Kolumne Denkanstoß Anderer Blick auf die eigene Stadt

Mönchengladbach · Pfarrer Stephan Dedring hat sich in Liverpool umgesehen und die britische Stadt mit Mönchengladbach verglichen.

 Nach seinem Urlaub blickt unser Autor ganz anders auf die Stadt.

Nach seinem Urlaub blickt unser Autor ganz anders auf die Stadt.

Foto: Ulrich Zillmann/WFMG

Im Urlaub suche ich nicht nur eine stressfreie Zeit und Erholung, sondern immer auch neue Eindrücke und Wahrnehmungen. Gerne auch von Städten, die mit ähnlichen Veränderungsprozessen zu tun haben wie unsere eigene. In diesem Sommer waren wir unter anderem in Liverpool. Diese Stadt war mit einem riesigen Hafen und dem damit verbundenen Handel von Kohle, Baumwolle und leider auch Sklaven in großem Stil und der späteren Industrie groß und reich geworden. Nach dem Niedergang dieser Wirtschaft ab den 1960er Jahren hatte sie mit großen sozialen Verwerfungen zu tun. Im Süden Englands fragte mich jemand, was uns denn nach Liverpool getrieben habe, und ob noch alle Reifen am Auto gewesen seien. Er kannte nur das Vorurteil. (Schauen so manche Leute auch auf Mönchengladbach?) Aber Liverpool erfindet sich seit einiger Zeit neu. Im Albert Dock füllen Museen und Restaurants die früheren Lagerhallen. Es gibt eine moderne Kathedrale. Und geschickt wirbt die Stadt mit den Elternhäusern und dem ersten Club der Beatles und dem Liverpool FC, dem amtierenden Champions-League-Gewinner.

Auch Mönchengladbach will trotz aller bestehenden sozialen Herausforderungen neue Kapitel aufschlagen und das Potential etwa in der City Ost in städtebaulicher, wirtschaftlicher und hoffentlich auch sozialer Perspektive ausloten und einen Schritt in die Zukunft mit dem Neubau eines Verwaltungsrathauses gehen. Es gibt das Museum Abteiberg und das Museum Schloss Rheydt, es gibt eine reiche Kulturszene, es gibt nicht nur das Münster und die Ev. Hauptkirche als geistliche Ankerorte. Neben dem Blick auf Hans Jonas lohnte sich auch die stärkere öffentliche Erinnerung an Hugo Junkers. Und unsere Borussia trifft vielleicht demnächst auch mal wieder auf den Liverpool FC.

Nach einem Urlaub schaut man immer noch einmal anders auf das eigene Zuhause und die eigene Stadt. Ich habe die Nagelprobe gemacht und habe mit ehrenamtlich Mitarbeitenden einen Ausflug gemacht: in die eigene Stadt. Es war interessant und schön und für einige manches neu! Es hat geschmeckt. Wir mussten nicht in die Ferne schweifen! Das Gute liegt nah.

Ich verrate nicht, wo wir waren. Wohin würden Sie in unserer Stadt einen Ausflug machen?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort