Kolumne Mensch Gladbach Wat iss eijentlisch en Mülljebühr?

Mönchengladbach · Viele Bürger werden sich in diesen Tagen über die Müllgebühren-Bescheide der Mags ärgern, weil sie mehr zahlen als vorher. Dabei sind diese gerechter, als die meisten von ihnen glauben.

 Seit Jahresbeginn gibt es in Mönchengladbach die Rolltonnen für den Restmüll.

Seit Jahresbeginn gibt es in Mönchengladbach die Rolltonnen für den Restmüll.

Foto: Andreas Gruhn

Manchmal hilft es, den Dingen einmal auf den Grund zu gehen. Diesen Vorgang der tiefgründigen Recherche fangen wir seit jeher damit an, indem wir uns janz dumm stellen und fragen: Wat iss eijentlisch en Dampfmaschin? Kennt man ja. Fragen wir uns heute also: Was ist eigentlich Post? Und was ist eigentlich Müll? Ein Blick in die Wikipedia verrät uns, dass das Postwesen die Gesamtheit der mit der gewerblichen Beförderung und Verteilung schriftlicher Nachrichten befassten Wirtschaftssubjekte ist. Herrlich, nicht wahr? Selbige Quelle offenbart, dass man unter Abfall bzw. Müll solche Reste versteht, die bei der Zubereitung oder Herstellung von etwas entstehen.

Es gibt viele Gladbacher, die beides in diesen Tagen miteinander kombinieren wollen: also Post, die sie für einen Überrest der Zubereitung eines neuen Abfallsystems in Mönchengladbach halten. Welches sie generell ebenfalls als Müll betrachten und infolgedessen auch die Post von der Mags am liebsten in die Tonne treten würden. Aber wir kommen ja nicht drumherum: Die Müllbescheide, die die Mags in dieser Woche begonnen hat zu verschicken, sie gelten ja trotzdem. Es gibt die rund 30 Prozent der Haushalte, die jetzt mehr zahlen müssen und darüber verständlicherweise so erfreut sind wie über Zahnschmerzen. Eine Gebührenerhöhung ist nie schön. Es gibt aber auch die 70 Prozent der Gladbacher Haushalte, die jetzt weniger zahlen als früher. Davon finden aber auch erstaunlich viele, dass sie doch eigentlich noch viel weniger zahlen müssten, weil sie ja nur die halbe Leistung bekämen von der Mags – Müllabfuhr alle zwei Wochen statt wöchentlich. Halbe Leistung? Wenn doch unterm Strich derselbe Müll weiter entsorgt wird, der aber nur noch alle zwei Wochen statt wöchentlich geholt wird?

Ich halte dieses Gebührensystem für gerechter als das der kleinen Ringtonnen, bei denen jeder frei wählen konnte, wie viel Müll er über die Tonne zu entsorgen und damit auch zu bezahlen gedenkt. Ich sage Ihnen auch, warum: Es gibt nun mal diesen einen großen jährlichen Müllberg, den alle Gladbacher zusammen verursachen, zu dem jeder seinen Teil beiträgt. Was ist da gerechter, als jeden zum gleichen Anteil an den Kosten dieses Müllbergs zu beteiligen? Das mag unschön sein für fünfköpfige Familien. Sie mögen es vielleicht zurecht familienunfreundlich schimpfen. Es ist ihr gutes Recht, dagegen auch vor Gericht vorzugehen. Aber sie sollten sich vor Augen halten, das bis jetzt jeder Single mit einem Tütchen Müll und sehr viel Luft in der 25-Liter-Tonne für sie mitbezahlt hat. Und es wird auch Bürger gegeben haben, die auf eine Tonne ganz verzichtet haben und ihren Müll einfach am nächsten Papiercontainer auf Kosten anderer „entsorgt“ haben. Die kommen damit nicht mehr durch. Wir leben nun einmal in einer Solidargemeinschaft, und darin ist ein Bürger eben nicht allein für sich verantwortlich, sondern jeder unterstützt den anderen über die Gebühr.

Wer das nicht will, hat nur eine Möglichkeit: Seinen Müll – am besten täglich – mit dem eigenen Müllwagen selbst abzuholen und in der eigenen Müllverbrennungsanlage im Keller zu verbrennen. Dann wäre jeder für sich.

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