Kolumne Mensch Gladbach Und sie wandelt sich doch ...

Mönchengladbach · Hier ein kreatives Konzept, dort ein neues Wohngebiet, Brachen weichen Bürogebäuden, lang Debattiertes nimmt Form an. Es tut sich was in Mönchengladbach. Trotz Corona und anderer Krisen.

 Hofladen in der Toreinfahrt, dahinter entsteht eine Studenten-Wohngemeinschaft: André Scheres hat sein Gästehaus an Sophia Meyer und ihre Familie verkauft.

Hofladen in der Toreinfahrt, dahinter entsteht eine Studenten-Wohngemeinschaft: André Scheres hat sein Gästehaus an Sophia Meyer und ihre Familie verkauft.

Foto: bauch, jana (jaba)

Zur Arbeit, zum Sport, zum Einkaufen – im Alltag wählen wir meist die eingetrampelten Pfade. Doch dabei entgeht einem manchmal Interessantes, sei es noch so nah. Ich zum Beispiel erfuhr erst über unsere Redaktion, dass in meiner Nachbarschaft etwas entsteht, das mit Sicherheit einen schönen kreativen Effekt auf unser Viertel haben wird.

In Geneicken soll nämlich ein knuffiges Fachwerk-Ensemble, einst landwirtschaftlich genutzt, zuletzt ein Gästehaus, Studierenden erschwinglichen und unkonventionellen Wohnraum bieten. Zum Konzept gehört ein kleiner Hofladen – neue Besitzerin ist eine Landwirtfamilie aus Kaarst. Die Tochter, die das Projekt umsetzen soll, verkauft bereits provisorisch an einzelnen Tagen in der Toreinfahrt Spargel, Erdbeeren, Eier und Kartoffeln. Die meisten Nachbarn waren schon da, haben beim Einkauf einen Blick in den Innenhof geworfen. Sie freuen sich über das neue Angebot und sind gespannt auf die zusätzliche Komponente im Stadtteil.

Vor ein paar Tagen fuhr ich nach längerer Zeit mal wieder durch die Steinmetzstraße. Und war überrascht, was sich dort in relativ kurzer Zeit getan hat. Klar, das Haus Westland steht noch, obwohl sich auch dessen Abriss nun wirklich zeitnah ereignen soll. Aber auf der einen großen Brachfläche steht jetzt ein neues Bürohaus, auf der anderen  wächst ein seit längerem geplanter Wohn- und Gewerbekomplex in die Höhe. Beide Projekte schließen nicht nur planerische Lücken, sondern werden diese wichtige Stelle der Gladbacher Innenstadt aufwerten. Die Nachfolge für Haus Westland (19 Häuser) sowie die  großen Wohngebiete in City-Ost (Seestadt) und auf dem früheren Reme-Areal werden demnächst noch mehr Impulse geben.

Nicht weit entfernt könnte, sofern das Land sich vom Konzept überzeugen lässt und seine Immobilie an die Stadt verkauft, auf dem Areal des früheren Polizeipräsidiums eine inspirierende und auch die regionale Wirtschaft befruchtende Mischung aus Forschung, Innovation und urbanem Leben entstehen. Und in Rheydt soll ein neues, in Ökologie und Arbeitsweisen sehr modernes, zentriertes Rathaus der an Leerstand krankenden City einen Adrenalinschub geben. Sofern die Pläne sich auch nach der Corona-Krise noch als wirtschaftlich vertretbar erweisen.  

Ist das noch Zukunftsmusik, sind  die überall in den Stadtteilen entstehenden Wohngebiete konkreter. So schnell können die Entwickler gar nicht bauen wie die Nachfrage steigt. Junge Familien strömen wegen des dort überteuerten Immobilienmarkts aus Düsseldorf nach Mönchengladbach. Wohl dosiert ist das eine notwendige Ergänzung für die Stadt. Denn die neuen Bewohner bringen zusätzliche Steuereinnahmen, mehr Konsum und im besten Fall erfrischende Aspekte in das städtische Zusammenleben. Das spielt sich vor allem in den Vierteln ab, weshalb es so wichtig ist, dass die Verantwortlichen ihren Fokus nicht nur auf die Innenstädte legen, sondern eben auch auf die Stadtteile – wie mit den Handlungskonzepten für die Attraktivierung der Zentren von Rheindahlen und Wickrath.

Es tut sich was in Mönchengladbach. Mag manchen daran etwas missfallen: Nichtstun ist die schlechtere Lösung.

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