Kassiererin in Mönchengladbach An der Supermarktkasse - Ausblenden und weitermachen

Mönchengladbach · Nadine Frenzel ist eine von Tausenden Kassiererinnen im Land, die trotz Corona-Krise weiter ihre Arbeit tun. Manchmal bedanken sich Kunden des Rheydter Supermarktes bei ihr und ihren zehn Kolleginnen sogar dafür.

 Nadine Frenzel am 1. April an der Kasse des Rheydter Marktes – inzwischen sind die Arbeitsplätze dort mit Acrylscheiben zwischen Kunden und Mitarbeiterinnen versehen.

Nadine Frenzel am 1. April an der Kasse des Rheydter Marktes – inzwischen sind die Arbeitsplätze dort mit Acrylscheiben zwischen Kunden und Mitarbeiterinnen versehen.

Foto: Holger Hintzen

Artikel vom Band nehmen, zum Registrieren über die Glasscheibe ziehen, beiseite schieben, nächsten Artikel vom Band nehmen… Kassiererinnen wie Nadine Frenzel machen so etwas Tausende Mal am Tag. In normalen Zeiten schon Arbeit genug, doch wenigstens ohne die Frage im Hinterkopf: Durch wie viele Hände mag das schon gegangen sein? In der Corona-Krise dürfte sich diese Frage aber wohl aufdrängen, oder? „Das blende ich aus“, sagt Frenzel. Einen zu hundert Prozent sicheren Schutz vor einer Infektion mit dem Virus kann es wohl nicht geben, wenn man täglich mit Hunderten Menschen zu tun hat. Aber immerhin haben Frenzel und die zehn Kassiererinnen in ihrem Team Gummihandschuhe und sitzen seit einigen Tagen nun auch hinter Acrylglasscheiben.

Nadine Frenzel ist Teamleiterin der zehn Kolleginnen und arbeitet im Edeka-Markt an der Mittelstraße in Rheydt. Immer noch, denn Supermärkte sind, was in diesen Tagen „systemrelevant“ genannt wird: unerlässlich für die Grundversorgung. Frenzel, ihre Kolleginnen und alles Kassenpersonal in allen Mönchengladbacher Supermärkten leisten also nicht einfach nur Dienst am Kunden. In diesen Zeiten leisten sie quasi Dienst an der Bevölkerung.

Und die reagiert nicht immer dankbar, wenn in manchen Märkten etwa Toilettenpapier nur noch auf Nachfrage oder in begrenzter Paket-Zahl ausgegeben wird; wenn Personal darum bittet, den nötigen Sicherheitsabstand einzuhalten oder Hefe und Mehl ausverkauft sind. Auch gegenüber ihrem Team habe der ein oder andere Kunde schon mal „quergeschossen“, sagt die 40-jährige Team-Chefin. Aber auch da bleibt sie kundenorientiert. „Die meisten zeigen Verständnis“, fügt sie gleich hinzu. Ganz im Sinne der Devise, die ihr auch der Button aufträgt, den sie an der Bluse trägt: „Mit Herz“. Mit einem Ständchen hat zwar bislang noch keiner das Durchhalten der Kassiererinnen in dem Rheydter Markt belohnt. „Aber einige Kunden bedanken sich, mehr als früher“, sagt Frenzel.

Auch wenn Frenzels fünfzehnjährige Tochter und der elfjährige Sohn der Alleinerziehenden momentan daheim einiges alleine managen müssen, während Mutter auf Arbeit ist, und auch wenn sich Nadine Frenzel über jede Minute freut, die sie mit ihren Kindern verbringen kann, sagt sie: „Ich bin auch froh, dass ich meinen Beruf auch jetzt weiter ausüben kann. Freunde und Bekannte, die Kurzarbeit machen, haben auch noch die Sorge, wie sie ihre Miete bezahlen sollen.“

Frenzels Telefon klingelt. „Ja, Du musst an Kasse drei kassieren“, sagt Frenzel. Und dann geht es offenbar auch noch um den Dienst in den nächsten Tagen. „Perfekt“, sagt Frenzel kurz bevor sie das Gespräch beendet. Die zehn Kolleginnen zu koordinieren macht in diesen Tagen mehr Arbeit als sonst. Aber die Kollegen zögen mit, sagt Frenzel: „Wir helfen uns untereinander.“

Dass sich ihr Arbeitsalltag einmal auf eine solche Weise verändern würde, hätte sich Nadine Frenzel wie viele andere vor wenigen Wochen noch nicht vorstellen können. „Anfangs hat man zwar etwas von einer Lungenkrankheit in China gehört, aber das war weit weg. Jetzt ist es bei uns angekommen, das hätte ich nicht gedacht“, sagt Frenzel. Und im Markt bedeutet das unter anderem: Auf dem Boden markieren gelb-schwarze Klebestreifen Sicherheitsabstände und Kunden dürfen nur noch mit einem Einkaufswagen in den Markt – weil so ein Metallgefährt automatisch Distanz schafft.

Nach der Arbeit versucht die 40-Jährige, so wenig wie möglich über Corona nachzudenken und sich ihren beiden Kindern zu widmen. Nach Ostern ist Urlaub in Sicht, in dem hoffentlich auch Zeit ist zu entspannen ist – auch wenn es nicht, wie einmal geplant, nach Mallorca gehen wird.

Info: Besuchen Sie auch die neue Plattform der Rheinischen Post unter www.rp-gemeinsamstark.de. Auf dieser Plattform wollen wir Helfer und Hilfsbedürftige zusammenführen, beispielsweise für den Einkauf für einen älteren Nachbarn oder das Hilfspaket für Obdachlose. Gleichzeitig wollen wir einen Marktplatz für Dienstleistungsunternehmen aus Handel, Handwerk und Gastronomie schaffen, die durch die Krise in Not geraten sind.

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