Klangkollektiv Düsseldorf in Mönchengladbach „Pausengespräche“ zwischen Kunst und Alltäglichkeit

Mönchengladbach · Das Klangkollektiv Düsseldorf verband auf der Studiobühne des Theaters Liedkunst, Klavierkonzert und Schauspiel. Wie dabei auch die Zuschauerperspektive eingebunden wurde.

Das Klangkollektiv Düsseldorf gestaltete den Konzert- und Theaterabend in Rheydt mit.

Das Klangkollektiv Düsseldorf gestaltete den Konzert- und Theaterabend in Rheydt mit.

Foto: Rick, Markus (rick)/Markus Rick (rick)

Die vor Beginn verteilten Liedtexte ließen manche Besucher befürchten, sie müssten beim Konzert- und Theaterabend „Pausengespräche“ mit dem Klangkollektiv Düsseldorf mitsingen. Doch die Interpretationen der Liedkunst mit Werken von Richard Strauss, Arnold Schönberg, Richard Wagner, Alban Berg und anderen Komponisten übernahmen ausschließlich die Sopranistinnen Xenia von Randow und Lisa Katarina Zimmermann zur souveränen Begleitung des Pianisten Max Philip Klüser.

Unter dem Titel „Aufbruch 1900“ gestalteten die Sängerinnen im Wechsel und am Ende auch im Duett die Werke reich differenziert und einfühlsam mit schönen Höhen. Für Zimmermann war der Auftritt im Theater Mönchengladbach eine Rückkehr an den Ort, wo sie während ihres Musikstudiums debütiert hatte. Klüser ergänzte die facettenreiche Begleitung wie auch den musikalischen Wettstreit zu expressiv gesteigerten Partien um das solistische und virtuose Spiel zu Etüden aus Sergej Rachmaninows Schaffen.

So war der klassische Konzertpart der „Pausengespräche“. Die anfängliche Erwartung an eine Einbindung der Zuschauerperspektive war dennoch berechtigt, obwohl sich die Liedtexte für die Nachbereitung empfahlen. Mit Richard Strauss‘ „Ständchen“ aus den sechs Liedern Opus 17 Nr. 2 setzte Autor und Regisseur Peter Thiers im Musiktheater auf einen klassischen Konzerteinstieg. Doch kaum wollte nach dem Auftakt der Applaus einsetzen, unterbrach ein scheinbar verspätetes Besucherpaar die charakteristische Atmosphäre. Das war der Einstieg zum beständigen Wechsel von musikalischen Darbietungen und schauspielerischen Einlagen mit fließenden und kontrastierenden Übergängen zwischen Kunst und alltäglichen Lebenswelten potenzieller Zuschauer.

Denn Grundidee des Konzertabenteuers war der Gedanke, dass jeder eine Vorstellung unter dem Eindruck eigener kleiner Geschichten erlebt. Dabei wurden Bühnenakteure auch zu Zuschauern, deren Mimik das Hörerlebnis zu spiegeln schien. Johanna von Gutzeit und Alex Friedland gaben den schauspielerischen Part in wechselnden Konstellationen als jung verliebtes Paar wie auch lebenserfahrene Senioren. Ihr lebhaftes Spiel barg über inhaltliche Verknüpfungen die verdeckte Moderation zu den aufgeführten Liedern und Klavierwerken. Das abschließende Lied, im eindringlichen Duett der Sängerinnen in berührender Intensität serviert, schien die Geschichten der Protagonisten zu kommentieren.

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