Kolumne Denkanstoß Feierlust liegt in der Luft

Mönchengladbach · Besonders in schweren Zeiten gilt es die Balance zwischen ausgelassenen und zurückhaltenden Momenten zu halten und beides zu verbinden.

 Eine Szene vom diesjährigen Kaiser-Klatsch im Gründerzeitviertel. (Archivfoto)

Eine Szene vom diesjährigen Kaiser-Klatsch im Gründerzeitviertel. (Archivfoto)

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Man soll die Feste feiern, wie sie fallen. Leichter gesagt als getan. Denn da gibt es ja diese Pandemie. Viele Feste fielen darum ins Wasser. Aber in dieser Sommerzeit ist wieder vieles möglich. Eine regelrechte Feierlust liegt in der Luft.Am vergangenen Wochenende feierten die Schützen in Eicken und in Speick, beim Kaiser-Klatsch nahmen im Gründerzeitviertel Anwohner und Besucher an einer dreihundert Meter langen Tafel mitten auf der Straße Platz, die Sommermusik vor der Kulisse von Schloss Rheydt zog wieder viele Menschen an.

Feste tun einfach gut, besonders wenn auch noch das Wetter mitspielt. Natürlich ist die Nachrichtenlage bekannt. Es gibt derzeit deprimierend viele Gründe, statt ungezwungen zu lachen, eine öffentliche oder nur private Klage anzustimmen. Aber es gehört auch zur Lebenskunst, nicht die Augen zu verschließen, und zwar weder vor dem, was uns belastet und verstört, noch vor dem, was uns freut und das Herz richtig aufgehen lässt. Das eine darf das andere nicht verdrängen. Wie beides nebeneinander einen Platz finden kann, zeigten etwa die ökumenischen Gottesdienste bei Schützenfesten. Nicht zuletzt im Gebet kommen Freud und Leid zur Sprache.

Zudem muss man die Feste gar nicht immer feiern, wie sie fallen. Manchmal kann man auch ein Fest dazu erfinden. Oder ein Fest so verändern, dass mit dem Neuen auch Überraschendes ins Spiel kommt. Goldene Konfirmationen zum Beispiel werden in den evangelischen Gemeinden mit schöner Regelmäßigkeit gefeiert. Aber man kann auch schon nach fünfundzwanzig Jahren ein Jubiläum feiern. In der Christuskirchengemeinde ist das jetzt erstmals der Fall. Sie feiert am 10. September Silberne Konfirmation, und zwar als Eröffnung des traditionellen Sommerfests im Wichernhaus. Die Fest-Premiere beginnt an diesem Samstag um 15 Uhr in der Christuskirche.

Ein Vierteljahrhundert Konfirmation – das muss gefeiert werden. So meinten es viele Ehemalige, die über diese Zeit hinweg noch immer mit mir in Verbindung stehen. Beim ersten Vortreffen war man schnell miteinander im Gespräch. Mir fiel es leicht, ich hatte meine Jubilare ja immer wieder gesehen. Nur bei einem musste die Pfarrerin zweimal hinschauen, um zu wissen, wen sie vor sich hatte. Wie das halt so ist, wenn das Haar nicht mehr so füllig ist wie noch vor der Jahrtausendwende. Aber die typische Geste und die unverwechselbare Stimmlage waren die unveränderlichen Erkennungsmerkmale geblieben. Im Lauf des Abends kam die Rede auf die Konfirmationssprüche. Einige der Ehemaligen bewahren diese Bibelverse als Herzensschatz. Und manche Konfirmationsurkunde hängt noch immer eingerahmt an der Wand, und sei es im Elternhaus.

Ich freue mich darauf, diese Bibelverse den knapp Vierzigjährigen noch einmal in ihrer Konfirmationskirche zu sagen. Ich freue mich auf festliche Musik eines Streicher-Ensembles im Gotteshaus und auf „Can’t Stop The Music“ von Acoustic Delite bei der anschließenden Feier im Kirchgarten. Nicht nur doppelt, sondern gleich dreifach freue ich mich, wenn viele Menschen aus der Christen- und Bürgergemeinde bei diesem besonderen Sommerfest dabei sind.

Aber jetzt ist erst mal Stadtschützenfest. Auch da geht es um Himmel und Erde. Auch da geht es im Kern um Gottes Herrlichkeit. Sie ist nichts anderes als seine Menschlichkeit.

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