Kolumne Mensch Gladbach Wo bleiben die Chefinnen?

Meinung | Mönchengladbach · Die neue politische Mehrheit im Rathaus will mehr Frauen in die Führungspositionen der Stadt und ihrer Töchter bringen. Nach fast zwei Jahren Ampel steht es aber bisher vier zu eins für die Männer.

 Im sechsköpfigen Verwaltungsvorstand im Rathaus konnte mit der Wahl von Christiane Schüßler zur Beigeordneten (Mitte vorne mit OB Felix Heinrichs) die Frauenquote immerhin verdoppelt werden.

Im sechsköpfigen Verwaltungsvorstand im Rathaus konnte mit der Wahl von Christiane Schüßler zur Beigeordneten (Mitte vorne mit OB Felix Heinrichs) die Frauenquote immerhin verdoppelt werden.

Foto: Stadt MG

In den vergangenen Tagen gab es bei unterschiedlichen Gelegenheiten wieder einige dieser Fotos aus Mönchengladbach: Sechs bis acht Personen lächeln in die Kamera, ausschließlich Männer in Anzügen.  Die Entscheider in unserer Stadt sind in der Mehrheit maskulin. Willkommen in Männchengladbach, wie vor einiger Zeit ein geschätzter Kollege titelte. 

Dabei sei die Kompetenz der meisten Herren auf den Chefposten keinesfalls in Frage gestellt. Genauso wenig wie das Frausein an sich noch keine Qualifizierung darstellt. Aber dennoch ist längst erforscht und mit Daten belegt, weshalb es besser ist, nicht nur seinesgleichen um sich zu sammeln, sondern möglichst viele unterschiedliche Perspektiven zuzulassen. So ist der Erfolg am wahrscheinlichsten.  Die Bilanz einer rein weiblichen Berufswelt würde also wohl ebenso schlecht ausfallen wie die rein männliche. Bei öffentlichen Einrichtungen wie der Stadt, ihrer Töchter oder Beteiligungen, kommt noch ein Aspekt hinzu: Sie sollten sich nicht zu weit vom Abbild der Bevölkerung in der Kommune entfernen. Denn das sichert, dass die Interessen der Steuer- oder Gebührenzahler gewahrt werden.

Deshalb war es gut, als sich die nach der Kommunalwahl 2020 neue Ampel-Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP im Rathaus mit ihrem jungen, modernen Oberbürgermeister das Ziel setzte, die Zahl der Frauen in Führungspositionen zu erhöhen. Ist das nach fast zwei Jahren gelungen? Darauf ein wohlwollendes Jein.

Immerhin wurde bei den sechs Beigeordneten, zu denen der OB und fünf Fachdezernenten gehören, mit Christiane Schüßler die Frauenquote von 17 auf 33 Prozent fast verdoppelt. Schüßler, neben Dörte Schall nun die zweite Frau im Verwaltungsvorstand, folgte auf Gert Fischer an der Spitze des Dezernats IV (Schule, Sport, Kultur). Allerdings lag das Vorschlagsrecht für die Personalie bei den Grünen, die sich somit diese Frauenförderung ans Revers heften können.

An anderer Stelle kamen jedoch nur Männer zum Zug: Die Spitze und der Nachrückplatz im Vorstand der Stadtsparkasse wurde mit Männern besetzt, die Leitung des Flughafens ebenso wie die der Musikschule, auch beim neuen Zusammenschluss der Stadttöchter für Marketing (MGMG) und Wirtschaftsförderung (WFMG) landeten nur Männer in der engeren Auswahl, einer davon kam zum Zug. Bei der MGMG stünden zwei Frauen in der zweiten Reihe, wird betont. Nun ja, warum aber nicht in der ersten?

 Denisa Richters / für die Kolumne Strichzeichnung Porträt

Denisa Richters / für die Kolumne Strichzeichnung Porträt

Foto: RP/Phil Ninh

Die Antwort darauf hat mehrere Facetten. Den Ball nur den Entscheidern zuzuspielen, wäre zu einfach. Zur Wahrheit gehört auch: Die für den jeweiligen Job geeigneten Frauen müssen es auch wollen. Weibliche Führungskräfte sind deutschlandweit nicht in Massen auf dem Markt, ziehen moderne Metropolen einer Stadt wie Mönchengladbach vor. Fähige Frauen müssen den Sprung an die Spitze  auch wagen.  Anders als Männer zögern viele zu sehr, statt zu machen. Wer also mehr Frauen in Spitzenpositionen möchte, muss sie intensiver, womöglich auch häufiger ansprechen. Auch die interne Nachwuchsförderung muss darauf ausgerichtet werden. Und: Mönchengladbach muss sein Maskulin-Image abstreifen, um für weibliche Führungskräfte attraktiv zu sein.

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