Hastenraths Will Der One-Night-Stand unter den Sportevents
Mönchengladbach · In Zusammenhang mit die Handball-WM wurde bereits hinlänglich das Phänomen beleuchtet, dass gewisse Randsportarten nur während große Turniere in der Fokus von sogenannte Event-Fans geraten. Was sich aber alljährlich abspielt, wenn in Amerika der Super Bowl stattfindet, kann diese Beobachtung in Sachen Blitz-Hype locker toppen.
Eine Sportart, die bei uns noch nicht mal unter Randsportart fällt und in Suchmaschinen höchstens auftaucht, wenn man sich beim Wort „Fußball“ vertippt, versetzt scheinbar aus dem Nichts für eine Nacht eine ganze Nation in ein kollektiver Begeisterungstaumel. Wobei der Eindruck, dass jeder, außer man selbst, sich dafür interessiert, vor allem damit zu tun hat, dass Super-Bowl-Gucker so sehr von die Richtigkeit ihres Tuns überzeugt sind, dass sie einem dies mit eine Aufdringlichkeit mitteilen, wie man das sonst nur von Veganer gewöhnt ist.
Demnach ist der Super Bowl das TV-Ereignis des Jahres und jeder, der sich in die Nacht von Sonntag auf Montag nicht mit tonnenweise Chicken Wings und amerikanische Bierersatzplörre vor die Glotze gesetzt hat, ist ein Monumental-Spektakel entgangen, gegen das die Mondlandung billige Effekthascherei war. Soweit die Theorie!
In Wirklichkeit wurde man Zeuge von eine fünfstündige Dauerwerbesendung mit kurze Sportunterbrechungen, wo der Höhepunkt der Sekunden-Auftritt von ein singender Schwamm war und in die Pause eine Band spielte, die der DFB noch nicht mal fürs Pokalfinale buchen würde. Aber selbst die seltenen Sportszenen inmitten der Parship-Clips wurden immer dann unterbrochen, wenn sich mal ein Hauch von Spielfluss andeutete, sodass das Event eine ähnliche Spannung entfaltete wie Stop-and-go-Fahren auf der Autobahn. Der Super-Bowl ist im Prinzip wie ein schlechter One-Night-Stand: Man ist froh, wenn es vorbei ist und man sich im Morgengrauen heimlich davonschleichen kann. Und trotzdem erzählt man hinterher an der Theke, wie fantastisch es war.
Euer Hastenraths Will
