Kolumne Mensch Gladbach Busbahnhof ist kein Spielball

Mönchengladbach · Es wird Zeit, dass ausführlicher über das wichtigste verkehrspolitische Projekt der kommenden Jahrzehnte gesprochen wird. Denn eines kann der Bürger gar nicht leiden: das Gefühl fehlender Transparenz.

 Der Busbahnhof am Europaplatz soll deutlich kleiner werden.

Der Busbahnhof am Europaplatz soll deutlich kleiner werden.

Foto: Andreas Gruhn

Es war eine deftige Ansage, die CDU-Politiker Christoph Dohmen da im Ratssaal des Rathauses Abtei machte. Er beschwerte sich in der Bezirksvertretung Nord vehement darüber, dass Daten fehlten. Und zwar solche, die die Stadt und externe Institute für den Masterplan Stadtbezirke im Norden und Osten erhoben hatten. In der Tat wurde ausführlich geschildert, wie das vonstatten gegangen ist. Aber die Ergebnisse werden erst im Nachgang veröffentlicht. Dohmens Einwand war nicht ganz unberechtigt.

Umso erstaunlicher ist aber, dass bei einem ganz anderen Thema das Fehlen jeglicher belastbarer Fakten einfach so hingenommen wird. Und zwar beim Busbahnhof. In derselben Sitzung der Bezirksvertretung, nur eine halbe Stunde vor Dohmens Ausbruch, wurde die sehr dünne Faktenlage zur Neuplanung des Busbahnhofs am Europaplatz von der Mehrheit schweigend akzeptiert. Ein Groko-Politiker teilte in einem Redebeitrag sogar frohgemut mit, er habe großes Vertrauen, dass das auf dem kleineren Platz schon gut funktionieren werde.

Mit Verlaub: Das geht nicht. Das sollte die Lektion sein, die alle Beteiligten spätestens mit der von den Grünen für vergangenen Montag erzwungenen Ratssitzung zum Busbahnhof gelernt haben sollten; Und die eigentlich schon mit dem an einem Bürgerbegehren gescheiterten Verkauf von Haus Erholung Wirkung erzeugt haben sollte. Das wichtigste verkehrspolitische Projekt in dieser Stadt der vermutlich kommenden Jahrzehnte lässt sich nicht einfach so am Bürger vorbei im guten Vertrauen planen. Das weiß auch das Rathaus, aber den dortigen Planern sind einigermaßen die Hände gebunden: Denn planen muss den Busbahnhof die für den Busverkehr zuständige NEW. Die aber hat erst auf größeren öffentlichen Druck hin ihr Papier an die Ratsfraktionen weitergegeben, mit dem sie auch den Verkehrsverbund VRR von dem kleineren Busbahnhof überzeugt hatte. Und in der Stadtspitze hat man es nicht unbedingt mit Wohlwollen aufgenommen, dass bei der Ratssitzung am Montag aus Termingründen kein Experte der NEW zugegen war, der die Gedanken den Ratsleuten skizzierte. Vermutlich hätten genau diese Fachleute der Debatte jene Sachlichkeit verleihen können, die sie so dringend braucht.

Denn eines darf dieses Großprojekt am Hauptbahnhof nicht werden: ein politischer Spielball im Jahr des Wahlkampfs. Dafür steht zu viel auf dem Spiel. Nach Jahrzehnten gibt es mit der Bema-Gruppe endlich einen Investor, der die Stadt von Haus Westland befreien will. Es gibt Visionen für einen neuen Busbahnhof, die nicht nur skeptisch stimmen sollten. Es gibt Leute, die die Stadt von einem der größten Schandflecke befreien wollen. Deshalb ist jetzt der Zeitpunkt gekommen, offensiv mit den Bürgern in den Dialog zu kommen. Was wünschen sich die Fahrgäste? Was sind gute andere Beispiele? Und was sagen Verkehrsingenieure? Es wird höchste Zeit, denn schon bald sollen die Bagger anrollen. Eines nämlich mag der Bürger überhaupt nicht: das Gefühl mangelnder Transparenz und Beteiligung.

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