Kolumne Corgi James Unterwegs zur Fischaufstiegsanlage

Mönchengladbach/Wegberg · Ein Ausflug in die Nachbarschaft führt Corgi James zur Wegberger Molzmühle. Vom Wanderparkplatz aus geht es hoch ins Naturschutzgebiet Schwalmbruch, später durch den kleinen Ortsteil Schwaam und ans Ufer des Mühlenbachs. Ein Rundweg mit abwechslungsreichen Bildern.

 Trotz seines lustigen Unterbaus ist Corgi James auch in einem Gebiet mit Steigungen leichtfüßig unterwegs.

Trotz seines lustigen Unterbaus ist Corgi James auch in einem Gebiet mit Steigungen leichtfüßig unterwegs.

Foto: Susanne Jordans

Seiner kurzen Beine wird man sich besonders bei Steigungen bewusst. Wie gut, dass ich trotz meines lustigen Unterbaus sehr leichtfüßig unterwegs bin. Denn gleich zu Beginn des Trips geht das Kraxeln los. Hoch hinauf wollen wir klettern, zu den knorrigen Buchen, den alten Kiefern, Fichten und Eichen, um von oben den Blick hinunter zur sich trödelig schlängelnden Schwalm zu werfen. Wir sind im Schwalmbruch, ein deutsch-niederländischer Feuchtwald, der von Swalmen über die Wacholderheide und durch das nördliche Schwalmbruch bis zum Elmpter Bruch führt.

In Teilen hat das Bruch seine Unberührtheit behalten. Hier auch. Auf verschlungenen Pfaden gelangen wir in luftige Höhen, genießen die Stille, lauschen dem glucksenden Flüsschen im Tal. Wie alt wohl die mächtigen Buchen sind? Ein paar hundert Jahre werden es wohl sein. Vergessen liegen gefallene Fichten und Birken im Wald, das Frühjahr gibt Sträuchern die Gelegenheit, sie zu überwuchern. Menschen treffen wir wenige auf unserer Route, ein paar sind mit ihren Hunden unterwegs, Mountainbiker probieren sich zögerlich an den Höhen und Tiefen des Bruchwalds.

Irgendwann wird der Pfad zu einem großzügigeren Waldweg. Vorbei an Bodendeckern und Farnen windet er sich über Hügel und durch Senken, fällt dann ab und trifft auf die Landstraße nach Schwaam, unseren nächsten Etappe. Gründe, nach Schwaam zu kommen, gibt es viele. Die liebevoll und aufwändig restaurierten, reetgedeckten Fachwerkhäuser zum Beispiel. In einem davon hat Margret Oberheid ihre Töpferei. Sie fertigt kunstvoll Gefäße, gemacht für die Ewigkeit. Wir haben schon einiges Steinzeug dort gekauft, meinen grünblauen Wassernapf etwa, der genau so viel Wasser aufnimmt, wie ich am Tag brauche, oder einfach ein Schälchen für allerhand, hübsch anzusehen.

Auf der folgenden Strecke bis zum nächsten Teil Bruchwald heißt alles Thomeshof: das Sträßchen, an dem die Töpferei liegt, die Reitpension für Wanderreiter, die Anlage für Einstaller, der Bauernhof. Eine Handvoll Wohnhäuser kommt noch dazu, mehr gibt es nicht. Schier endlos erstrecken sich Weiden und Koppeln, dahinter das leere Land.

Nun nimmt der Weg eine sanfte Biegung und führt auf den Hof von Karin und Stefan Gerards zu. Dank 1500 Freilandhühnern, aufgeteilt in drei Weidengruppen, ist die Versorgung mit frisch gelegten Eiern jederzeit gegeben. In die 24-Stunden-Verkaufshütte, aus der mir neben den Eiern auch die Düfte von Fleisch und Käse süß entgegenströmen, darf ich nicht mit rein. Nervös warte ich, bis meine Besitzerin mit Eiern und Aufschnitt im Gepäck wieder auftaucht.

Endlich geht’s weiter durch den tiefen Bruchwald, eine sich selbst überlassene Natur mit Buschwindröschen, Sumpfdotterblumen, Schilfen und Gräsern. Und dann sehen wir sie, die Fischaufstiegsanlage im Mühlenbach an der Molzmühle. Wer auch nicht weiß, was das ist: Man muss die Anlage als Fischpass sehen, der es den Tieren ermöglicht, Wehre zu überwinden. Ein solches für Fische unpassierbares Wehr wurde im Mühlenbach bereits im 16. Jahrhundert angelegt. Denn das längste Nebengewässer der Schwalm musste genügend Wasserkraft generieren, um das Rad der Molzmühle in Betrieb zu halten. Jetzt können Fische von der Schwalm kommend auch in den Mühlenbach schwimmen. So ist ihr Habitat erweitert, beide Bäche werden genutzt, und die historische Wehranlage an der Mühle bleibt erhalten.

Übrigens ist die Molzmühle selbst auch eine Zeugin der Geschichte, von ihr ist erstmals 1397 die Rede, seit 1506 auch urkundlich als Mühle verbrieft, deren Mahlbetrieb 1930 eingestellt wurde. 50 Jahre später zog ein Pächter ein, der die Mühle zum Restaurant umfunktionierte. Dabei ist es bis heute geblieben: Die Molzmühle beherbergt einen wunderbaren Landgasthof mit angeschlossenem kleinem Hotel. Weil der Betrieb coronabedingt noch geschlossen ist, können wir heute nur von einem Service-to-go profitieren. Zwei Kaffee für meine Menschen, ein paar Leckerlis für mich. Die Produkte genießen wir auf dem Wanderparkplatz, wie es sich gehört 50 Meter von der Molzmühle entfernt. Alles ein bisschen wie zu Studentenzeiten, meinen meine Menschen. Man wird eben bescheiden in der Pandemie.

Es grüßt euch der charmanteste Corgi vom linken Niederrhein, euer James.

Unsere Autorin Susanne Jordans schreibt in dieser Kolumne aus Sicht ihres Hundes.

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