Kindergarten in Mönchengladbach Wie Kita-Kinder über Krieg und Frieden reden
Hardterbroich-Pesch · Wie Menschen verschiedener Kulturen und Religionen gemeinsam Schönes schaffen können, zeigte in Hardterbroich-Pesch ein ganzes Viertel. Die Kita Pfiffikus lud zu einem internationalen Friedensfest ein.
Krieg beschäftigt schon die Kleinsten. Die Kinder im Kinder- und Familienzentrum Pfiffikus stellten in den vergangenen Monaten viele Fragen: „Warum gibt es eigentlich Krieg?“, „Wieso sind meine Freunde geflüchtet?“. Weil das Thema nicht nur in der Kita eine Rolle spielte, sondern im gesamten Stadtteil Hardterbroich-Pesch, entstand ein Projekt, bei dem viele Menschen, Vereine und Organisationen mitmachten: „Lichtblicke in dunklen Zeiten“. Ein halbes Jahr lang wurde in dem Viertel an einer gemeinschaftlichen Friedensbotschaft gearbeitet. Dabei hatte es keine Rolle gespielt, welchem Kulturkreis oder welcher Religionsgruppe man angehörte, ob eine körperliche oder geistige Beeinträchtigung vorlag oder nicht. „Alle konnten dabei sein“, sagt Samira Rippegather, Leiterin des Familienzentrums.
So entstanden in enger Kooperation zwischen dem Kinder- und Familienzentrum Pfiffikus, den Paule-Kids und dem Paul-Schneider-Haus der evangelischen Friedenskirchengemeinde zwei Aktionen. Da waren zum einen die Friedensbotschaften. „Wir hatten 250 kleine Täfelchen, die jeder individuell gestalten konnte“, berichtet Rippegather. Nicht nur die Kita-Kinder seien kreativ gewesen, auch Einzelpersonen, Chöre und Vereine hätten sich beteiligt. Sie alle bemalten, bestickten oder beschrieben die kleinen Leinwände, die schließlich zu einem großen Bild zusammengesetzt wurden. „Das war sehr schön. So konnte man den Kindern nachher bildlich deutlich machen, dass viele einzelne Menschen verschiedener Nationen und Religionen gemeinsam etwas richtig Schönes schaffen können“, sagt Rippegather.
Musik stand beim zweiten Projekt im Fokus. Auch da war der Impuls aus den Reihen der beteiligten Menschen im Viertel gekommen. „Schnell war klar. Wir brauchen Lieder. Laut müssen sie sein, zu verstehen müssen sie sein, darüber war man sich einig“, berichtet die Leiterin des Familienzentrums. Zum Start des großen Friedensfest trommelten Kinder und Erwachsene im afrikanisch-deutschen Rhythmus. Auch Musiker kamen in die Kita, wie André Parfenov, ein Pianist und Komponist, der über die Grenzen Deutschlands bekannt ist. Er trat ohne Gage mit Paply Ouro, Trommler, und Ken Rippegather, Bass, spontan in dem Kindergarten auf. Antje Brand, die Pfarrerin des Bezirks, griff das Thema Frieden in ihrer Predigt auf. Bei dem Lied „Der Traum vom Frieden“ entsorgten die Kinder demonstrativ alle „Waffen“ und bauten symbolisch aus dem Müll Trillerpfeifen, mit denen sie lautstark den Krieg beendeten und den Frieden herein pfiffen.
Das Schlusslied wurde in Englisch mitgesungen. Der Refrain aber wurde in Deutsch, Französisch, Türkisch, Arabisch, Italienisch, Spanisch, Griechisch, Bulgarisch und Polnisch vorgesprochen und von den Kindern wie Erwachsenen mitgesprochen. Am Ende sprach eine Ukrainerin den Refrain in ihrer Muttersprache und danach auf Russisch, womit sie zeigte, dass sie auch die Sprache ihres Mannes spricht.
Im Anschluss verlieh die Martin- Ruf-Stiftung, die beide Projekte begleitet hatte, einen Preis. Alle, die mitgemacht hatten, waren sich einig: „Kriege brauchen wir nicht! Wir brauchen Lichtblicke. Lichtblicke, die Tränen der Rührung hervorrufen, wie bei diesem Fest. Keine Tränen, der Trauer und des Verlustes wie in Zeiten des Krieges.“
Der Vormittag fand sein Finale beim gemeinsamen Essen. Die Speisen waren, wie alles an diesem Tag, international: Eine kulinarische Reise durch viele Länder.