Brauchtum in Mönchengladbach „Königsvesper“ mit Plüsch-Sonne über unbegrünten Plätzen
Mönchengladbach · Die Veranstaltung markiert den Übergang des Karnevals zum Sommerbrauchtum. Was nach mehreren Jahren Pause neu war, worauf sich die Schützen freuen und warum ein grüner Sonnenhausplatz nicht nur Zuspruch findet.
Wenn der Frost dem Frühling Platz macht, wird im Sitzungssaal des Rathauses Abtei traditionell Grünkohl mit Mettwurst aufgetischt: Die „Königsvesper“ markiert den Übergang des Karnevals zum Sommerbrauchtum. Die Pandemie ließ auch dieses zünftige Mahl mehrere Jahre pausieren. In der Zwischenzeit hat sich nicht nur der Chef im Rathaus geändert – Gastgeber war diesmal Felix Heinrichs (SPD), seit 2020 Oberbürgermeister –, sondern mit ihm auch das Speisenangebot: Aufgetischt war veganer Grünkohl (ohne Speckwürfel) Und wer wie Heinrichs ganz auf Fleisch verzichten wollte, konnte zu Kichererbsen greifen. Der Andrang darauf hielt sich jedoch in Grenzen.
Umso herzlicher waren die Worte, die vorher serviert wurden. Heinrichs gratulierte Bezirkspräses Johannes van der Vorst, der vor wenigen Tagen 55 Jahre Weihefest gefeiert hatte. 1983 habe van der Vorst als Bezirksjugendpräses bereits an einer „Königsvesper“ teilgenommen. Dabei treffen sich die Schützen mit Promis der Stadtgesellschaft. Angeführt wurden sie von Horst Thoren, dem amtierenden Bezirksschützenkönig Marc Winkens samt seinen Ministern Udo Nösen und Christoph Fels, Prinz Rico Lehmann und seinem Ritter Lukas Hütz, Schülerprinz Nico Oberuber und seiner Ritterin Annalena Neunkirchen. „Was Ihr vor Ort leistet, ist aller Ehren wert“, betonte Felix Heinrichs. Passend zum Anlass hatte er sich nicht nur eine grüne Krawatte umgebunden, sondern lobte auch die Kette des Schützenkönigs Winkens, die weitaus prächtiger strahlt als die des Oberbürgermeisters. Das sieht nicht nur Heinrichs so, auch zwei seiner Amtsvorgänger – Monika Bartsch und Hans Wilhelm Reiners – saßen im Publikum und nickten an dieser Stelle.
Bei so viel Lob ließ das Geschenk nicht auf sich warten. Thoren überreichte dem OB eine plüschige Sonne zum Umhängen und das Wörterbuch „Unges Platt“. Der Schützenchef hatte aber nicht nur Geschenke, sondern auch Wünsche dabei. „Gegen grüne Krawatten habe ich nichts, gegen die Partei auch nicht“, aber die geplante Begrünung des Sonnenhausplatzes mache ihm Sorgen, betonte Thoren. Denn dann bliebe für Veranstaltungen noch weniger Platz in der Stadt. „Das Stadtschützenfest gehört dahin, wo das Herz der Stadt schlägt.“ Dieses Jahr wird es auf dem Alten Markt stattfinden. Die Altstadtinitiative werde parallel einen Antikmarkt aufbauen. Thoren appellierte an alle „Freunde mit offenem Portemonnaie“ das Kulturgut Schützenfest zu fördern. Dabei gehe es auch darum, Preise für Imbiss oder Auftritte von Bands bezahlbar zu halten. „Das Schützenfest muss bezahlbar für alle sein“, sagte er.
Unter den Gästen waren Polizeipräsident Mathis Wiesselmann, die Banker Antonius Bergmann (Stadtsparkasse) und Hans-Peter Ulepic (Gladbacher Bank), RP-Karikaturist Nik Ebert, Bürgermeister Hajo Siemes und MGMG-Chef Friedhelm Lange. Für die Musik sorgte das Holzbläser-Trio der Musikschule mit Johanna Hoffacker, Filip Hofius und Martin Lickfett.