm Gesängen sowie afrikanischen Rhythmen und Gesangsstilen hervorgingen, ist im Laufe des 20. Jahrhunderts, parallel zum Blues und Jazz, in den USA eine lebendige christliche Musik entstanden. Heute ist Gospel in allen möglichen populären Musikstilen zu Hause und hat sich inzwischen auch außerhalb der USA etabliert.